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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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helfen?«
    »Nicht dass ich wüsste, aber trotzdem danke.« Ich sah auf, als die Tür aufging und der Kellner von der Party der Hightowers mit einem gebundenen Buch unterm Arm hereinkam. Er trug ein Sportsakko aus Tweed über einem schwarzen Rollkragenpullover, dunkle Hose und bis zum Geht-nicht-mehr polierte Slipper. Nachdem ich ihn am Vorabend in seiner weißen Jacke beim Servieren von Getränken gesehen hatte, brauchte ich einen Moment, bis mir sein Name einfiel.
    Ich wandte mich zu Henry. »Kannst du mich kurz entschuldigen? Ich muss mit jemandem reden.«
    »Kein Problem. Ich bin eh schon ganz wild darauf, das hier fertig zu machen«, sagte er und zog das ordentlich zusammengefaltete Kreuzworträtsel aus der New York Times vom Sonntag und einen Kugelschreiber hervor. Ich konnte sehen, dass er schon halb fertig war und die Lösungen in spiralförmiger Abfolge eintrug, indem er an den Rändern anfing und sich zur Mitte vorarbeitete. Manchmal ließ er bei den Lösungswörtern jeden zweiten Buchstaben aus, weil ihm gefiel, wie es aussah.
    Stewart kam an der Nische vorbei und sah mich. »Ach, hallo. Wie geht’s? Ich habe mich schon gefragt, ob Sie wohl da sein würden.«
    »Kann ich Sie sprechen?«
    »Aber gern«, sagte er und wies auf die Nische, in der er immer saß. Ich stand auf und drückte kurz Henrys Arm, was er bei seiner angestrengten Konzentration kaum wahrnahm. Stewart wartete, bis ich saß, und nahm dann mir gegenüber Platz. Das Buch legte er neben sich auf die Bank.
    »Was ist das für ein Buch?«, fragte ich.
    Er hob es hoch und hielt mir den Buchrücken entgegen, so dass ich den Titel lesen konnte. THE CONJURE-MAN DIES von Rudolph Fisher. »Normalerweise lese ich Biografien, aber ich dachte mir, ich probiere mal was anderes aus. Ein Krimi aus den frühen dreißiger Jahren. Schwarze Hauptfigur.«
    »Ist er gut?«
    »Hab’ noch kein Urteil gefällt. Ich lese mich gerade erst ein. Er ist interessant.«
    Rosie erschien. Sie blieb neben dem Tisch stehen, den Blick auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, so dass sie uns nicht ansah. Mir fiel auf, dass sie zu ihrem hellblauen Sackkleid aus Baumwolle Hausschuhe trug.
    Stewart griff nach der Speisekarte und sagte: »Guten Abend, Rosie. Wie geht es Ihnen? Irgendwelche Spezialitäten, von denen ich wissen sollte?«
    »Du sagst ihm, es gut ist, das Rindfleisch«, verlangte sie. Rosie kann sprechen mit perfektem Satzbau das Englisch, wenn es ihr in den Kram passt. Heute Abend benahm sie sich aus unerfindlichen Gründen wie jemand, der gerade erst mit einem befristeten Visum ins Land gekommen ist. Männer spricht sie selten direkt an, außer, wenn sie mit ihnen flirtet. Ähnliche Hemmungen hat sie gegenüber Fremden und Frauen, Kindern, ihren Angestellten und Leuten, die hereinplatzen und sie nach dem Weg fragen. Vielleicht beantwortet sie einem die Frage, aber sie sieht keinen an.
    »Das marinierte Rindfleisch ist wunderbar«, sagte ich. »Phänomenal. Und der frittierte Blumenkohl ist unglaublich.«
    »Ich glaube, dann nehme ich das«, sagte Stewart und legte die Speisekarte weg.
    »Was zu trinken?«, fragte Rosie.
    »Versuchen Sie den Weißwein. Er ist prickelnd. Die ideale Ergänzung zu mariniertem Rindfleisch«, sagte ich.
    »Klingt gut. Ich probier’ ihn.«
    Rosie nickte und zog ab, während Stewart den Kopf schüttelte. »Wenn ich mich nur trauen würde, etwas anderes zu bestellen. Dieses ungarische Zeug kann man doch den Hasen geben. Ich komme her, weil es ruhig ist, vor allem an Sonntagabenden. Wenn ich wieder daheim bin, liege ich mit Verdauungsstörungen die halbe Nacht wach. Aber was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muss Sie etwas über die Hightowers fragen.«
    »Was ist mit ihnen?«, fragte er derart reserviert, dass mir nichts Gutes schwante.
    Ich holte tief Atem. »Es geht um Folgendes«, begann ich. »In Los Angeles wurde auf meinen Exmann geschossen. Das war in den frühen Morgenstunden des vierzehnten Mai. Zurzeit liegt er im Koma, und man kann nicht sicher sagen, ob er daraus je wieder erwachen wird. Ich versuche herauszufinden, was sich abgespielt hat. Die Polizei natürlich auch.« Ich studierte seine Augen: intelligent, aufmerksam und unergründlich. Ich fuhr fort. »Beide Hightowers kennen Mickey, und ich möchte feststellen, ob es einen Zusammenhang gibt.«
    »Und was wollen Sie von mir wissen? Einige Dinge sage ich Ihnen, andere aber nicht.«
    »Ist mir klar. Einverstanden. Was sind Ihre Aufgaben?«
    »Meine Aufgaben?«
    »Ja, was

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