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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Notaufnahme denken: frisch geduscht und rasiert, schick gekleidet und hellwach. Er sah zu mir herab. »Hat Sie irgendwann mal jemand über die hiesige Geschichte aufgeklärt?« »Ja, Cecilia.«
    Er redete weiter, als hätte ich nichts gesagt. »Ein Trupp Sträflinge wurde aus England in die Kolonien verschifft. Schwerkriminelle waren das, die für ihre schrecklichen Verbrechen buchstäblich gebrandmarkt worden waren.« »Die >Nota< von Nota Lake«, ergänzte ich brav.
    »Genau. Die Schlimmsten von ihnen kamen in den Westen und ließen sich hier in den Bergen nieder. Die Leute, mit denen Sie es jetzt zu tun haben, sind ihre Nachkommen. Sie sollten auf sich aufpassen.« Ich lachte beklommen auf. »Was, ist das etwa wie in einem Western? Ich werde gewarnt? Ich muß die Stadt bis Sonnenuntergang verlassen haben?« »Keine Warnung, nur eine Empfehlung. In Ihrem eigenen Interesse.« Ich sah ihm nach, als er das Lokal verließ, und merkte, wie trocken mein Mund auf einmal war. Ich hatte das Gefühl, das ich früher immer vor dem ersten Schultag bekam, eine unterschwellige Angst, die appetithemmend wirkte. Frühstücken erschien mir nun keine so tolle Idee mehr. Das Lokal hatte sich geleert. Das Paar am Fenster rüstete sich zum Gehen. Ich sah, wie sie ihre Rechnung bezahlten und Barrett die Kasse bediente, während Nancy mit Kaffeekanne und Speisekarte auf mich zugeeilt kam und Entschuldigungen hervorsprudelte. Sie reichte mir die Karte. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich mußte eine frische Kanne aufbrühen. Außerdem habe ich gesehen, wie Sie und Rafer die Köpfe zusammengesteckt haben«, erklärte sie. Sie füllte meinen Becher mit heißem Kaffee. »Wissen Sie schon, was Sie essen möchten? Ich will Sie nicht hetzen. Lassen Sie sich Zeit. Ich möchte Sie nur nicht aufhalten, nachdem Sie so geduldig waren.« »Ich habe keinen Hunger«, sagte ich. »Am besten setzen wir uns an die Theke, dann können wir uns unterhalten.« »Aber gern.«
    Ich nahm meine Tasse und griff nach dem Besteck. »Das nehme ich«, sagte sie. Sie packte Speisekarte, Teller und Besteck und ging zum Tresen, wo sie zwischen Kochplatten und Kasse einen Platz für mich deckte. Barrett war gerade dabei, mit einem flachen Spatel den Grill zu reinigen. Speckfett und gebräunte Teilchen von Pfannkuchen und Würstchen wurden in die Fettpfanne gefegt. Nancy wusch einen Lappen aus, wand das überschüssige Wasser heraus und wischte den Tresen sauber. »Alice sagt, Sie hätten sich nach Pinkie Ritter erkundigt.« »Erinnern Sie sich an ihn?«
    »Jede Frau in Nota Lake erinnert sich an ihn«, sagte sie verächtlich.
    »Hat er Sie jemals belästigt?«
    »Was meinen Sie damit, unerwünschte sexuelle Avancen? Er hat mich eines Abends angefallen, als ich von der Arbeit kam. Er hat auf dem Parkplatz gewartet und mich am Hals gepackt, als ich in mein Auto stieg. Ich habe ihm den Hintern bis zwischen die Schultern hoch getreten, und damit hatte sich's. Er ist schon zweimal wegen Vergewaltigung verurteilt worden, und das waren nur die Fälle, bei denen er überführt wurde.«
    »Haben Sie Anzeige erstattet?«
    »Wozu? Ich habe mich selbst darum gekümmert. Was soll die Polizei denn machen, hinterher antanzen und ihm auf die Finger klopfen?« Barrett war nun zu dem kleinen Becken direkt unter dem Tresen vor uns herübergekommen und hielt Teller unters Wasser, die sie anschließend in das Gestell für die Spülmaschine einsortierte, die vermutlich hinten stand. Sie besaß die hellen Augen ihres Vaters und machte kein Geheimnis daraus, dass sie Nancys Bericht lauschte und deren Einstellung begrüßte.
    Ich sprach sie an. »Hat er Sie auch angemacht?«
    »M-m. Überhaupt nicht«, erwiderte sie, und die Röte stieg ihr langsam in die Wangen. »Ich war damals noch minderjährig, erst knapp achtzehn. Er war nicht so dumm, dass er mich angebaggert hätte.«
    Ich wandte mich wieder an Nancy. »Wie steht's mit anderen Frauen? Irgend jemand Bestimmtes? Earlene oder Phyllis?«
    Nancy schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüßte, aber das heißt nicht, dass er es nicht versucht hätte. Solche Typen machen sich an jede heran, die schwach wirkt.«
    »Dürfte ich Sie noch etwas anderes fragen?«
    »Klar.«
     »Tom Newquist war an dem Abend, als er starb, zuvor hier im Lokal, stimmt's?«
    »Das stimmt. Er ist gegen neun Uhr gekommen und hat einen Cheeseburger und Pommes bestellt. Dann ist er herumgesessen und hat Zigaretten geraucht, als wolle er die Zeit

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