Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
Vom Netzwerk:
– kein Polizist kann sich der Wunschvorstellung entziehen, ganz unversehens einen Kriminellen dingfest zu machen.
    Dolan hob die Hand zum Gruß, und ich steuerte auf ihn zu, indem ich mich durch die Leute schlängelte, die auf einen Tisch warteten. Die Barhocker links und rechts von ihm waren besetzt, aber er warf den Männern einen scharfen Blick zu, sodass einer aufstand und mir seinen Platz anbot. Ich legte meine Tasche zu meinen Füßen ab und erklomm den Hocker neben Dolan. Der vor ihm stehende Aschenbecher war voller Kippen, und es bedurfte keiner meiner hoch entwickelten detektivischen Fähigkeiten, um abzuzählen, wie viele Zigaretten er geraucht hatte, einschließlich der, die er sich gerade an der noch brennenden anzündete. Er trank Old Forrester und roch wie ein Englischer Gewürzkuchen ohne die getrockneten Maraschino-Kirschen. Außerdem futterte er einen Teller Frittiertes: ausgebackene Jalapeno-Chilis mit einer Füllung aus geschmolzenem Käse. Ich würde mir verkneifen, ihn auf seine hartnäckigen Ernährungsirrtümer hinzuweisen. Es gibt nichts Ätzenderes als jemanden, der uns auf unsere offenkundigen Fehler aufmerksam macht.
    »Ich dachte, ich begegne hier vielleicht Cheney Phillips«, sagte ich. »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Ich glaube, er ist gerade auf Flitterwochen in Vegas.«
    »Flitterwochen? Ich dachte, die beiden hätten sich getrennt.« »Er hat jetzt eine andere, ein Mädchen, das er vor fünf oder sechs Wochen hier kennen gelernt hat.«
    »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Leider nein. Vergessen Sie ihn lieber. Er ist sowieso nicht Ihr Typ.«
    »Ich habe keinen speziellen Typ. Natürlich habe ich auch keinen Freund, aber das tut nichts zur Sache.«
    »Nehmen Sie sich einen Happen.«
    »Danke.« Ich nahm eine frittierte Chilischote und biss hinein. Zuerst nahm ich den herausspritzenden geschmolzenen Käse wahr, bevor die Schärfe des Jalapenos meine Zunge in Brand steckte. Die Jukebox dröhnte los, und ich spähte nach hinten, als die ersten Klänge einer Country-Western-Melodie durch den Raum tanzten. Die Wurlitzer war uralt, ein massiges, rundliches Teil mit einem sich drehenden Regenbogen in allen Schattierungen, an dessen Rand Blasen aufstiegen.
    Ich wandte mich wieder Dolan zu und versuchte zu ergründen, wie viel er getrunken hatte. Er lallte zwar nicht, aber vermutlich war er von seinem gewohnten Alkoholkonsum derart abgehärtet, dass er nicht einmal dann Anzeichen von Betrunkenheit erkennen lassen würde, wenn er vom Hocker fiel. Ich wusste auch nicht, ob er seit Mittag konstant weitergetrunken hatte oder zwischendurch auf ein Nickerchen nach Hause gegangen war. Ein Blick auf die Uhr sagte mir zwar, dass es erst fünf nach halb acht war, aber er konnte ja schon seit vier Uhr nachmittags hier sitzen. Ich freute mich nicht darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten, wenn er Tag für Tag blau war. Seine ständige Raucherei behagte mir auch nicht, aber ich konnte nichts dagegen tun, also war es besser, wenn ich mich so wenig wie möglich dazu äußerte. »Wie geht’s Stacey? Haben Sie schon mit ihm gesprochen?« »Ich habe ihn um sechs angerufen und ihm gesagt, dass wir ihn besuchen kommen. Er hat es satt, an sich herumpiken und -bohren zu lassen und will nur noch raus. Ich schätze, sie entlassen ihn morgen, wenn die Untersuchungsergebnisse da sind.«
    »Haben Sie ihm von Ihrer Idee erzählt?«
    »Kurz. Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn instruieren, wenn wir bei ihm sind. Was halten Sie von dem Fall?«
    »Ich bin ganz begeistert von den Unterlagen. Normalerweise bekomme ich nämlich keine Gelegenheit, Polizeiberichte direkt einzusehen.«
    »Das Verfahren hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht groß geändert. Nur dass wir es jetzt besser handhaben – gründlicher und systematischer; außerdem haben wir neue Technologien, die uns helfen.«
    Der Barmann kam zu uns herüber. »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Nichts, danke«, antwortete ich.
    Dolan hob sein Whiskeyglas, um ihm zu bedeuten, dass er ihm nachschenken solle.
    »Wollten wir nicht Stacey besuchen?«
    »Jetzt gleich?«
    »Na ja, es ist doch sinnlos, sich in die Sache zu vertiefen, wenn er nicht dafür zu haben ist.«
    Ich sah Dolan an, dass er sein Verlangen nach dem nächsten Whiskey gegen die Sorge um seinen Freund abwog. Er schob sein Glas zurück, zog die Brieftasche hervor und nahm eine Hand voll Scheine heraus, die er auf den Tresen warf. »Bis später.«
    Ich packte meine Tasche und folgte ihm zur Tür hinaus.
    »Wir

Weitere Kostenlose Bücher