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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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haben.«
    Ich nahm die Taschenlampe und wog ihr beträchtliches Gewicht in der Hand. Man konnte jemanden ernsthaft verletzen, wenn man ihn damit seitlich auf den Kopf schlug. Ich hatte schon Schädel mit klaffenden Wunden gesehen, wenn die Kante genau richtig getroffen hatte. Am liebsten hätte ich ihn noch um seinen Gummiknüppel und sein Funkgerät gebeten, aber ich wollte ihn nicht seiner gesamten Ausrüstung berauben.
    Ich hielt die Taschenlampe in die Höhe. »Danke. Ich bringe sie Ihnen gleich morgen früh zurück.«
    »Das eilt nicht.«
    Als er gegangen war, sperrte ich die Tür ab und durchsuchte die Hütte noch einmal sorgfältig, indem ich das gleiche tat wie er zuvor. Ich vergewisserte mich, dass die Fenster geschlossen waren, spähte unter jedes Möbelstück, in Schränke und hinter Vorhänge. Ich machte das Licht aus und wartete, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann ging ich von Fenster zu Fenster und musterte die Umgebung. Draußen herrschte keine vollkommene Schwärze. Irgendwo da oben stand ein Mond, der die umliegenden Wälder in einen silbrigen Schimmer tauchte. Die Stämme der Birken und Platanen leuchteten blaß wie Eis. Die Nadelbäume standen dicht, unförmig und bedrohlich vor der nächtlichen Landschaft. Ich hätte in ein anderes Motel gehen sollen. Ich ärgerte mich über meine isolierte Lage und wünschte, ich wäre sicher in einem Hotel der großen Ketten untergebracht -einem Hyatt oder einem Marriott, einem Haus mit Hunderten identischer Zimmer und zahlreichen stets präsenten Sicherheitsleuten. In meiner momentanen Lage hatte ich weder ein Telefon noch unmittelbare Nachbarn. Der Mietwagen stand mindestens hundert Meter weit weg und war nicht sofort verfügbar, falls ich überstürzt verschwinden müßte.
    Ich lehnte die Stirn gegen das Fensterglas. Von der Landstraße her sah ich ab und zu einen Lichtstrahl, wenn gelegentlich ein Auto vorbeiflitzte, aber keines wurde langsamer, und keines bog auf den Parkplatz des Motels ein. In solchen Augenblicken sehnte ich mich nach einem Ehemann oder einem Hund, aber ich konnte mich nie entscheiden, was von beidem langfristig gesehen mehr Ärger machen würde. Männer bellen wenigstens nicht und sind von Anfang an stubenrein.
    Ich behielt alle meine Kleider an und putzte mir im Dunkeln die Zähne. Als ich mein Gesicht wusch, ließ ich das Wasser nur ganz schwach laufen. Immer wieder hielt ich inne und lauschte in die Finsternis. Ich zog die Schuhe aus, stellte sie aber griffbereit neben das Bett. Dann kroch ich unter die Decken und lehnte mich mit der Taschenlampe in der Hand gegen die Kissen. Zweimal stand ich wieder auf und sah aus den Fenstern, aber es war nichts zu sehen, und schließlich kam ich etwas zur Ruhe.
    Ich schlief nicht besonders gut, doch als der Morgen dämmerte, war mir wohler. Ganze drei Minuten heißes Wasser waren mir vergönnt, bevor die Rohre zu rattern anfingen. Ich ging zur Landstraße hinaus und trat in einen Morgen aus eisigem Sonnenlicht und glasklarer Luft. Ich konnte Lehm und Kiefernnadeln riechen. Der Lieferwagen war nirgends zu sehen, niemand in einer Kapuzenmütze blieb stehen, um mich anzustarren. Ich frühstückte im Rainbow Café und empfand in der Nüchternheit des Lokals ein gewisses Wohlbehagen. Ich sah der Schnellköchin zu, einer jungen Schwarzen, die ungemein tüchtig und konzentriert ans Werk ging. Danach fuhr ich wieder zu Selma.
    Ihre Schwägerin Phyllis war in der Küche. Die beiden arbeiteten am Küchentisch, der mit Papieren übersät war. Aktenordner lagen aufgeschlagen da, und auf großen Schreibblocks standen Namenslisten, an denen entfernbare Etiketten klebten. Ich vermutete, dass sie die Sitzordnung für irgendeine Veranstaltung des Country Clubs aufstellten und debattierten, wen sie neben wen plazieren sollten, um möglichst gute Unterhaltung und möglichst wenig Konfliktstoff zu garantieren.
    »Nee. Das würde ich lieber lassen«, sagte Phyllis. »Die Männer mögen sich, aber die Frauen sprechen nicht miteinander. Kannst du dich denn nicht an diesen Vorfall zwischen Ann Carol und Joanna erinnern?« »Die beiden sind doch wohl nicht deswegen immer noch eingeschnappt, oder?« »Aber sicher.« »Unglaublich!«
    »Tja, glaub's mir. Wenn du sie zusammensetzt, beschwörst du einen Krieg herauf. Ich habe einmal mit angesehen, wie Joanna eines dieser harten Beilagenbrötchen nach Ann Carol geworfen hat. Sie hat sie mitten ins Auge getroffen, und Ann Carol bekam dicke

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