Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
länger das so bleibt, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass er sich komplett erholt.«
    Oder überhaupt, hörte ich heraus. Ich spürte, wie ich blinzelte. Mickey lag im Sterben oder war schon tot? Der Detective redete immer noch weiter, aber irgendwie litt ich unter momentanem Hörverlust. Ich hielt eine Hand in die Höhe. »Moment bitte. Tut mir Leid, aber ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Das verstehen wir. Nur die Ruhe. Lassen Sie sich Zeit«, sagte Aldo.
    Ich holte mehrmals tief Atem. »Es ist so befremdlich. Wo ist er?«
    »Uni-Klinik Los Angeles. Zurzeit liegt er auf der Intensivstation, aber er wird vielleicht ins Kreiskrankenhaus verlegt, je nachdem, wie es ihm geht.«
    »Er war immer gut versichert, falls es eine Geldfrage ist.« Die Vorstellung von Mickey im Kreiskrankenhaus behagte mir nicht. Ich holte immer wieder tief Atem und riskierte bei meinem Versuch, mich zu fassen, dass ich zu hyperventilieren begann. »Kann ich ihn sehen?«
    »Im Moment nicht, aber wir können vermutlich etwas arrangieren.« Er wirkte ausgesprochen lustlos, und so ritt ich nicht weiter darauf herum.
    Aldo musterte mich besorgt. »Alles in Ordnung, Ms. Millhone?«
    »Nennen Sie mich Kinsey. Mir geht’s gut. Ich bin nur etwas schockiert«, antwortete ich. »Ich weiß nicht, welchen Anlass ich hinter Ihrem Kommen vermutet hatte, aber das war es jedenfalls nicht. Ich kann nicht glauben, dass ihm überhaupt etwas Schlimmes zustoßen konnte. Er war seit jeher ein Großmaul, aber er wirkte unbesiegbar — zumindest auf mich. Was ist denn passiert?«
    »Das versuchen wir gerade zusammenzustückeln«, sagte Claas. »Er wurde zweimal getroffen: einmal in den Kopf und einmal in die Brust. Ein Streifenpolizist hat ihn kurz nach drei Uhr morgens auf dem Gehsteig gefunden. Die Waffe, eine Halbautomatik, lag etwa drei Meter weiter weg im Rinnstein. Es war ein belebtes Viertel mit vielen Lokalen, also wäre möglich, dass Mr. Magruder in eine Auseinandersetzung geraten ist. Wir haben zwei Kollegen losgeschickt, die sich in der Gegend umhören. Bis jetzt keine Zeugen. Wir arbeiten uns zunächst einmal nach hinten durch und versuchen etwas über seine Schritte vor der Schießerei herauszufinden.«
    »Wann war das eigentlich?«
    »In den frühen Morgenstunden des 14. Mai. Mittwoch letzte Woche.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir Ihnen ein paar Fragen stellen, da wir nun schon einmal hier sind?«
    »Überhaupt nicht. Nur zu.«
    Ich erwartete halb, dass einer von ihnen ein Notizbuch zöge, aber es kam keines zum Vorschein. Ich sah auf den Aktenkoffer und überlegte, ob ich aufgezeichnet wurde. Unterdessen redete Claas weiter. »Wir sind gerade dabei, einige Möglichkeiten auszuschließen. Es geht vor allem darum, dass Sie uns weiterhelfen könnten, einige Lücken zu schließen.«
    »Klar, ich werd’s versuchen. Ich weiß zwar nicht, wie, aber schießen Sie los«, sagte ich. Innerlich zuckte ich über meine Wortwahl zusammen.
    Claas räusperte sich. Seine Stimme klang nun heller, schriller. »Als Sie Ihren Exmann zum letzten Mal gesprochen haben, hat er da irgendwelche Probleme erwähnt? Drohungen, Streitigkeiten, irgendwas in der Richtung?«
    Erleichtert beugte ich mich vor. »Ich habe Mickey seit vierzehn Jahren nicht mehr gesprochen.«
    Etwas flitzte zwischen ihnen hin und her. Einer dieser nonverbalen Dialoge, die Ehepaare mit Blicken zu führen lernen. Detective Aldo ergriff das Wort. »Sie besitzen eine Neun-Millimeter Smith & Wesson?«
    »Ich hatte früher mal eine.« Fast hätte ich mehr gesagt, aber ich beschloss, mich zu beherrschen, bis ich wusste, worauf sie damit hinauswollten. Die leere Schachtel, in der die Pistole ursprünglich gewesen war, lag noch in der Kiste neben meinem Schreibtisch, keine zwei Meter weit entfernt.
    Claas sagte: »Können Sie uns sagen, wann Sie sie gekauft haben?«
    »Ich habe sie nicht gekauft. Mickey hat sie erstanden und sie mir zur Hochzeit geschenkt. Das war im August 1971.«
    »Merkwürdiges Hochzeitsgeschenk«, bemerkte Aldo.
    »Er ist ein merkwürdiger Mann«, sagte ich.
    »Wo ist die Pistole jetzt? Irgendwo hier im Haus?«
    »Keine Ahnung. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen«, antwortete ich. »Ich dachte, Mickey hätte sie mitgenommen, als er nach Los Angeles zog.«
    »Also haben Sie die Waffe lange nicht mehr gesehen — seit etwa...«
    Ich blickte von Claas zu Aldo, als mir die offenkundigen Konsequenzen klar wurden. Ich war schwer von Begriff gewesen. »Moment mal, das war die

Weitere Kostenlose Bücher