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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Nordkalifornier im Rennen, bis Ed Zschau eingegriffen hatte. Zschau war der Spitzenkandidat. Gerüchten zufolge wollten sich die San Diego Union, der San Francisco Chronicle, der San Francisco Examiner und die Contra Costa Times allesamt für ihn einsetzen. Unterdessen hatte man Bobbi Fiedler, einer Kongressabgeordneten aus dem San Fernando Valley und erfahrenen Politikerin, den Boden unter den Füßen weggezogen, indem man ein Gerichtsverfahren gegen sie anstrengte. Ihr war vorgeworfen worden, einen anderen Kandidaten durch Bestechung dazu bewogen zu haben, aus dem Wahlkampf auszusteigen. Die Vorwürfe entpuppten sich als vollkommen unbegründet und wurden entkräftet, doch ihre Anhänger hatten die Begeisterung verloren, und es fiel ihr schwer, wieder in Schwung zu kommen. Für Mark wiederum war es der zweite Versuch bei einer bundesstaatlichen Wahl, und so steckte er eifrig Laddies Geld in Fernsehspots, in denen er die Werbetrommel dafür rührte, dass er einen so sauberen Wahlkampf führte. Als ob das irgendjemanden kümmerte. Allein die Vorstellung, mir eine eintönige Politikdebatte anzuhören, reichte schon, um mich ins Koma zu versetzen.
    Unterdessen fuhr Judy fort: »Mark bereitet sich schon seit Tagen darauf vor, vor allem auf Gesetzesvorschlag 51 — das ist die Tiefe-Taschen-Initiative.«
    »Aha.«
    »Außerdem die Vorschläge 42 und 48. Da vertritt er ziemlich entschiedene Ansichten.«
    »He, tun wir doch alle«, sagte ich und schob ein paar Blätter auf meinem Schreibtisch umher, bis unter der Lokalzeitung und einem Stapel Post der Vorabdruck des Abstimmungszettels zum Vorschein kam. In Vorschlag 48 ging es darum, die Pensionen ehemaliger Beamter zu deckeln. Gähn, schnarch. Vorschlag 42 würde dem Staat erlauben, 850 Millionen Dollar in Staatsanleihen auszugeben, um das für kalifornische Kriegsveteranen gedachte Programm für Farm- und Hauskaufkredite fortzuführen. »Ich wusste gar nicht, dass Mark im Krieg war«, sagte ich, um Konversation zu machen.
    »Oh, sicher, er hat sich gleich nach seinem College-Abschluss zur Army gemeldet. Ich schicke Ihnen gern eine Kopie seines Lebenslaufs.«
    »Nicht nötig.«
    »Das macht keine Umstände. Einen Stapel davon habe ich ohnehin schon in der Post. Sie wissen sicher, dass er ein Verwundetenabzeichen bekommen hat.«
    »Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung.«
    Während Judy weiterquasselte, fand ich in der Zeitung den Teil mit den Comics und las den Strip mit Rex Morgan, M.D., der mindestens genauso interessant war. Judy unterbrach sich und sagte: »Mist. Mein anderer Apparat klingelt. Ich gehe lieber ran, falls er es ist.«
    »Kein Problem.«
    Sobald ich aufgelegt hatte, schwang ich die Füße auf den Tisch und wandte meine Aufmerksamkeit der Post zu, die ich stibitzt hatte. Ich nahm den Brieföffner und schlitzte die Umschläge auf. Die Kontoauszüge wiesen bis Ende Februar regelmäßige Gehaltszahlungen auf, dann nichts mehr bis Ende März, als Mickey in zweiwöchigen Abständen kleine Einzahlungen vorzunehmen begann. Arbeitslosengeld? Ich wusste nicht mehr, wie das funktionierte. Vermutlich gab es eine Wartefrist, in der Ansprüche bearbeitet und genehmigt wurden. Auf jeden Fall reichten die Schecks, die er bekam, nicht aus, um seine monatlichen Ausgaben komplett abzudecken, und er musste die Summe aus seinem Sparguthaben aufstocken. Der derzeitige Kontostand betrug ungefähr fünfzehnhundert Dollar. Ich hatte in seiner Wohnung verstecktes Bargeld gefunden, aber keine Spur von seinem Sparbuch. Es wäre gut, das zu haben. Es erstaunte mich, dass ich es bei meiner Suche nicht gefunden hatte. Die monatlichen Auszüge würden genügen müssen.
    Indem ich die Vorgänge auf seinem Spar- und seinem Girokonto verglich, erkannte ich, wie das Geld vom einen zum anderen sprang und dann im Nichts verschwand. Eingelöste Schecks besagten, dass er weiterhin so viele Rechnungen bezahlt hatte, wie er konnte. Seine Miete betrug 850 Dollar im Monat, die dem eingelösten Scheck zufolge letztmalig am 1. März bezahlt worden waren. In der zweiten Februarhälfte und den ersten drei Märzwochen hatte er drei Schecks zur Barauszahlung ausgestellt, insgesamt ein Betrag von immerhin achtzehnhundert Dollar. Angesichts seiner finanziellen Schwierigkeiten, die schon gravierend genug waren, auch ohne dass er Geld zum Fenster hinauswarf, kam mir das seltsam vor. Den Kontoauszug vom April hatte vermutlich die Polizei, daher konnte ich nicht herausfinden, ob er am Ersten die Miete bezahlt

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