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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sagte ich. »Worum geht es denn?«
    »Um einen Fall, an dem wir gerade arbeiten. Wir würden gern drinnen mit Ihnen sprechen, falls Sie nichts dagegen haben.«
    Detective Claas meldete sich erneut zu Wort. »Es wird nicht lange dauern. Fünfzehn, zwanzig Minuten. Wir handeln es so schnell wie möglich ab.«
    »Sicher. Kommen Sie rein.« Ich drehte mich um und schloss die Haustür auf, während ich über die Schulter sprach. »Wann sind Sie hier angekommen?«
    »Vor etwa einer Stunde. Wir haben versucht, Sie in Ihrem Büro zu erreichen, aber man hat uns gesagt, Sie seien schon weg. Wir müssen Sie gerade verpasst haben.«
    »Ich musste ein paar Besorgungen machen«, erwiderte ich, während ich mich fragte, warum ich glaubte, ihnen eine Erklärung schuldig zu sein. Ich trat über die Schwelle, und sie folgten mir hinein. In den letzten Jahren hatten mich diverse Ermittlungen nach Los Angeles geführt. Bei einem der Fälle, die ich für die California Fidelity bearbeitet hatte, war ich einem Haufen übler Typen ins Gehege gekommen. Vermutlich hing es damit zusammen. Die Kriminellen bilden eine eigene Schicht, in der immer wieder dieselben Namen auftauchen. Es ist stets interessant, zu erfahren, was die Mistkerle so treiben.
    In Gedanken machte ich eine Aufnahme meiner Wohnung, während mir nebenbei bewusst war, wie sie auf Fremde wirken musste. Klein, tadellos in Schuss und so kompakt wie eine Schiffseinrichtung, mitsamt Bullaugen und Einbauten. Kochnische zur Rechten, Schreibtisch und Sitzgruppe zur Linken. Königsblauer Veloursteppich und eine kleine Wendeltreppe, die zum oben gelegenen, offenen Schlafraum führe. Ich stellte meine Umhängetasche auf einem der Hocker an der Küchentheke ab und nahm die sechs Schritte zum Wohnzimmer.
    Die beiden Beamten warteten rücksichtsvoll auf der Schwelle.
    »Setzen Sie sich«, sagte ich.
    »Danke«, antwortete Aldo. »Hübsche Wohnung. Sie leben allein?«
    »Allerdings, ja.«
    »Sie Glückliche. Meine Freundin ist eine Schlampe. Ausgeschlossen, dass es bei mir mal so aufgeräumt aussieht.«
    Claas setzte sich auf das kleine Sofa, das genau vors Erkerfenster passt, und stellte seinen Aktenkoffer vor sich auf den Boden. Während Claas und Aldo zwar gleichermaßen gesprächig wirkten, war Claas doch der Reserviertere, der sich nahezu steif ausdrückte, während Aldo auf lässig machte. Detective Aldo nahm sich einen der Regiestühle, womit mir der andere blieb. Ich setzte mich und fühlte mich dabei irgendwie gesteuert, obwohl ich nicht genau wusste, weshalb. Aldo lümmelte sich mit gespreizten Beinen auf den Stuhl und ließ die Hände zwischen den Knien herabhängen. Das Segeltuch auf dem Regiestuhl sackte durch und knarrte unter seinem Gewicht. Seine Schenkel waren gewaltig, und seine Haltung wirkte zugleich träge und einschüchternd. Claas warf ihm einen Blick zu, und er wechselte die Haltung, indem er sich gerade hinsetzte.
    Claas wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Soweit wir wissen, waren Sie mit einem ehemaligen Drogenfahnder namens Magruder verheiratet.«
    Ich war vollkommen perplex. »Mickey? Das stimmt. Geht es um ihn?« Ein angstvolles Kribbeln überlief mich. Verbindungen wirbelten in einem Muster durcheinander, das ich nicht richtig erkennen konnte. Jedenfalls musste das, worum es hier ging, mit Mickeys momentanen finanziellen Schwierigkeiten zu tun haben. Vielleicht hatte er eine Bank ausgeraubt, jemanden übers Ohr gehauen oder sich klammheimlich aus dem Staub gemacht. Vielleicht lag ein Haftbefehl gegen ihn vor, und diese Jungs hatten den Auftrag, ihn aufzuspüren. Ich kaschierte mein Unbehagen mit einem Lachen. »Was treibt er denn so?«
    Claas’ Miene blieb distanziert. »Mr. Magruder wurde leider das Opfer einer Schießerei. Er hat überlebt — er lebt noch, aber es geht ihm nicht gut. Gestern haben wir ihn endlich identifizieren können. Zur Zeit des Angriffs hatte er keine Papiere bei sich, daher haben wir ihn als unbekannt eingestuft, bis wir seine Fingerabdrücke überprüft hatten.«
    »Er wurde angeschossen}« Ich merkte, wie ich die Nadel wieder an den Anfang der Rille setzte. Hatte ich ihn richtig verstanden?
    »Ja, Ma’am.«
    »Aber er wird wieder gesund, oder?«
    Claas’ Ton rangierte irgendwo zwischen Neutralität und Bedauern. »Offen gestanden sieht es nicht besonders gut aus. Die Ärzte sagen, er sei in stabilem Zustand, aber er ist abhängig von lebenserhaltenden Maßnahmen. Er hat das Bewusstsein seitdem nicht wiedererlangt, und je

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