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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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erfriere.«
    Macon sah auf die Uhr. »Wie lange wird es wohl dauern?«
    »Nicht besonders lang. Höchstens eine halbe Stunde. Ich weiß nicht einmal sicher, ob Alice samstags arbeitet. Ich gehe einfach mal davon aus.«
    »Soll ich Ihnen bis zum Parkplatz hinterherfahren? Ich kann in einer halben Stunde wieder vorbeikommen und Sie zu Selma begleiten. Wenn die Frau heute nicht arbeitet, trinken Sie eine Cola oder irgendwas, bis ich komme.« »Das wäre mir recht. Danke.«
    Ich kurbelte das Fenster wieder hoch und legte den Gang ein. Macon fuhr als erster los und wartete, bis ich gewendet hatte, damit ich ihm folgen konnte. Solange die Männer drinnen in ihre Pokerrunde vertieft waren, fühlte ich mich sicherer als den ganzen restlichen Tag.

21
    Der Parkplatz vor dem Tiny's stand voller Autos, Freizeitfahrzeuge und Pickups mit Campmobilaufbau. Ich manövrierte den VW in eine kleine Lücke am Ende der letzten Reihe. Macon wartete und sah mir zu, wie ich zwei Reihen weiter ging und mich durch die düsteren Lücken zwischen den Autos drängte. Am Hintereingang angekommen, wandte ich mich um und winkte ihm zu, und er fuhr mit kurzem Hupen davon. Ich sah auf die Uhr. Fünf nach zehn. Ich hatte Zeit bis halb elf, was lang genug sein sollte. Die Samstagabende im Tiny's waren eine rauhe Angelegenheit: zwei sich abwechselnde Live-Bands, Square-Dance, Wettbewerbe, Johlen, Geplärr und jede Menge trampelnde Cowboystiefel auf der hölzernen Tanzfläche. Sechs Kellnerinnen hetzten in einer unablässigen Prozession zwischen der Bar und den überfüllten Tischen hin und her. Ich entdeckte Alice mit ihrem auffälligen orangefarbenen Haar in der anderen Hälfte des Raumes und drängte mich durch die drei Reihen sich gegenseitig anrempelnder Zuschauer, die das Lokal bevölkerten. Ich mußte schreien, um mich bemerkbar zu machen. Sie begriff, was ich wollte, und deutete auf die Damentoilette. Ich sah ihr dabei zu, wie sie einen schwappenden Krug Bier und sechs Tequilas servierte und eine Faust voller Geldscheine einsammelte, die sie zusammenfaltete und vorn in ihr Hemd schob. Sie schlängelte sich in meine Richtung durch und nahm unterwegs Bestellungen auf. Gemeinsam stürzten wir in den Toilettenraum und schlugen die Tür zu. Die Ruhe war bemerkenswert, der Lärm aus der Kneipe um mehr als die Hälfte gedämpft.
    »Tut mir leid, dass ich Sie entführe«, sagte ich.
      »Machen Sie Witze? Ich bin begeistert. Das hier ist die Hölle auf Erden. So ist es an den meisten Wochenenden, und die Trinkgelder sind beschissen.« Sie öffnete die Tür zur ersten Kabine und stellte sich hinein. Dann holte sie ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Schürzentasche. »Stehen Sie Schmiere für mich? Ich soll keine Zigarettenpausen machen, aber ich kann es einfach nicht lassen.« Sie schüttelte eine Zigarette heraus und zündete sie im Handumdrehen an. Sie inhalierte tief und seufzte vor Genuß und Erleichterung tief auf. »O Gott, tut das gut! Was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie seien nach Hause gefahren, wo immer das sein mag.«
    »Bin ich auch. Und jetzt bin ich wieder da.«
    »Ging ja schnell.«
    »Ja, und ich weiß wesentlich mehr als vor zwei Tagen.«
    »Das ist gut. Gibt Ihnen mehr Macht. Ich habe gehört, Sie untersuchen einen Mordfall. Margaret Brines Vater, heißt es.«
    »Es ist ein bißchen komplizierter, aber das stimmt schon. Übrigens war ich gerade bei ihr und habe sie nach seinem letzten Besuch befragt.«
    Alice schnaubte. »Das war vielleicht ein Idiot. Er hat mich hemmungslos angebaggert, dieser geile kleine Drecksack. Ich habe ihn zur Schnecke gemacht, aber er war schwer zu erschüttern.«
    »Wen hat er sonst noch belästigt? Irgend jemand Bestimmten? Margaret hat mir erzählt, er sei tierisch scharf gewesen...«
    Alice hielt eine Hand in die Höhe. »Darf ich Sie kurz unterbrechen? Da ist etwas, das ich erwähnen sollte, bevor Sie weiterreden.«
    Ich zögerte, und etwas in ihrem Tonfall machte mich argwöhnisch. »Sicher.« Alice musterte die Glut ihrer Zigarette. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber die Leute hier scheinen sich Ihretwegen Gedanken zu machen.«
    »Warum? Was habe ich getan?«
    »Genau das fragen sich ja alle. Es gibt Gerüchte, die besagen, dass Sie mit Drogen zu tun hätten.«
    »Hab' ich nicht! Lächerlich! Das ist ja albern«, sagte ich.
      »Außerdem sollen Sie vor einiger Zeit kaltblütig zwei Männer erschossen haben.«
    »Ich?« sagte ich und lachte verblüfft auf. »Wo haben Sie denn das

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