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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Abtropfgestell war leer. Ich klappte die Spülmaschine auf. Ich sah, dass sie gefrühstückt hatte und Teller und Kaffeetasse unter den Wasserhahn gehalten und in die Maschine gestellt hatte, die ansonsten leer war. Die Innenwände der Spülmaschine strahlten eine Restwärme ab, und ich nahm an, dass sie heute morgen als erstes eine Ladung Geschirr gespült hatte, bevor sie das Haus verließ. Die Kaffeemaschine war eingeschaltet. In der gläsernen Kanne waren noch vier Tassen Kaffee, die rochen, als stünden sie schon zu lange. Ich schenkte mir einen Becher ein und gab genug Milch dazu, um den verschmorten Geschmack zu übertönen.
    Ich tappte ins Gästezimmer zurück, wo ich mir die Zähne putzte, duschte und mich anzog. Den Kaffee trank ich, während ich mich fertig machte. Ich freute mich nicht auf einen weiteren Tag in dieser Stadt, aber mir blieb nichts anderes übrig, als meine Arbeit zu erledigen. Als braver Gast machte ich mein Bett, aß zur Stärkung die restlichen drei Plätzchen und brachte den leeren Kaffeebecher und den Teller in die Küche, wo ich nach Seimas Vorbild beides in die Spülmaschine stellte. Ich schnappte mir Lederjacke und Umhängetasche, schloß das Haus hinter mir ab und ging zum Auto hinaus. Zwei Häuser weiter fuhr Phyllis gerade in die Einfahrt. Ich winkte, da ich überzeugt davon war, dass sie mich gesehen hatte, doch sie hielt den Blick abgewandt, so dass ich mit meinem Lächeln auf den Lippen dastand und mir blöd vorkam. Ich stieg ins Auto und zwang mich zur Konzentration auf die bevorstehenden Aufgaben. Die Tankuhr stand kurz vor »leer«, und da ich unterwegs zum Rainbow war, hielt ich auf dem Weg stadtauswärts zum Tanken an.
    Ich fuhr vor die Zapfsäule, an der man bedient wurde, und stellte den Motor ab. Dann kramte ich in meiner Tasche nach der Brieftasche mit der Tankkreditkarte. Ich sah zu den Fenstern der Tankstelle hinüber, wo ich neben der Kasse zwei Angestellte in Overalls miteinander plaudern sah. Beide wandten sich um, warfen einen Blick auf meinen VW und setzten dann ihr Gespräch fort. Es standen keine anderen Autos an den Zapfsäulen. Ich wartete, aber keiner von beiden kam heraus, um mich zu bedienen. Ich ließ den Motor wieder an und hupte einmal laut. Dann wartete ich noch zwei Minuten. Es passierte rein gar nichts. Ärgerlich. Ich hatte einiges zu erledigen und wollte nicht den ganzen Tag hier sitzen und auf eine dämliche Tankfüllung warten. Ich machte meine Tür auf, stieg aus und spähte über das Wagendach zum Häuschen hinüber. Die beiden Tankwarte waren nirgends mehr zu sehen. Wütend knallte ich die Autotür zu und ging aufs Büro zu, das verlassen war. »Hallo?« Nichts.
    »Könnte ich hier draußen bitte bedient werden?« Kein Mensch. Ich ging zum Auto zurück und wartete noch eine Minute. Vielleicht hatten die beiden Jungs aus unerklärlichen Gründen ihren Job aufgegeben, oder sie waren von Außerirdischen gefressen wor den, die sich auf der Herrentoilette versteckt hatten. Ich ließ den Motor an und hupte durchdringend, ein Ausdruck der Ungeduld, der mir keinerlei Service einbrachte. Schließlich fuhr ich mit leichtem Reifenquietschen davon, um meinen Zorn zu demonstrieren. Ich reihte mich in den Verkehrsfluß auf der Hauptstraße ein und fuhr sechs Blocks weit, bevor ich eine andere Tankstelle sah. Na also, dachte ich. Es gab also Konkurrenz. Ich hatte zwar für diese andere Marke keine Kreditkarte, aber ich konnte es mir leisten, bar zu bezahlen. Einen VW vollzutanken kostet nie die Welt. Ich fuhr in die zweite Tankstelle hinein und verhielt mich ganz ähnlich wie zuvor. Ich stellte den Motor ab und suchte in meiner Brieftasche nach Geld. An der Zapfsäule neben mir stand ein Wagen, und der Tankwart war gerade dabei, den Schlauch aus dessen Tank zu ziehen. Er sah mich kurz an, und sofort nahm ich den Wandel in seinem Blick wahr. »Hallo. Wie geht's?« sagte ich. Er nahm die Kreditkarte der anderen Frau und verschwand im Büro, um kurz darauf mit ihrer Quittung zurückzukommen. Sie unterschrieb und nahm ihre Kopie an sich. Die beiden plauderten einen Moment lang, dann fuhr sie davon. Der Tankwart ging ins Büro zurück, und ich sah ihn nicht mehr. Was war hier los? Ich sah aufmerksam an mir herab und fragte mich, ob ich im Schlaf unsichtbar geworden war.
    Ich starrte auf das Bürofenster und blickte mich dann um, um festzustellen, ob noch andere Tankstellen in der Nähe waren. Drei Häuser weiter war eine freie Tankstelle. Obwohl die Tankuhr

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