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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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nehmen meinen Wagen«, erklärte er.
    »Und wenn Sie länger bleiben wollen als ich? Dann sitze ich fest. Nehmen wir lieber beide Autos, und ich fahre hinter Ihnen her. Dann kann ich mich jederzeit verdrücken.«
    Wir debattierten noch ein Weilchen, doch schließlich willigte er ein. Ich hatte einen halben Block entfernt geparkt, doch er wartete brav und und fuhr erst auf die Straße hinaus, als ich links von ihm auftauchte. Er chauffierte erstaunlich zurückhaltend, als wir mit unserer Kleinstkolonne die 101 entlangfuhren. Falls er angehalten und zum Blasen gebeten würde, läge er mit Sicherheit deutlich über der gesetzlichen Promillegrenze. Ich hielt mit einem Auge Ausschau nach Cops und hätte dabei fast vergessen, dass Dolan selbst einer war.
    Beim St. Terry’s angelangt, fanden wir nur durch zwei Autos voneinander getrennt Parkplätze am Rand der Castle Street. Es war jetzt völlig dunkel, und das Krankenhaus war erleuchtet wie ein Luxushotel. Wir betraten es durch den Hintereingang und fuhren mit dem Aufzug bis 6 Central, zur Onkologischen Station. Die Lichter waren gedämpft, und der Teppichboden auf dem breiten Flur schluckte das Geräusch unserer Schritte. Drei unbenutzte Infusionsständer und zwei Blutdruckmonitore standen neben einem Wäschekarren und einem vom Abendessen übrig gebliebenen Essenswagen mit mehreren Etagen an der Wand. Ich sah ein paar Besucher, doch fehlte der lebhafte Austausch zwischen Patienten und Angehörigen. Genesen ist anstrengend, und niemand will Energie für oberflächliche Konversation verschwenden. Als wir am Schwesternzimmer vorbeigingen, nickte Dolan der Frau am Schreibtisch kurz zu.
    Stacey lag in einem Einzelzimmer, das auf eine kaum beleuchtete Wohnstraße hinausging. Er schien zu schlafen, und das Kopfteil seines Betts war im Fünfundvierzig-Grad-Winkel hochgestellt. Unter seiner eng anliegenden roten Strickmütze sahen dünne Strähnen rötlichen Haares hervor. Zwei Genesungskarten standen auf dem breiten Fensterbrett, doch sonst war nichts Persönliches zu entdecken. Der Fernseher war dunkel. Auf seinem fahrbaren Nachttisch lagen ein Zeitschriftenstapel und ein Pappbecher mit schmelzendem Eis.
    Dolan blieb in der Tür stehen. Staceys Augen öffneten sich. Er winkte und richtete sich dann im Bett auf. »Habt ihr’s also geschafft«, sagte er und dann zu mir: »Sie müssen Kinsey sein. Schön, Sie kennen zu lernen.« Ich beugte mich vor und schüttelte ihm die Hand. Sein Händedruck war kraftvoll und heiß, fast als verliefe sein Stoffwechsel mit doppeltem Tempo.
    Während Dolan sich darum kümmerte, aus entgegengesetzten Ecken des Raums Stühle herbeizuschaffen, sagte ich: »Ich glaube, Sie kannten die Leute, die mich ausgebildet haben – Morley Shine und Ben Byrd.«
    »Die kannte ich gut. Beides prima Männer. Ich fand es sehr bedauerlich, als ich von dem Mord an Morley erfahren habe. Eine ganz üble Geschichte. Setzen Sie sich doch.«
    »Danke.«
    Dolan hielt mir den einen Stuhl hin und nahm selbst den anderen. Während die beiden plauderten, musterte ich Stacey. Er hatte kleine, sanfte blaue Augen, blasse Brauen und ein langes Gesicht mit tiefen Falten. Seine Gesichtsfarbe war okay, allerdings hatte er sich wohl seit Tagen nicht rasiert. Er schien guter Laune zu sein und sprach mit der Vitalität eines aktiven Mannes.
    Nach ein paar einleitenden Sätzen kam Dolan auf die Ermittlungen im Fall der Unbekannten zu sprechen. »Ich habe Kinsey die Akte zum Lesen gegeben. Wir finden, wir sollten mal darüber sprechen, wie wir das Ganze anpacken. Bleibt der Doc dabei, dich morgen rauszulassen?«
    »Sieht so aus.«
    Die beiden plauderten über den Fall, während ich den Mund hielt. Ich weiß nicht, warum ich erwartet hatte, dass Stacey Einwände gegen Dolans Vorschlag anbringen würde, aber er schien überhaupt nichts dagegen zu haben, dass wir den Fall wieder aufleben ließen. Er sagte zu Dolan: »Apropos – Frankie Miracle ist rausgekommen. Sein Bewährungshelfer Dench Smallwood hat mich angerufen und mir gesagt, dass Frankie eine Wohnung in der Stadt gefunden hat. Mittlerweile hat er vermutlich auch einen legalen Arbeitsplatz.«
    »Das wäre ja das erste Mal.«
    »Was hat denn Frankie Miracle damit zu tun?«, erkundigte ich mich. »An den Namen kann ich mich aus der Akte erinnern.«
    Dolan antwortete: »Man hat ihn am ersten August in Lompoc festgenommen, zwei Tage, bevor die Leiche der Unbekannten gefunden wurde. Wir haben immer für möglich gehalten, dass er der

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