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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Finsternis wieder ungebrochen, und es war nichts zu hören. Ich fuhr weiter, indem ich der Straße bis zu ihrem Ende folgte, das vielleicht achthundert Meter entfernt lag. Die meisten Anwesen, an denen ich vorbeikam, lagen entweder ganz im Dunkeln oder waren geringfügig erleuchtet, um Einbrecher abzuschrecken. Zweimal sah ich am Straßenrand Fahrzeuge einer privaten Wachgesellschaft stehen. Ich stellte mir vor, wie uniformierte Wachleute aufpassten, womöglich mit Hilfe auf Angriff trainierter Hunde. Ich kehrte ohne jeden eindeutigen Hinweis darauf, dass der Biker hier entlang gekommen war, zur Hauptstraße zurück. Mittlerweile war es nach zwei Uhr. Ich nahm die Auffahrt auf die 101 in südlicher Richtung. Der Verkehr war schwach, und ich gelangte nach Hause zurück, ohne ihn noch einmal zu sehen.

    Zum Glück war der nächste Tag ein Samstag, und ich war es mir nicht schuldig, mein Training abzuleisten. Ich zog mir die Kissen über den Kopf und sperrte Licht und Geräusche aus. So lag ich in künstlicher Dunkelheit zusammengerollt unter meiner Steppdecke und fühlte mich wie ein kleines Pelztier. Um neun Uhr kroch ich endlich aus meinem Bau. Ich putzte mir die Zähne, duschte und shampoonierte mir den Rauch der vergangenen Nacht aus den Haaren. Dann stieg ich die Wendeltreppe hinunter und setzte Kaffee auf, bevor ich die Morgenzeitung hereinholte.
    Nach dem Frühstück rief ich bei Jonah Robb zu Hause an. Ich war Jonah zum ersten Mal vor vier Jahren begegnet, als er bei der Polizei von Santa Teresa im Vermisstendezernat arbeitete. Ich versuchte damals gerade den Aufenthaltsort einer Frau zu ermitteln, die sich später als tot erwies. Jonah lebte von seiner Frau getrennt und mühte sich damit ab, ihre seltsame Bindung zu verarbeiten, die in der High School begonnen und von da an immer verhängnisvoller geworden war. Im Laufe ihrer gemeinsamen Jahre hatten sie sich so oft getrennt, dass er vermutlich den Überblick verloren hatte. Camilla behandelte ihn wie ein Jojo. Zuerst warf sie ihn hinaus, und dann nahm sie ihn wieder auf, oder sie verließ ihn für einen langen Zeitraum, während dessen er seine beiden Töchter monatelang nicht zu Gesicht bekam. Mitten in einer ihrer ausgedehnten Trennungen begannen er und ich eine Beziehung miteinander. Irgendwann wurde mir klar, dass er sich nie von ihr befreien würde. Ich brach den intimen Kontakt ab, und wir wurden wieder Freunde.
    Seitdem war er zum Lieutenant befördert worden und arbeitete nun im Morddezernat. In gewisser Weise waren wir Freunde geblieben, obwohl ich ihn seit Monaten nicht gesehen hatte. Das letzte Mal war er mir am Tatort eines Mordes begegnet, wo er mir gestanden hatte, dass Camilla schwanger war — natürlich von einem anderen.
    »Was gibt’s?«, fragte er, nachdem ich mich gemeldet hatte.
    Ich schilderte ihm kurz die Lage. Die Detectives aus L.A. hatten ihn von der Schießerei informiert, daher war er darüber bereits im Bilde. Ich berichtete ihm in verkürzter Form von meinen Begegnungen mit den beiden und erzählte ihm weitere Einzelheiten: das Geld, das Tim Mickey schuldete, der Motorradfahrer, der vor Mickeys Wohnung in Culver City aufgetaucht war und dann wieder im Honky-Tonk.
    »Hast du seine Zulassungsnummer?«, fragte Jonah.
    »Er hatte kein Nummernschild«, sagte ich. »Ich vermute, das Motorrad ist gestohlen, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ich kann nicht beschwören, dass er etwas mit den Schüssen zu tun hat, aber es kommt mir wie ein allzu großer Zufall vor, dass er an beiden Orten aufgetaucht ist, vor allem, nachdem es heißt, er sei ein Freund von Tim. Könntest du die Verkehrspolizei bitten, die Augen offen zu halten? Ich wüsste wirklich gern, wer er ist und was er mit der ganzen Sache zu tun hat.«
    »Ich will mal sehen, was ich machen kann, dann rufe ich dich zurück«, sagte er. »Wie war das mit der Pistole, die am Tatort zurückgeblieben ist? War das wirklich deine?«
    »Leider ja«, gestand ich. »Sie war ein Hochzeitsgeschenk von Mickey, der sie auf seinen Namen gekauft hat. Später haben wir die Registrierung umschreiben lassen. Es ist eine süße kleine Smith & Wesson, die ich seit Frühjahr 1972 nicht mehr gesehen habe, also seit ich ihn verlassen habe. Vielleicht hatte Mickey sie dabei, und der Schütze hat sie ihm abgenommen.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Ich habe nichts mehr gehört. Ich versuche nachher noch mal anzurufen, aber eigentlich habe ich gar keine Lust, mich zu erkundigen, weil ich schlechte Neuigkeiten

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