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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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T-Shirt, Bluejeans, eine Jeansjacke und Turnschuhe. Er hielt die Arme verschränkt und hatte die Hände in die Achselhöhlen geklemmt. Seine Armbanduhr war eine Breitling — vermutlich eine Fälschung — mit verwirrend vielen Zeigern und viel zu groß für sein Handgelenk. Sie sah mehr danach aus, als hätte er sie erworben, indem er soundso viele Packungsabschnitte gesammelt und eingesandt hatte. »Und wie geht’s Danielle? Ich konnte aus der Kuh am Empfang keine vernünftige Antwort herausholen.«
    Cheneys Piepser ging los. Er sah die angezeigte Nummer nach. »Mist... bin gleich wieder da«, murmelte er.
    Lester, dem wohl unbehaglich zumute war, schien auf den Fersen auf und ab zu federn und starrte Cheney hinterher, der zum Empfang hinüberging.
    Ich hielt es für angebracht, das Eis zu brechen. »Sie sind Danielles persönlicher Manager?«
    »Stimmt genau. Lester Dudley«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Ich schüttelte sie trotz meines Widerwillens, Körperkontakt aufzunehmen. »Kinsey Millhone«, sagte ich. »Ich bin mit ihr befreundet.« Wenn man Informationen braucht, darf man sich nicht durch persönliche Animositäten behindern lassen.
    Er fuhr fort: »Die Schaltertante hat’s mir ganz schön schwergemacht, wollte mir nicht einmal Auskunft geben, nachdem ich ihr gesagt habe, wer ich bin. Wahrscheinlich eine von diesen Emanzen.«
    »Bestimmt.«
    »Wie geht’s ihr? Die Ärmste. Ich habe gehört, daß sie wirklich bestialisch zusammengeschlagen worden ist. War wahrscheinlich irgendein Cracksüchtiger. Das sind fiese Schweine.«
    »Der Arzt ist gegangen, bevor ich mit ihm sprechen konnte«, sagte ich. »Vielleicht hatte die Empfangsdame Anweisung, keine Auskünfte zu erteilen.«
    »He, die doch nicht. Dazu hat es ihr viel zuviel Spaß gemacht. Hat sich auf meine Kosten amüsiert. Nicht daß es mir etwas ausmachen würde. Ich stehe ja ständig unter Beschuß von diesen Emanzenweibern. Ich dachte, sie hätten es mittlerweile aufgegeben, aber nein, zu früh gefreut. Erst letzte Woche machte so eine Bande von denen Randale. Haben sich auf mich gestürzt wie die Wilden und behauptet, ich würde weiße Sklaverei betreiben. Können Sie sich das vorstellen? So ein Scheiß. Wie können sie von weißer Sklaverei reden, wenn die Hälfte meiner Mädchen schwarz ist?«
    »Sie nehmen es zu wörtlich. Ich glaube, Ihnen ist der Kernpunkt entgangen«, sagte ich.
    »Ich werde Ihnen sagen, was der Kernpunkt ist«, sagte er. »Diese Mädchen verdienen gutes Geld. Hier geht es um dicke Kohle, Megadollars. Wo können denn diese Mädchen sonst soviel Geld verdienen? Sie haben keine Ausbildung. Die Hälfte von ihnen hat einen zweistelligen IQ. Die Mädchen hören Sie nicht jammern. Beklagen sie sich etwa? Überhaupt nicht. Sie leben wie die Königinnen. Und ich sage Ihnen noch etwas. Diese Emanzen bieten ihnen rein gar nichts. Weder Jobs noch Ausbildung noch staatliche Unterstützung. Was mischen die sich also ein? Diese Mädchen müssen sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Möchten Sie wissen, was ich ihnen gesagt habe? Ich habe gesagt: >Meine Damen, das hier ist ein Geschäft. Ich schaffe den Markt nicht. Es geht um Angebot und Nachfragen Die Mädchen bieten Waren und Dienstleistungen an — das ist alles. Glauben Sie, daß ihnen das etwas ausmacht? Wissen Sie, worum es geht? Sexuelle Unterdrückung. Dieser Haufen von männerhassenden Flintenweibern. Sie hassen Männer, und es ist ihnen zuwider, wenn sie sehen, wie sich jemand mit dem anderen Geschlecht vergnügt...«
    »Oder«, sagte ich, »vielleicht haben sie etwas dagegen, daß jemand junge Mädchen ausbeutet. Nur eine kühne Vermutung meinerseits.«
    »Tja, wenn sie so denken — wo liegt dann das Problem?« fragte er. »Ich denke genauso. Aber sie behandeln mich, als ob ich der Feind wäre, und das begreife ich nicht. Meine Mädchen sind sauber und werden gut beschützt, und daran gibt es nichts zu rütteln.«
    » Danielle wurde gut beschützt?«
    »Natürlich nicht«, sagte er und verzweifelte beinahe an meiner Begriffsstutzigkeit. »Sie hätte auf mich hören sollen. Ich habe zu ihr gesagt: >Nimm keine Kerle mit nach Hause.« Ich habe gepredigt: »Steig mit keinem ins Bett, wenn ich nicht vor der Tür stehe.« Das ist mein Job. So verdiene ich mir meinen Anteil. Ich fahre sie, wenn sie verabredet ist. Kein Verrückter wird sie auch nur anrühren, wenn sie einen Beschützer dabei hat, Herrgott noch mal. Wenn sie nicht anruft, kann ich ihr nicht helfen. So einfach

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