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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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als ich unter der Dusche stand. Ich sah auf die Uhr. Offensichtlich war er erst vor einer Viertelstunde dagewesen, und so mußte ich annehmen, daß es noch zu früh war, um ihn unter einer der beiden Nummern zu erreichen. Ich steckte Band und Abschrift in meine Handtasche und ging in einen Coffee Shop, wo es vierundzwanzig Stunden am Tag Frühstück gibt.
    Ich studierte Hectors Aufzeichnungen, während ich mich wie ein Schwein mit einem Teller genau jener Lebensmittel vollstopfte, die Ernährungsexperten verbieten. Es war ihm nicht gelungen, wesentlich mehr zu verstehen als ich. Zu meiner Seite mit Notizen hatte er folgendes hinzugefügt:
    »So was ist mir total zuwider... mich nachdenken. Du bist nicht...«
    »Ach, komm schon. Ich mache doch nur Witze... [Lachen] Aber I du mußt zugeben, es ist eine tolle Idee. Sie geht jeden Tag zur , gleichen Zeit rein... Effet...«
    »Du bist echt krank ...«
    »Man sollte sich eben nicht in meine... [klapper... klirr]«
    Geräusch von Wasser... Quietschen...
    »Wenn irgend etwas passiert, werde ich...«
    Bums, bums...
    »Das ist mein Ernst... Stubby-«
    »Keine Verbindung...«
    Lachen... Stühlescharren... Rascheln... Gemurmel...
    Unten auf die Seite hatte er drei große Fragezeichen gekritzelt. Ganz meine Meinung.
    Bei Danielles Häuschen angekommen, parkte ich wie am Abend zuvor in der Gasse neben der Hecke. Mittlerweile war es dunkel. Wenn das so weiterging, würde ich nie wieder die Sonne hoch am Himmel stehen sehen. Ich holte meine Taschenlampe heraus und überprüfte die Batterien. Ein paar Minuten lang schlenderte ich langsam an den Seiten der Gasse auf und ab und leuchtete links und rechts mit der Lampe ins Gebüsch. Ich erwartete nicht, auf irgend etwas zu stoßen. Ich suchte auch nicht direkt nach »Beweisstücken« im eigentlichen Sinne. Ich wollte ergründen, wohin Danielles Angreifer gegangen sein könnte. Es gab unzählige Stellen, an denen er sich versteckt, Gärten, die er durchquert haben könnte, um auf der einen oder anderen Seite auf die Straße zu gelangen. Mitten in der Nacht kann sogar ein schlanker Baumstamm Deckung bieten. Meiner Meinung nach hatte er in Sichtweite Stellung bezogen und zugesehen, wie der Rettungswagen und die ganzen Polizeistreifen eintrafen.
    Ich ging zu Danielles Häuschen zurück und durchquerte den Garten, bis ich zum Haupthaus kam. Dort stieg ich die Hintertreppe hinauf und klopfte an das erleuchtete Küchenfenster. Ich sah, wie Danielles Vermieter Teller vom Abendessen mit klarem Wasser nachspülte, bevor er sie auf den Geschirrständer stellte. Etwa im gleichen Moment entdeckte er mich und kam an die Hintertür, wobei er sich die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete. Er gab mir einen Schlüssel, und wir sprachen kurz über den Überfall. Er war um zehn Uhr zu Bett gegangen. Er sagte, er hätte keinen festen Schlaf, aber sein Schlafzimmer läge im Obergeschoß zur Straße hinaus, und deshalb hätte er überhaupt nichts gehört. Er war ein Mann in den Siebzigern, Soldat im Ruhestand, obwohl er mir nicht verriet, von welcher Waffengattung. Falls er wußte, wie sich Danielle ihren Lebensunterhalt verdiente, so gab er keinen Kommentar dazu ab. Er schien sie ebenso gern zu mögen wie ich, und das war das einzige, was mich interessierte. Ich gab Unkenntnis über ihr derzeitiges Befinden vor und vertraute ihm lediglich an, daß sie überlebt hatte und man damit rechnete, daß sie sich wieder erholte. Er fragte nicht genauer nach.
    Ich ging den gepflasterten Weg zu Danielles kleiner Veranda entlang. Das Band zur Absperrung des Tatorts war entfernt worden, aber um den Türknauf herum und am Türrahmen konnte ich immer noch Spuren des Fingerabdruckpuders erkennen. Das lumpenumwickelte, blutige Rohrstück würde vermutlich auf Fingerabdrücke untersucht werden, aber ich bezweifelte, daß dabei viel herauskäme. Ich betrat das Häuschen und schaltete das Deckenlicht an. Die Blutschlieren sahen aus wie ein Rorschachtest, ein dunkelrotes Muster aus Flecken und Ausrufezeichen an den Stellen, wo die Wucht der Schläge das Blut in zwei Streifen über die Wand hatte spritzen lassen. Der blutbefleckte Teppich war entfernt und vermutlich in die Mülltonne hinten auf dem Grundstück geworfen worden. Das Blut auf der Fußleiste sah aus wie Farbtropfen.
    Die gesamte Wohnung bestand aus gerade anderthalb Zimmern und war billig gebaut. Ich ging die Räume ab, aber es gab nicht viel zu sehen. Danielles Wohnung war genauso klein wie meine. Es hatte den

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