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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zeigte. »Was bedeutet die da?« Ich dachte, der Mond sei vielleicht etwas Erfreuliches, aber die Schwestern wechselten einen Blick, der mich anderes vermuten ließ.
    Cordia sagte: »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie damit anfangen würde.«
    »Der Mond steht für verborgene Feinde, wissen Sie. Gefahr, Finsternis und Schrecken. Nicht besonders günstig.«
    »Im Ernst?«
    Sie wies auf eine andere Karte. »Die Stabzehn, umgekehrt, steht für Hindernisse, Schwierigkeiten und Intrigen. Und die hier, der Gehenkte, bedeutet das Beste, was Sie sich erhoffen können.«
    »Sie will das nicht hören, Bel.«
    »Doch. Ich kann es verkraften.«
    »Diese Karte zeichnet Sie aus.«
    »Was heißt das? Ich traue mich gar nicht zu fragen«, sagte ich.
    »Ach, der Gehenkte ist gut. Er steht für Weisheit, Prüfungen, Opfer, Intuition, Vorahnung und Prophezeiung. Das wollen Sie nämlich haben, aber im Moment besitzen Sie es nicht.«
    »Sie versucht mir mit meinem Strickzeug zu helfen. Du könntest sie wenigstens so lange in Ruhe lassen, bis sie fertig ist.«
    »Ich kann beides zugleich«, sagte ich. Obwohl mir offen gestanden Dorothys Anwesenheit die Aufgabe erschwerte. Die Katze hatte sich auf meinem Schoß umgedreht und schien jetzt unbedingt meinen Atem riechen zu wollen. Geziert reckte sie die Nase. Ich hielt inne und atmete ihr zuliebe durch den Mund aus. »Was ist das für eine Karte?«, fragte ich, während Doro-thy mir mit dem Kopf gegen das Kinn stupste.
    »Der Schwertritter, der sich zu Ihren Füßen befindet. Das repräsentiert Ihr Eigenes, das, womit Sie arbeiten können. Können, Mut, Leistungsfähigkeit, Feindseligkeit, Zorn, Krieg, Zerstörung.«
    »Das mit dem Zorn klingt gut.«
    »Nicht im Ganzen gesehen«, korrigierte Bel. »Im Großen und Ganzen gesehen sitzen Sie in der Patsche. Sehen Sie die da? Diese Karte steht für Schmerz, Kummer, Tränen, Trauer und Verlassenheit.«
    »Tja, verflixt.«
    »Genau. Ich würde sagen, Sie sitzen in der Kacke und haben kein Klopapier.«
    Dorothy stieg auf meine Brust und schnurrte. Sie hielt ihr Gesicht vor meines, und wir starrten einander an. Ich sah wieder auf die Tarotkarten. Selbst ich, die nichts von alledem glaubte, konnte die Schwierigkeiten erkennen, in denen ich steckte. Abgesehen vom Gehenkten gab es noch einen mit schweren Stöcken beladenen Mann und einen weiteren, der mit zehn Schwertern im Rücken auf der Erde lag. Die Karte, die »Gericht« hieß, schien nichts Gutes zu verheißen, und dann war da noch die Stabneun, die einen missgelaunt aussehenden Mann zeigte, der sich an einen Stab klammerte, während acht Stäbe aufgereiht hinter ihm standen. Auf diese Karte folgte ein von drei Schwertern durchbohrtes Herz mit Regentropfen und Wolken darüber.
    Mittlerweile war es mir gelungen, die verlorenen Maschen wieder aufzufangen, und ich fasste um Dorothy herum, um Cordia das Strickzeug wiederzugeben. Ich fand, es war an der Zeit, zur Sache zu kommen, also fragte ich Cordia, was sie mir über Mickey sagen konnte.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich besonders viel über ihn wüsste. Er lebt äußerst zurückgezogen. Er hat als Wachmann in einer Bank gearbeitet, bis er im Februar seine Stelle verlor. Ich habe ihn immer in seiner Uniform weggehen sehen. Sah schick aus, muss ich sagen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie hat er seinen Job verloren?«
    »Er hat getrunken. Das müssen Sie doch wissen, nachdem Sie mit ihm verheiratet waren. Er roch sogar um neun Uhr morgens nach Alkohol. Ich glaube nicht, dass er um diese Zeit getrunken hat — das waren die Reste vom Abend zuvor, die er durch die Poren ausdünstete. Er ist nie geschwankt, und ich habe ihn auch nie lallen hören. Er wurde weder laut noch fies. Er war immer ein Gentleman, aber er verlor langsam den Boden unter den Füßen.«
    »Tut mir Leid, das zu hören. Ich wusste, dass er getrunken hat, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass er ein Stadium erreicht hat, an dem das Trinken mit seiner Arbeit in Konflikt kam. Damals, als ich mit ihm verheiratet war, war er Polizist.«
    »Tatsächlich«, sagte sie.
    »Gibt es noch irgendetwas anderes, was Sie mir über ihn sagen können?«
    »Er war ruhig, keine Partys. Hat seine Miete immer pünktlich bezahlt, bis auf die letzten paar Monate. Keine Besucher außer diesem widerlichen Kerl mit den vielen Ketten.«
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit von Dorothy ab. »Ketten?«
    »Einer dieser Motorradtypen: Nieten und schwarzes Leder. Er machte auf

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