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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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klaren Gesichtszügen, einer aus der Armee von Fachleuten, die die zivilisierte Welt ein bißchen reibungsloser funktionieren lassen. »Das Vertrackteste, was ich je gesehen habe«, sagte er zum Hilfssheriff. »Um einen solchen Unterwasserscheinwerfer zu zerbrechen, müßte man einen Stock nehmen und von oben dagegenstoßen. Die Polizei wird feststellen, wann der Pool zum letzten Mal gewartet wurde, aber da hat jemand richtig zugeschlagen. Das gibt einen gigantischen Prozeß, glaub mir.«
    Der Experte für Fingerabdrücke meldete sich zu Wort. »Glauben Sie, der Gärtner könnte es gewesen sein?«
    »Was gewesen? Man stößt einen Unterwasserscheinwerfer nicht versehentlich kaputt. Ich habe es dem Detective schon gesagt, daß dieses Glas massiv ist. Das ist harte Arbeit. Wenn es Nacht und die ganzen Lichter an gewesen wären, hätte es vielleicht jemand gemerkt. Bei Tageslicht wie jetzt und mit diesen ganzen schwarzen Fliesen, kann man ja kaum am vorderen Ende bis auf den Grund schauen, geschweige denn am anderen Ende.«
    Von der entgegengesetzten Seite der Terrasse winkte der Detective den Elektriker wieder zu sich her, und dieser setzte sich in Bewegung. Um mich herum hatten inzwischen der Hilfssheriff und der Fingerabdruckexperte ein Gespräch über jemanden angefangen, der von seinem elektrischen Rasenmäher mit einem Stromschlag ins Jenseits befördert worden war, weil seine Mutter, die sich nützlich machen wollte, den Stecker mit seinen drei Stiften in ein Verlängerungskabel mit nur zweien gesteckt hatte. Die Isolierung am Nulleiter war defekt, was zu direktem Kontakt zwischen dem Kabel und dem Metallgriff des Rasenmähers geführt hatte. Der Hilfssheriff erläuterte die Ausmaße des Schadens in allen Einzelheiten und verglich diesen Fall mit einem anderen, den er erlebt hatte, nämlich als ein Kind ein Stromkabel durchbiß, während es in einer Wasserlache im Badezimmer stand.
    Ich dachte immer noch über die Bandaufnahme nach und ließ mir ständig den Satz Sie geht jeden Tag zur gleichen Zeit rein durch den Kopf gehen. Vielleicht war Esselmann gar nicht das vorgesehene Opfer gewesen, sondern Serena. Ich sah mich nach Cheney um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Ich sprach den mir am nächsten stehenden Detective an. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mit Mr. Esselmanns Tochter spräche? Es dauert nur eine Minute. Ich bin mit ihr befreundet«, sagte ich.
    »Ich will nicht, daß Sie über Mr. Esselmanns Tod sprechen. Das ist meine Sache.«
    »Es geht nicht um ihn. Es dreht sich um etwas anderes.«
    Er musterte mich einen Augenblick und sah dann weg. »Machen Sie’s kurz«, sagte er.

20

    Ich ging durch die Küche in den vorderen Teil des Hauses. In der Halle wandte ich mich nach rechts und stieg die Treppe hinauf. Ich hatte keine Ahnung, wo die Schlafzimmer lagen. Ich ging den Flur entlang, an einem Zimmer nach dem anderen vorbei. Am Ende des Korridors kam eine T-förmige Gabelung mit einem Wohnzimmer zur Rechten und einem Schlafzimmer zur Linken. Ich sah Serena unter einer leichten Decke auf einem Himmelbett liegen. Das Zimmer war sonnig und geräumig, tapeziert mit einer gelb-weißen Tapete mit einem winzigen Rosenmuster, und vor den Fenstern hingen weiße Vorhänge. Alles, was aus Holz war, war ebenfalls weiß.
    Serena schien nicht zu schlafen. Ich klopfte an den Türrahmen. Sie wandte den Kopf um und sah mich an. Es kam mir nicht so vor, als ob sie geweint hätte. Ihr Gesicht war blaß und wies keinerlei Spuren von Tränen auf. In ihren Augen stand eher Resignation als Kummer geschrieben, falls man diese Unterscheidung überhaupt treffen kann. Sie fragte: »Sind sie jetzt fertig da draußen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es wird vermutlich noch eine Weile dauern. Soll ich irgend jemanden verständigen?«
    »Eigentlich nicht. Ich habe Roger angerufen. Er kommt herüber, sobald er sich in der Anlage frei machen kann. Wollten Sie etwas Bestimmtes?«
    »Ich muß Sie etwas fragen, falls Sie die Störung verkraften können.«
    »Ist schon in Ordnung. Worum geht es?«
    »Benutzen Sie den Pool täglich?«
    »Nein. Ich bin nie gern geschwommen. Das war Daddys Leidenschaft. Er hat sich den Swimmingpool vor ungefähr fünf Jahren anlegen lassen.«
    »Schwimmt hier sonst noch jemand? Eines der Dienstmädchen oder die Köchin?«
    Sie überlegte kurz. »Hin und wieder ruft eine Freundin an und fragt, ob sie den Pool benutzen darf, aber sonst niemand«, antwortete sie. »Weshalb?«
    »Unter Umständen, die ich

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