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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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einfach ab, was er entdeckt. Jedenfalls ist momentan Hawthorn mit den Jungs von der Spurensicherung drüben am Haus, und ich mache mich jetzt auch auf den Weg. Willst du vorbeikommen und mich abholen?«
    »Gib mir sechs Minuten. Ich warte draußen.«
    »Bis dann.«

    Als Cheney und ich zum Eingang von Clark Esselmanns Anwesen kamen, drückte er auf den Knopf und meldete unsere Ankunft einer dumpf klingenden Stimme am anderen Ende. »Einen Moment bitte, ich frage nach«, sagte der Mann und unterbrach die Verbindung. Auf der Fahrt hatte ich Cheney soviel wie möglich über Esselmanns Zusammenstoß mit Stubby Stockton auf der Versammlung am Abend zuvor erzählt. Außerdem berichtete ich ihm von meinem Gespräch mit Berlyn und von Danielles Behauptung, daß Esselmann ein Verhältnis mit Lorna gehabt hatte.
    »Du warst ganz schön fleißig«, bemerkte er.
    »Nicht fleißig genug. Ich bin gestern abend hier vorbeigefahren, da ich fand, daß ich mit ihm sprechen sollte. Ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich sagen wollte, aber dann stellte sich heraus, daß das ganze Haus finster war, und ich hielt es nicht für angebracht, den gesamten Haushalt zu wecken, um ihn wegen seiner angeblichen perversen Vorlieben zu befragen.«
    »Tja, nun ist es zu spät.«
    »Ja, allerdings«, sagte ich.
    Die Tore schwangen auf, und wir kurvten die Auffahrt hinauf, die auf beiden Seiten von Fahrzeugen gesäumt war: zwei neutrale Wagen, der Kleinlastwagen des Elektrikers und ein städtisches Fahrzeug, das vermutlich dem Leichenbeschauer gehörte. Cheney parkte den Mazda hinter dem letzten Wagen in der Reihe, und wir gingen zu Fuß weiter. Direkt vor dem Haus standen ein Rettungswagen der Feuerwehr und ein orange-weißer Krankenwagen neben einem schwarz-weißen Streifenwagen vom Büro des Sheriffs. Ein uniformierter Hilfssheriff verließ seinen Posten an der Eingangstür und kam uns entgegen. Cheney zeigte ihm seine Dienstmarke, und die beiden sprachen kurz miteinander, bevor der Hilfssheriff uns durchwinkte.
    »Wie kommt es, daß du hineindarfst?« fragte ich leise, als wir die Veranda überquerten.
    »Ich habe Hawthorn erzählt, daß es einen vagen Zusammenhang mit einem Fall geben könnte, an dem wir arbeiten. Er hat nichts dagegen, solange wir nicht stören«, sagte Cheney. Er drehte sich um und deutete mir mit dem Finger ins Gesicht. »Wenn du irgendwelchen Ärger machst, dreh’ ich dir den Hals um.«
    »Warum sollte ich Ärger machen? Ich bin genauso neugierig wie du.«
    An der Haustür blieben wir stehen und machten zwei Sanitätern von der Feuerwehr Platz, die bereits zusammengepackt hatten und vermutlich nicht mehr gebraucht wurden.
    Wir gingen ins Haus und durch die große, rustikale Küche. Innen herrschte Ruhe. Keine Stimmen, kein Staubsaugerlärm, kein Telefongeklingel. Ich sah weder Serena noch irgend jemanden vom Personal. Die hohen Glastüren standen offen, und die Terrasse war, wie bei Dreharbeiten, bevölkert von Leuten, deren Status und Funktion sich nicht auf den ersten Blick erschlossen. Die meisten standen in respektvollem Abstand zum Swimmingpool untätig herum, aber die wichtigen Mitglieder des Teams waren in ihre Arbeit vertieft. Ich erkannte die Fotografin, den Leichenbeschauer und seinen Assistenten. Zwei Detectives in Zivil nahmen für eine Skizze Maß. Nun, da wir Zutritt erhalten hatten, schien niemand mehr unser Recht, anwesend zu sein, in Frage zu stellen. Soweit wir es beurteilen konnten, stand noch nicht fest, daß es sich um ein Verbrechen handelte, doch wurde der Schauplatz aufgrund Esselmanns hoher Stellung innerhalb der Stadt mit peinlichster Genauigkeit untersucht.
    Man hatte die Leichen Esselmanns und des Gärtners aus dem Wasser geholt. Sie lagen Seite an Seite, diskret mit Planen abgedeckt. Zwei Paar Füße sahen hervor, die einen nackt und die anderen in Arbeitsstiefeln. Die Sohlen der nackten Füße waren von einem unregelmäßigen Muster von Verbrennungen gezeichnet, und an manchen Stellen war das Fleisch schwarz. Der Hund war nirgends zu sehen, und ich nahm an, daß man ihn irgendwo eingesperrt hatte. Die Sanitäter standen schweigend da und warteten wahrscheinlich darauf, daß der Leichenbeschauer seine Zustimmung gab, die Toten ins Leichenschauhaus zu bringen. Es war eindeutig, daß sie nichts mehr tun konnten.
    Cheney überließ mich mir selbst. Sein Anrecht darauf, sich hier aufzuhalten, war nur geringfügig größer als meines, aber er nahm sich die Freiheit herumzugehen, während ich es für

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