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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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selbst wenn man den anderen nicht ausstehen kann. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Geschiedener dem anderen ein Briefchen schickt, wenn irgendetwas anliegt.«
    »Mickey schreibt keine Briefchen.«
    Claas wechselte erneut die Sitzposition. »Was macht er dann — anrufen?«
    Ich merkte, wie ich mich verschloss. Warum war er so erpicht darauf, diesen Punkt zu verfolgen? »Hören Sie. Zum vierten oder fünften Mal: Mickey und ich reden nicht miteinander. Ehrlich. Hand aufs Herz. Pfadfinderehrenwort und so weiter. Wir sind keine Feinde. Wir bekämpfen uns nicht. Wir haben nur kein solches Verhältnis.«
    »Tatsächlich? Wie würden Sie es dann beschreiben? Freundschaftlich? Distanziert? Herzlich?«
    »Was soll das?«, fragte ich. »Wozu soll das gut sein? Ich meine, kommen Sie, meine Herren. Das kann nicht Ihr Ernst sein. Warum sollte ich mit meiner eigenen Waffe auf meinen Exmann schießen und sie dann am Tatort liegen lassen? Ich müsste ja verrückt sein.«
    Aldo schmunzelte vor sich hin. »Leute verlieren die Nerven. Da weiß man nie, wozu sie fähig sind. Wir suchen lediglich Informationen. Wir sind Ihnen für alles dankbar, was Sie uns sagen können.«
    »Schildern Sie mir Ihre Theorie«, bat ich.
    »Wir haben noch keine Theorie«, erwiderte Claas. »Aber wir würden gern einige Möglichkeiten ausschließen. Sie könnten uns eine Menge Zeit sparen, wenn Sie uns unterstützen würden.«
    »Das tue ich doch. So sieht Unterstützung aus, für den Fall, dass Sie nicht daran gewöhnt sind. Sie sind wirklich an der falschen Adresse. Ich weiß nicht einmal, wo Mickey zurzeit wohnt.«
    Die beiden Detectives starrten mich an.
    »Das ist die Wahrheit.«
    Detective Claas stellte die nächste Frage, ohne auf seine Notizen zu sehen. »Können Sie uns sagen, wo Sie am siebenundzwanzigsten März waren?«
    Mein Kopf war leer. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wo waren Sie denn?«, sagte ich. Ich merkte, dass meine Hände zu zittern begannen. Meine Finger waren kalt, und ohne auch nur darüber nachzudenken, verschränkte ich die Arme und schob die Hände seitlich an meinen Körper. Ich wusste, dass ich stur und abwehrend wirkte, aber langsam verlor ich die Nerven.
    »Haben Sie einen Terminkalender, in dem Sie nachsehen könnten?«
    »Wissen Sie, was? Ich glaube, wir sollten dieses Gespräch auf der Stelle beenden. Wenn Sie gekommen sind, weil Sie glauben, ich sei irgendwie in eine Schießerei verwickelt, müssen Sie mit meinem Anwalt sprechen. Ich habe jetzt nämlich genug von diesem Schwachsinn.«
    Detective Aldo wirkte erstaunt. »He, kommen Sie. Das ist doch nicht nötig. Wir werfen Ihnen überhaupt nichts vor. Es ist nur ein Informationsaustausch.«
    »Was wurde denn ausgetauscht? Ich erzähle Ihnen dies und das, aber was erzählen Sie mir? Oder habe ich den Teil überhört?«
    Aldo lächelte, ungerührt von meiner Gereiztheit. »Wir haben Ihnen erzählt, dass er verletzt ist, und Sie haben uns erzählt, dass Sie ihn nicht gesprochen haben. Sehen Sie? Wir erzählen Ihnen etwas, und dann erzählen Sie uns etwas. Es ist wie ein Dialog. Eine Hand wäscht die andere.«
    »Warum haben Sie gefragt, wo ich am siebenundzwanzigsten März war? Worum geht es?«
    Claas ergriff das Wort. »Wir haben seine Telefonrechnungen durchgesehen. Es gab einen Anruf an diese Nummer, der dreißig Minuten gedauert hat. Wir sind davon ausgegangen, dass Sie beide sich unterhalten haben. Es sei denn, hier wohnt noch jemand anders, was Sie verneint haben.«
    »Zeigen Sie es mir«, sagte ich und streckte die Hand aus.
    Er beugte sich herab, fasste in die einen Spalt weit offen stehende Aktentasche und entnahm ihr ein Bündel Telefonrechnungen, die er mir kommentarlos überreichte. Ganz oben auf dem Stapel lag Mickeys April-Rechnung, in der seine Gespräche für den Monat März aufgeführt waren. Ich sah auf den Kopf des Formulars und stellte fest, dass er bei derselben Telefongesellschaft war wie ich. Damals war er bereits mit seiner Februar-Rechnung im Rückstand gewesen. Die Mahnung besagte, dass sein Anschluss gesperrt werden würde, wenn seine Zahlung nicht binnen zehn Tagen einging. Ich ließ den Blick die Spalte mit den gebührenpflichtigen Anrufen und Ferngesprächen hinabwandern. Nur zwei solcher Anrufe waren verzeichnet, beide nach Santa Teresa. Der erste stammte vom dreizehnten März und ging an Mark Bethels Büro. Davon hatte ich bereits von Judy erfahren. Der zweite war an meinen Anschluss gegangen. Ganz richtig, der Anruf war am

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