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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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konnte. Es lag eben nicht in seiner Natur, also hatte er keine Chance. Man konnte ihm seine Dummheit nicht vorwerfen. Er war einfach so geboren. Immer wieder ist er in schlechte Gesellschaft geraten und hat sich auf irgendeinen Versager mit einem völlig idiotischen Plan eingelassen. Er ließ sich leicht unterbuttern. Jeder konnte den armen Alfie an der Nase herumführen. In seinen Ohren klang alles gut. Er war ja dermaßen naiv! Das meiste endete katastrophal, aber irgendwie hat er nie etwas daraus gelernt. Dafür mußte man ihn einfach gern haben. Außerdem sah er auf eine witzige Art gut aus. Was er machte, machte er gut, und alles andere konnte man sowieso von vornherein abschreiben.« »Was hat er denn gut gekonnt?«
    »In der Kiste war er sagenhaft. Der Mann hatte ein Teil wie ein Hengst und konnte den ganzen Tag vögeln.« »Aha. Und wie haben Sie sich kennengelernt?« »In einer Kneipe. Damals habe ich mich noch in der Single-Szene rumgetrieben, aber das habe ich inzwischen aufgegeben. Ich weiß nicht, wie Sie es handhaben, aber mittlerweile halte ich mich an die Kleinanzeigen. Das macht viel mehr Spaß. Sind Sie Single? Sie sehen wie ein Single aus.« »Ja, bin ich, aber irgendwie paßt es zu mir.«
    »Oh, ich weiß, was Sie meinen. Ich habe auch nichts dagegen, allein zu leben. Damit habe ich keine Probleme. Ehrlich gesagt ist es mir sogar lieber. Ich weiß nur nicht, wie ich sonst einen Kerl in die Falle kriegen soll.« »Sie suchen über Anzeigen nach Sex?« »Na ja, man sagt es nicht gleich so platt. Das wäre ja doof«, er widerte sie. »Es gibt hundert reizende Arten, es auszudrücken. >Party-Schätzchen<, >Girls Just Want to Have Fun<, leidenschaftliche Seele sucht Gleichgesinnten^ Wenn man die richtigen Formulierungen verwendet, kapieren es die Männer schon.« »Aber macht Sie das denn nicht nervös?« »Was?« fragte sie, die großen Augen verständnislos auf mich gerichtet. »Na ja, sich die Bettgefährten über eine Zeitungsanzeige zu suchen.« »Wie soll man sie denn sonst an Land ziehen? Ich wechsle ja nicht ständig den Partner, aber ich habe einen gesunden Appetit auf solche Dinge. Drei-, viermal die Woche juckt's mich eben, nach Liebe Ausschau zu halten.« Sie ruckte auf ihrem Sitz hin und her und schnippte mit den Fingern, um die Freuden des hüftwackeln-den Singlelebens zu illustrieren, die mir offenbar entgangen waren. »Jedenfalls bin ich damals, als ich Alfie kennenlernte, noch durch die Clubs gezogen, was in Perdido wirklich eine beschränkte Spannweite bedeutet, von der Auswahl ganz zu schweigen. Als ich Alfie sah, hätte ich nie gedacht, dass er eine so eindrucksvolle Begabung besäße. Der Mann war unermüdlich -er bumste in einem fort. Ich meine, in gewissem Sinne war es ein Glück, dass er so oft im Gefängnis saß.« Sie hielt inne, um einen Schluck von ihrem Martini zu trinken, und zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Ich machte eine nichtssagende Bemerkung und fragte mich, was eine passende Antwort auf solche Enthüllungen wäre. »Also war er im Juni letzten Jahres nur knapp eine Woche hier«, sagte ich, um sie auf neutralen Grund zurückzuleiten. Sie stellte das Glas auf den Tisch. »So ungefähr. Lang kann es nicht gewesen sein, da ich den Typen, mit dem ich's zur Zeit treibe, Ende Mai kennengelernt habe. Lester hat nicht gerade erfreut darauf reagiert, dass Alfie auf meiner Couch schlief. Männer werden besitzergreifend, vor allem, wenn sie erst einmal angefangen haben, einen zu besteigen.«
    »Wo wollte er hin, als er von hier wegging?«
    »Da bin ich genauso überfragt wie Sie. Als ich ihn das letzte Mal sah, hat er seine Sachen zusammengesammelt. Und ehe ich mich versehe, werde ich schon nach seinen Zahnbrücken befragt, als sie versuchen, seine Leiche anhand der Kronen an seinen Backenzähnen zu identifizieren. Das war Mitte Januar, als er schon ein halbes Jahr weg war.«
    »Glauben Sie, dass er seinerzeit aus Angst verschwunden ist?«
    »Damals habe ich das nicht vermutet, aber es könnte durchaus der Fall gewesen sein. Die Bullen waren anscheinend der Ansicht, er sei, kurz nachdem er von mir weggegangen ist, umgebracht worden.«
    »Wie haben sie den Zeitpunkt ermittelt?«
    »Das habe ich auch gefragt, aber sie haben mir keine Einzelheiten verraten.«
    »Haben Sie seine Leiche identifiziert?«
    »Das, was davon übrig war. Ich habe ihn, na, sagen wir Anfang September vermißt gemeldet. Sein Bewährungshelfer hatte irgendwie meine Adresse und Telefonnummer

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