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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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fürchte.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Gruslige Geschichte. Sonst noch was?«
    »Was hört man über das Honky-Tonk? Was läuft da draußen?«
    »Meines Wissens nichts Besonderes. Was vermutest du denn?«
    »Keine Ahnung. Es könnte um Drogen gehen«, sagte ich. »Ich bin zweimal dort gewesen, und es kommt mir nicht ganz koscher vor. Irgendwie überlege ich im Hinterkopf, ob Mickey das auch aufgefallen ist. Ich nehme an, dass er zuerst gekommen ist, um das Geld von Tim zurückzufordern, das er ihm schuldet. Aber warum ist er immer wieder hingegangen?«
    »Ich hör’ mich mal um. Kann sein, dass die Leute vom Drogendezernat etwas wissen, das ich nicht weiß. Und was machst du? Wie geht’s dir zurzeit?«
    »Prima, wenn man davon absieht, dass ich unter dem Verdacht stehe, ich hätte versucht, meinen Exmann umzubringen. A propos, was macht Camilla?«
    »Sie ist hochschwanger. Das Baby soll am vierten Juli kommen, und der Amniozentese zufolge wird es ein Junge. Wir sind ganz begeistert.«
    »Sie lebt bei dir?«
    »Vorübergehend.«
    »Ah.«
    »Ja, nun. Ihr Freund, dieser Arsch, hat sie sitzen lassen, sowie er gehört hat, dass sie schwanger ist. Sie hat sonst niemanden.«
    »Die Ärmste«, sagte ich in einem Ton, dessen Bedeutung ihm entging.
    »Jedenfalls habe ich so Gelegenheit, mit den Mädchen zusammen zu sein.«
    »Das stimmt allerdings«, sagte ich. »Tja, es ist dein Leben. Viel Glück.«
    »Das werd’ ich brauchen«, sagte er trocken, aber er klang reichlich heiter für jemanden, dem die Eier in einer Autotür eingequetscht werden.
    Nachdem er aufgelegt hatte, rief ich in der Uniklinik in L.A. an und verlangte die Intensivstation. Ich nannte der Frau am anderen Ende meinen Namen und erkundigte mich nach Mickey. Sie legte mich auf Warteschleife, und als sie nach einer Ewigkeit wieder an den Apparat kam, merkte ich, dass ich den Atem anhielt.
    »Sein Zustand ist mehr oder weniger unverändert.«
    Ich bedankte mich und legte rasch auf, bevor sie es sich noch anders überlegte.
    Den größten Teil des Tages verbrachte ich mit einem Putzanfall, bewaffnet mit Schwämmen und Lumpen, einem Eimer Seifenwasser, einem Staubtuch und dem Staubsauger sowie Zeitungen und Essigwasser für die Fenster, an die ich heranreichte. Um vier Uhr klingelte das Telefon. Ich unterbrach meine Arbeit, war aber versucht, den Anrufbeantworter abnehmen zu lassen. Natürlich gewann meine Neugier die Oberhand.
    »Hey, Kinsey. Hier ist Eric Hightower. Ich hoffe, ich komme nicht gerade ungelegen.«
    »Kein Problem, Eric. Wie geht’s?«
    »Bestens«, antwortete er. »Hör mal, Dixie und ich bereiten eine kleine Party vor — Cocktails und Hors d’œuvres. Wirklich ganz spontan, nur etwa ein Dutzend Leute, aber wir wollten dich gern dabeihaben. Irgendwann zwischen fünf und sieben.«
    Ich nutzte den Moment, um meine Post zu öffnen, einschließlich des gelben Umschlags, den mir Bethels Sekretärin geschickt hatte. Drinnen steckte sein Lebenslauf. Ich warf ihn in den Papierkorb, fischte ihn dann wieder heraus und legte ihn in die unterste Schublade. »Du meinst, heute Abend?«
    »Klar. Wir haben Freunde aus Palm Springs da, also sind wir ohnehin schon in Stimmung. Kannst du es einrichten?«
    »Ich weiß nicht genau. Lass mich kurz in den Kalender schauen, dann rufe ich dich zurück.«
    »Blödsinn. Lass das sein. Du willst nur Zeit schinden und dir dann eine Ausrede einfallen lassen. Jetzt ist es vier Uhr. Du kannst kurz duschen, dann bist du in einer halben Stunde fertig. Ich schicke dir um Viertel vor fünf den Wagen.«
    »Nein, nein. Tu das nicht. Ich nehme meinen eigenen.«
    »Prima. Dann bis nachher.«
    »Ich tue, was ich kann, aber ich kann nichts versprechen.«
    »Wenn du um sechs nicht hier bist, komm’ ich dich selbst holen.«
    Sobald ich aufgelegt hatte, stieß ich ein Jaulen aus, während vor meinem geistigen Auge das Haus, die Bediensteten und all ihre affigen Freunde Revue passierten. Lieber unterziehe ich mich einer Wurzelbehandlung, als zu so einer Party zu gehen. Warum hatte ich nicht einfach gelogen und ihm erzählt, dass ich keine Zeit hätte? Tja, nun war es zu spät. Ich räumte das Putzzeug weg und trottete die Wendeltreppe hinauf. Ich öffnete die Schranktür und starrte mein Kleid an. Ich empfinde neurotischen Stolz darauf, dass ich nur dieses eine Stück für derartige Gelegenheiten besitze. Ich nahm das Kleid aus dem Schrank und hielt es ans Licht. Es sah nicht allzu übel aus. Doch dann kam mir ein schlimmerer

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