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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gehört?«
    »Sie haben nie jemanden umgebracht?«
    Ich merkte, wie mir mein Lächeln verging. »Doch, schon, aber das war Notwehr. Die beiden waren Killer und wollten mir ans Leder ...«
    Alice fiel mir ins Wort. »Hören Sie, die Einzelheiten kenne ich nicht, und die sind mir auch scheißegal. Ich bin bereit, Ihnen zu glauben, aber die Leute hier betrachten Sie mit scheelem Blick. Es gefällt uns nicht, dass jemand hier auftaucht und Ärger macht. Wir kümmern uns um unseren eigenen Kram.«
    »Alice, ganz ehrlich. Ich habe nie grundlos auf jemanden geschossen. Schon die Vorstellung ist abstoßend. Ich schwöre es. Wo haben Sie das denn her?«
    »Wer weiß? Das habe ich vorhin aufgeschnappt. Ich habe die Typen reden hören.«
    »Das war heute abend?«
    »Und gestern auch einiges. Kurz nachdem Sie gegangen sind. Schätzungsweise hat jemand nachgeforscht und die Fakten ans Licht geholt.«
    »Fakten?«
    »Ja. Der eine Mann, den Sie erschossen haben, hat sich in einer Mülltonne versteckt...«
    »Das ist doch Schwachsinn! Nicht er hat sich versteckt, sondern ich.«
    »Tja, vielleicht habe ich es nur so gehört. Sie lagen auf der Lauer, was, wie jemand meinte, ziemlich feige ist. Es heißt, der jüngste Vorfall läge drei Jahre zurück. Es ging in Santa Teresa durch die Presse. Jemand hat eine Kopie des Artikels gesehen.«
    »Ich fasse es nicht. Was für ein Artikel denn?«
    Alice zog an ihrer Zigarette und sah mich skeptisch an. »Sie waren also nicht an einer Schießerei in einer Anwaltskanzlei beteiligt?«
      »Der Kerl hat versucht, mich umzubringen. Das habe ich Ihnen gerade gesagt.
    Fragen Sie doch die Polizei, wenn Sie mir nicht glauben wollen.«
    »Gehen Sie nicht gleich in die Defensive. Ich erzähle Ihnen das in Ihrem eigenen Interesse. Ich hätte an Ihrer Stelle vielleicht genauso gehandelt, aber das hier ist eine rückständige Gegend. Die Leute halten zusammen. Ich sage nur, passen Sie auf sich auf.«
    »Irgend jemand versucht, mich in Mißkredit zu bringen. Darauf läuft das Ganze hinaus«, sagte ich zornig.
    »He, mich geht das nichts an. Mir ist es völlig egal. Sie können abknallen, wen Sie wollen. Manchmal hätte ich selbst gute Lust dazu, wenn ich Gelegenheit dazu bekäme«, sagte sie. »Der Punkt ist jedenfalls, dass die Leute langsam sauer werden. Ich dachte, ich warne Sie lieber, bevor es zu weit geht.«
    »Das ist nett von Ihnen. Ich wäre nur froh, wenn Sie mir auch noch verraten könnten, wo das alles herkommt.«
    Alice zuckte mit den Achseln. »So läuft es eben in kleinen Orten.«
    »Wenn Ihnen wieder einfällt, wo die Geschichte ihren Ursprung hat, sagen Sie es mir dann?«
    »Na klar. In der Zwischenzeit würde ich an Ihrer Stelle den Bullen aus dem Weg gehen.«
    Ich spürte einen Anflug von Angst wie einen Eiszapfen, der mir den Brustkorb durchbohrt. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Tom war ja wohl auch Polizist. Sie sind stocksauer.«
    Alice ließ die brennende Zigarette in die Toilette fallen, wo sie zischend erlosch, und spülte die Kippe hinunter. Dann wedelte sie mit der Hand durch die Luft, als könnte sie so den Rauch vertreiben. »Möchten Sie sonst noch etwas?«
    Ich schüttelte bloß den Kopf, da ich mir nicht sicher war, ob meine Stimme mich nicht im Stich lassen würde. Ich wartete am Seitenausgang, die Hände in den Taschen vergraben, obwohl die Kälte, die ich empfand, von innen kam. Ich beschäftigte mich in Gedanken mit anderen Dingen, um gegen meine wachsende Unruhe anzukämpfen. Vielleicht gab sich Macon ja deswegen auf einmal so beschützerhaft.

22
    Der nächtliche Himmel war bedeckt, und dort, wo die Luft kristallklar hätte sein sollen, begann sich Bodennebel über den dunklen Parkplatz auszubreiten. Zwei Paare gingen zusammen davon. Eine der Frauen war sturzbetrunken und lachte grölend, während sie über den vereisten Asphalt stolperte. Ihr Freund hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, und sie stützte sich an ihm ab.
    Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen, hielt die Hand in die Höhe wie ein Verkehrspolizist und wandte sich dann ab, um sich zu übergeben. Die andere Frau sprang zurück und kreischte protestierend auf. Die Betrunkene blieb stehen und hielt sich an einem geparkten Auto fest, bis sie fertig war und weitergehen konnte.
    Das Quartett kam an seinem Fahrzeug an und kletterte hinein. Allerdings saß die unpäßliche Frau seitlich da und ließ den Kopf noch fünf Minuten zur Tür hinaushängen, bevor sie endlich abfahren konnten. Ich suchte die

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