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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gebe. Wenn Sie Tatsachen kennen und uns etwas Neues mitzuteilen haben, würden wir uns freuen, wenn Sie uns aufsuchten.«
    »Wurde der Fall aufgeklärt?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Die Zeitungen haben angedeutet, dass die Angelegenheit als Mordfall behandelt wird.« »Das ist richtig.« »Haben Sie einen Verdächtigen?«
    »Momentan nicht. Nein, würde ich nicht sagen.« »Irgendwelche Spuren?« »Keine, von denen ich Ihnen erzählen würde«, erwiderte er. »Wenn Sie hier vorbeikommen möchten, könnte ich Sie vielleicht mit dem Wachhabenden sprechen lassen, aber Informationen übers Telefon rausgeben, das läuft nicht. Ich möchte Sie nicht beleidigen, aber Sie könnten ja weiß Gott was sein... Journalistin zum Beispiel.« »Gott bewahre«, sagte ich. »Sie halten mich doch nicht für etwas derart Mieses.«
    Ich konnte ihn lächeln hören. Zumindest amüsierte er sich. Er schien kurz zu überlegen und sagte dann: »Versuchen wir's mal so. Geben Sie mir einfach Ihre Nummer, und wenn sich irgend etwas ergibt, das ich weitersagen darf, melde ich mich.« »Sie sind wirklich zu freundlich.« Detective Boyd lachte. »Schönen Tag noch.« Olga Toth öffnete die Tür zu ihrer Eigentumswohnung in Perdido in einem leuchtendgelben Ensemble aus enganliegenden Strümpfen und einem sackförmigen Kleid aus dehnbarem Baumwollstoff, das um die Taille mit einem breiten, straßbesetzten weißen Plastikgürtel zusammengezogen war. Der Stoff klebte an ihrem Körper wie ein Verband, der allerdings den Schaden, den die Zeit an ihrem sechzig Jahre alten Körper angerichtet hatte, nicht ganz verbergen konnte. Ihre kniehohen Stiefel sahen aus, als wären sie Größe dreiundvierzig - weißes Alligatorimitat mit einem überladenen Stickmuster auf dem Spann. Sie hatte irgendeinen Eingriff an ihrem Gesicht vornehmen lassen, vermutlich Collagen-Injektionen, wie ich aus ihren vollen Lippen und dem leicht klumpigen Aussehen ihrer Wangen schloß. Ihre Haare leuchteten in einem trocken wirkenden Platinblond, die braunen Augen waren dick umrandet, und darüber hatte sie ein auffälliges Paar Augenbrauen gezeichnet. Ich roch den Wermut in ihrem Atem, bevor sie ein Wort sagte. Ich war die fünfundvierzig Kilometer nach Perdido mitten im Nieselregen gefahren, der Sorte feinen Niederschlags, die das ständige Hin und Her der Scheinwerfer und äußerste Konzentration erfordert. Die Straße war glatt, und ihr Belag glänzte unter einem trügerischen Wasserglanz, der das Fahren gefährlich machte. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich die Fahrt vielleicht ein oder zwei Stunden hinausgeschoben, aber ich hatte Angst, dass die Polizei es womöglich irgendwie schaffen würde, Alfies Exfrau vor meinem Interesse zu warnen und sie zu drängen, den Mund zu halten, wenn ich an ihre Tür klopfte. Die Adresse, die man mir gegeben hatte, war gleich am Strand, ein zehnteiliger Komplex aus zweistöckigen Reihenhäusern in Sichtweite des Pazifiks. Olgas Wohnung lag im ersten Stock und hatte eine Außentreppe sowie einen kleinen überdachten Eingang, der von Topfpflanzen gesäumt war. Die Frau, die mir die Tür öffnete, war älter, als ich erwartet hatte, und ihr Lächeln brachte eine strahlende Reihe von Zahnkronen zum Vorschein. »Mrs. Toth?« »Ja?« sagte sie. Ihr Tonfall ließ auf einen selbstverständlichen Optimismus schließen, als öffnete sie, nachdem sie sämtliche Formulare eingesandt und die entsprechenden Zahlen zum Nachweis ihrer Berechtigung bei sich behalten hatte, womöglich jemandem die Tür, der ihr die Schlüssel zu ihrem neuen Auto oder - noch besser - jenen überdimensionalen Scheck über mehrere Millionen Dollar überreichte.
    Ich zeigte ihr meine Karte. »Könnte ich mit Ihnen über Ihren Exmann sprechen?«
    »Welchen?«
    »Alfie Toth.«
    Ihr Lächeln schwand enttäuscht, als gäbe es unter ihren vielen Ehemännern bessere Exemplare, nach denen man sich erkundigen könnte. »Herzchen, tut mir leid, dass ich diejenige bin, die Ihnen das sagen muß, aber er ist verstorben. Wenn Sie also seiner unbezahlten Rechnungen wegen hier sind, stellen Sie sich bitte hinten an.«
    »Es geht um etwas anderes. Darf ich reinkommen?« »Sie kommen aber nicht wegen einer Gerichtsvorladung?« fragte sie mißtrauisch.
    »Ganz und gar nicht. Ehrlich.«
    »Ich warne Sie nämlich. Ich habe noch am Tag unserer Trennung über die Zeitung bekanntgegeben, dass ich ausschließlich für meine eigenen Schulden einstehe.«
    »Von mir haben Sie nichts zu befürchten.«
    Sie

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