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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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eingefallen. »Ach, übrigens — der Typ, der gerade reingegangen ist?«
    Er starrte mich ausdruckslos an, nicht bereit, noch weiter nachzugeben, als er es bereits getan hatte.
    Ich hielt mir eine Hand über den Kopf. »Etwa so groß? Jeansjacke und Sporen. Er ist vor nicht mal einer Minute mit dem Motorrad gekommen.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Können Sie mir seinen Namen verraten? Ich habe ihn vor ein paar Tagen kennen gelernt, und jetzt hab’ ich vergessen, wie er heißt. Es ist mir zu peinlich zu fragen, deshalb hoffe ich, dass Sie ihn mir sagen können.«
    »Das ist ein Kumpel des Inhabers. Ein mieser kleiner Ganove. Sie haben in der Gesellschaft von so einem nichts verloren.«
    »Und was ist mit Tim? Was hat er mit ihm zu tun?«
    Er sah erneut auf die Uhr. Sein Tonfall klang nun genervt. »Wollen Sie jetzt rein? Theoretisch haben wir nämlich geschlossen. Ich darf nach der letzten Bestellung eigentlich niemand mehr reinlassen.«
    »Ich geh’ ja schon, ich geh ja schon. Bin sofort wieder da. Tut mir Leid, dass ich Sie derart belästige.«
    »Duffy Sowieso«, murmelte er. »Ein nettes Mädchen wie Sie sollte sich was schämen.«
    »Tu’ ich ja. Sie machen sich gar keinen Begriff.«
    Drinnen angekommen, legte ich die Mädi-Tour ab und musterte die Gesichter in meiner Umgebung. Das Deckenlicht war inzwischen an, und die Kellner stellten die Stühle auf die Tische. Der Barkeeper leerte die Kasse, und die Partybegeisterten schienen es langsam zu kapieren. Thea und Scott saßen in einer Nische. Beide hatten je eine Zigarette und einen frischen Drink — noch einen für unterwegs, um den Alkoholpegel zu heben. Ich durchquerte den vorderen Raum und versuchte nicht aufzufallen. Na dann viel Glück. Drei Singlemänner taxierten mich von Kopf bis Fuß und wandten sich desinteressiert wieder ab, was ich unhöflich fand.
    Ich marschierte auf den hinteren Flur zu, wobei ich davon ausging, dass Duffy Sowieso in Tims Büro war, da ich ihn sonst nirgends sah. Ich ging an der Damentoilette und den Telefonen vorüber und bog nach rechts in den kurzen Gang ein. Die Tür zum Aufenthaltsraum der Angestellten stand offen, und zwei Kellnerinnen saßen auf der Couch und rauchten, während sie die Schuhe wechselten. Beide sahen zu mir auf, und eine machte sich die Mühe, die Zigarette aus dem Mund zu nehmen. »Brauchen Sie irgendwas?« Rauch quoll aus ihrem Mund wie ein SOS.
    »Ich suche Tim.«
    »Gegenüber.«
    »Danke.« Ich wich zurück und fragte mich, was ich als Nächstes tun sollte. Ich konnte nicht einfach an seiner Tür klopfen. Ich hatte keinerlei Veranlassung hineinzuplatzen, und ich wollte auch nicht, dass der Motorradfahrer mich sah. Ich schaute auf die Tür und dann wieder zu den beiden. »Ist nicht gerade jemand bei ihm?«
    »Niemand Wichtiges.«
    »Ich will nicht stören.«
    »Hach, was sind wir zimperlich. Donnern Sie einfach gegen die Tür und spazieren Sie rein. Was ist denn schon dabei?«
    »So wichtig ist es auch wieder nicht. Ich lasse es lieber sein.«
    »Ach du Scheiße. Sagen Sie mir Ihren Namen, dann richte ich ihm aus, dass Sie hier sind.«
    »Vergessen Sie’s. Ist schon gut. Ich kann ihn später ansprechen.« Eilig zog ich ab, hastete um die Ecke und huschte zum Hintereingang hinaus. Ich ging ein paar Schritte, drehte mich um und starrte zurück. Während die Vorderseite des Hauses nur ein Stockwerk hatte, waren es hinten zwei. Ich konnte sehen, dass oben Licht brannte, und meinte einen Schatten zu sehen, aber sicher war ich mir nicht. Ich fragte mich, was da oben vor sich ging. Unmöglich zu ergründen, wenn ich es nicht schaffte, irgendwie hineinzugelangen.
    Unterdessen durfte ich den Biker nicht vergessen. Ich hätte viel dafür gegeben, zu erfahren, was er Tim zu sagen hatte. Auf Grund der Lage von Tims Büro wusste ich, dass sämtliche Außenfenster um die andere Ecke auf der linken Seite liegen mussten. Ich stand da und überlegte, ob es klug war, einen Lauschversuch zu unternehmen. Die betreffende Ecke des Hauses lag im Dunkeln, und es hatte den Anschein, als müsste ich mich in den Spalt zwischen dem Honky-Tonk und dem Haus daneben quetschen. Dies war ein Unterfangen, das nicht nur einen Anfall von Klaustrophobie versprach, sondern auch eine Attacke von Horden borstiger Hausspinnen von der Größe meiner Hand. Bei meinem Glück wären die Fenstersimse zu hoch zum Hineinspähen und das Gespräch zu leise für bedeutende Erkenntnisse. Es war der Gedanke an die Spinnen, der den Ausschlag

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