Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht
nicht weiter ausführen möchte, habe ich ein aufgezeichnetes Gespräch gehört. Lorna hat mit einem Mann gesprochen, der die Formulierung Sie geht jeden Tag zur gleichen Zeit rein verwendet hat. Ich dachte, das könnte sich aufs Schwimmen beziehen, aber damals konnte ich keinen Sinn darin erkennen. Ich habe mich nur gefragt, ob es auf dem Anwesen eine >Sie< gibt, die >jeden Tag zur gleichen Zeit reingeht<.«
Sie lächelte matt. »Nur die Hündin, und die geht auch nur rein, wenn Dad reingeht. Sie haben sie ja neulich abends gesehen. Sie spielen Stöckchen holen, und wenn er seine Bahnen schwimmt, paddelt sie neben ihm her.«
Das verwirrte mich etwas. »Ich dachte, der Hund sei ein Männchen. Heißt er nicht Max?«
»Maxine. Abgekürzt Max«, sagte sie. »Ihr richtiger Name ist eigentlich noch viel länger, weil sie einen Stammbaum hat.«
»Ah, Maxine. Wie geht’s ihr? Ich habe sie unten nicht gesehen. Ich dachte, sie wäre vielleicht hier oben bei Ihnen.«
Serena kämpfte sich mühsam in Sitzposition. »Um Himmels willen. Danke, daß Sie mich daran erinnern. Sie ist immer noch im Hundesalon. Ich habe sie heute morgen in aller Herrgottsfrühe dort hingebracht. Die Besitzerin hat sogar uns zuliebe früher aufgemacht. Ich hätte sie um elf Uhr abholen sollen, habe es aber völlig vergessen. Bitten Sie doch Mrs. Holloway hinüberzufahren oder dort anzurufen, damit sie wenigstens Bescheid wissen. Die arme Max, das arme Mädchen. Sie wird umkommen ohne Daddy. Die beiden waren unzertrennlich.«
»Mrs. Holloway ist die Haushälterin? Ich habe sie auch nicht gesehen, aber ich kann den Anruf übernehmen, wenn Sie möchten.«
»Bitte. Vielleicht kann Roger Max auf dem Weg hierher abholen. Sie ist im Montebello-Hundesalon unten im Ort. Die Nummer steht an der Pinnwand in der Küche. Ich möchte Ihnen keinerlei Umstände machen.«
»Das sind keine Umstände«, sagte ich. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
»Mir geht’s gut, ehrlich. Ich brauche nur etwas Zeit für mich allein, dann komme ich herunter. Ich werde vermutlich sowieso noch einmal mit dem Detective sprechen müssen. Ich kann das alles gar nicht fassen. Es ist derart grotesk.«
»Lassen Sie sich Zeit«, sagte ich. »Ich werde im Hundesalon sagen, daß Max etwas später abgeholt wird. Soll ich die Tür zumachen? Dann wäre es vielleicht ruhiger.«
»Gerne. Und vielen Dank.«
»Keine Ursache. Das mit Ihrem Vater tut mir leid.«
»Nett von Ihnen.«
Ich verließ das Zimmer und schloß die Tür hinter mir. Dann ging ich hinunter in die Küche und rief im Hundesalon an. Ich stellte mich als eine Freundin von Serena vor und erklärte, daß ihr Vater völlig unerwartet gestorben sei. Die Frau war äußerst freundlich und drückte ihr Beileid aus. Der Salon schloß um drei, und sie sagte, sie könne Max ohne weiteres auf dem Nachhauseweg vorbeibringen. Ich hinterließ eine entsprechende Nachricht und nahm an, daß entweder Mrs. Holloway oder Serena sie entdecken würden.
Als ich auf die Terrasse zurückkehrte, waren die Leichen bereits weggebracht worden, und die Fotografin hatte ihre Ausrüstung zusammengepackt und war gegangen. Weder der Elektriker noch der Leichenbeschauer noch sein Assistent waren irgendwo zu sehen. Der Experte für Fingerabdrücke bearbeitete gerade die Geräte für die Wartung des Pools. Am näher gelegenen Ende des Beckens sah ich Cheney mit dem jüngeren der beiden Detectives sprechen, seinem Freund Hawthorn, wie ich vermutete, obwohl er uns nicht miteinander bekannt gemacht hatte. Als er mich entdeckte, beendete er das Gespräch und kam über die Terrasse auf mich zu. »Ich habe mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist. Sie sind hier fast fertig. Möchtest du gehen?«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte ich.
Wir sprachen nicht viel, bis wir das Haus verlassen hatten und die Einfahrt bis zu der Stelle hinuntergegangen waren, wo Cheney seinen Wagen geparkt hatte. Dann sagte ich: »Wie lautet denn die aktuelle Theorie? Es kann einfach kein Unfall gewesen sein. Das wäre ja absurd.«
Cheney schloß die Beifahrertür auf und hielt sie mir. »Auf den ersten Blick sieht es nicht danach aus, aber warten wir mal ab, was sie herausfinden.«
Er schloß die Tür auf meiner Seite und kappte damit erfolgreich das Gespräch. Ich beugte mich hinüber und entriegelte die Fahrertür, mußte aber trotzdem warten, bis er um den Wagen herumgegangen war und sich gesetzt hatte. Er ließ sich hinter das Lenkrad gleiten.
»Sei nicht so kleinkariert
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