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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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klüger hielt, unauffällig im Hintergrund zu bleiben. Ich drehte mich um und sah zu den angrenzenden Grundstücken hinüber. Im Tageslicht sahen die ausgedehnten Rasenflächen fleckig aus, durchsetzt von Schwingel- und Hundszahngras, wovon letzteres zu dieser Jahreszeit verwelkt war und schmutzigbraune Streifen bildete. Die blühenden Büsche um die Terrasse herum formierten sich zu einer hüfthohen, bunten Mauer. Ich konnte genau erkennen, wo der Gärtner sich heute morgen zu schaffen gemacht hatte, da der eine Teil der Hecke, die er geschnitten hatte, säuberlich zurechtgestutzt und der andere noch struppig war. Seine elektrische Heckenschere lag auf dem Beton, wo er sie wohl fallen gelassen hatte, bevor er ins Wasser sprang. Der Pool sah friedlich aus, und an seiner dunklen Oberfläche spiegelte sich ein Teil des steilen Daches. Vielleicht war es ein Trugbild meiner übersteigerten Phantasie, aber ich hätte schwören können, daß der schwache Geruch geschmorten Fleisches noch in der Morgenluft hing.
    Ich ging über die Terrasse auf den Durchgang zu, der die vier Garagen mit dem Haus verband, und schlenderte langsam wieder zurück. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Esselmanns Tod ein Unfall gewesen sein sollte, aber genausowenig begriff ich, inwiefern er mit Lornas Tod in Verbindung stand. Es war möglich, daß er sie umgebracht hatte, aber es kam mir nicht wahrscheinlich vor. Wenn er ihr Verhältnis bereute oder Bloßstellung befürchtete, könnte er womöglich Selbstmord begangen haben, aber das war weiß Gott eine bizarre Methode dafür. Schließlich hätte Serena diejenige sein können, die als erste den Schauplatz betrat, und dann wäre sie mit ihm umgekommen.
    Ich bemerkte, wie auf der Seite des Hauses, die dem Pool am nächsten lag, geschäftig gearbeitet wurde: Der Elektriker sprach mit den beiden Detectives. Er unterstrich seine Erklärung mit Handbewegungen, und ich konnte sehen, wie sie alle von der elektrischen Schalttafel auf den Geräteschuppen blickten, in dem die Pumpe, der Filter und die große Heizungsanlage für den Pool untergebracht waren. Der Elektriker ging zu der am entfernteren Ende des Beckens gelegenen Seite hinüber. Er sprach weiter und ging in die Hocke, während einer der Detectives blinzelnd ins Wasser äugte. Er ließ sich auf Hände und Füße hinab und beugte sich weiter hinunter. Dann stellte er dem Elektriker eine Frage, zog sein Sakko aus, krempelte die Ärmel hoch und faßte in die Tiefe. Die Fotografin wurde herbeizitiert, und der Detective begann neue Instruktionen auszugeben. Sie legte einen frischen Film in ihre Kamera ein und wechselte das Objektiv.
    Der andere Detective ging zum Assistenten des Leichenbeschauers hinüber, und sie besprachen sich. Der Leichenbeschauer hatte sich zurückgezogen, und die beiden Sanitäter begannen, die Leichen für den Abtransport zum Krankenwagen fertigzumachen. Von meinem Standort aus konnte ich verfolgen, wie sich unter den versammelten Fachleuten eine Neuigkeit verbreitete. Worin die Information auch immer bestand, sie wanderte jedenfalls von Zweiergrüppchen zu Zweiergrüppchen, während das Team sich neu formierte. Der Detective ging weg, und ich bahnte mir den Weg zum Assistenten des Leichenbeschauers. Ich wußte genau, wenn ich nur geduldig war, würde der Zug mit den Neuigkeiten schließlich auch an meinem kleinen Bahnhof eintreffen. Der Elektriker hatte seinen Werkzeugkasten auf dem Terrassentisch stehenlassen und kam nun herüber, um ihn abzuholen. In der Zwischenzeit sprach der Detective mit dem Fachmann für Fingerabdrücke, der bislang noch nicht viel zu tun gehabt hatte. Die drei begannen sich zu unterhalten und warfen immer wieder Blicke auf den Pool. Ich hörte, wie der Elektriker das Wort Effet benutzte, und meine Gedanken rasten blitzartig zu der Abschrift, die ich mit Hector debattiert hatte.
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm, und er sah mich an. »Entschuldigen Sie bitte. Ich möchte mich nicht einmischen, aber was haben Sie gerade gesagt?«
    »Daß mit der FI etwas nicht stimmt. Ein Kabel hat sich gelockert, und deshalb wurde der Stromunterbrecher nicht ausgelöst, wie es eigentlich hätte der Fall sein sollen. Eine der Lampen im Pool ist kaputt, und das hat das Wasser unter Strom gesetzt.«
    »Ich dachte, es hieße FI -Schaltung, Fehlerstromschutzschaltung.«
    »Ist doch dasselbe. Ich verwende beides. FI ist kürzer, und jeder weiß, was man meint.« Der Elektriker war ein junger Mann Mitte Zwanzig mit

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