Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
Vom Netzwerk:
aufgegessen, als das Telefon klingelte. Ich hasse Unterbrechungen beim Frühstück und war versucht, zu warten und den Anrufbeantworter übernehmen zu lassen. Stattdessen beugte ich mich hinüber und nahm den Hörer von dem an der Wand montierten Apparat. »Hallo?«
    »Hallo Kinsey. Hier ist Tasha aus Lompoc. Wie geht’s?«
    Ich schloss unwillkürlich die Augen. Es war eine meiner Cousinen, Tasha Howard, das einzige Familienmitglied, mit dem ich je ausführlicher zu tun hatte. Sie ist Nachlassanwältin und hat eine Kanzlei in Lompoc und eine in San Francisco.
    Ein paar Jahre zuvor hatte ich ihre Schwester Liza kennen gelernt und bei unserem einzigen Gespräch bislang unausgelotete Tiefen der Verdrossenheit in meinem sonst ausgeglichenen Naturell entdeckt. Meine Reaktion war vermutlich nur eine Nebenwirkung davon, dass Liza mir Dinge erzählte, die ich nicht hören wollte. So berichtete sie mir zum Beispiel völlig unbeschwert, dass meine Mutter bei ihren Nichten und Neffen als Idol galt. Obwohl dies als Schmeichelei gemeint war, hatte ich das Gefühl, es entmenschliche die Frau, die ich nie richtig gekannt hatte. Mich ärgerten ihre älteren Ansprüche, genau wie die Tatsache, dass mein Kosename für unsere Tante Virginia, nämlich »Tante Gin«, ein Name war, der unter denselben Familienmitgliedern bereits weit verbreitet war. Genauso wie der Hang zu Erdnussbutter-Essiggurken-Sandwiches, den ich für ein geheimes Band zwischen meiner Mutter und mir gehalten hatte. Sicher, meine Reaktion war alles andere als rational, aber ich fühlte mich von den lockeren Geschichten, die Liza erzählte, einfach herabgesetzt.
    Tasha war in Ordnung. Sie hatte mir einmal aus der Patsche geholfen und mich bei anderer Gelegenheit für einen Fall engagiert. Der war zwar nicht gut ausgegangen, aber das war nicht ihre Schuld.
    Verzögert antwortete ich: »Gut. Und dir?« Wir führen immer Gespräche, die sich anhören, als würden sie durch transatlantische Störungen unterbrochen.
    »Alles bestens, danke. Hör mal, voraussichtlich kommen meine Mutter und ich zum Einkaufen in deine Gegend, und wir wollten dich fragen, ob du Zeit hättest. Wir könnten zusammen Mittag essen, wenn du Lust hast, oder uns vielleicht später am Nachmittag auf einen Drink treffen.«
    »Heute? Ah. Nett, dass du fragst, aber ich habe gerade mit der Arbeit an einem neuen Fall begonnen und bin den ganzen Tag beschäftigt. Vielleicht ein andermal.« Ich hoffte, ich klang nicht so unehrlich, wie ich mir vorkam.
    »Muss ja ziemlich viel los sein zurzeit.«
    »Entweder zu viel oder zu wenig«, erwiderte ich. »So läuft der Hase eben.« Ich versuchte wirklich mein Bestes, mich ihr gegenüber nicht gereizt zu zeigen. Selbst bei den kürzesten Gesprächen schafften wir es meistens, uns über verwandschaftliche Verhältnisse in die Haare zu geraten. Sie wünscht sich eine engere Bindung, ich dagegen überhaupt keine.
    »Ich nehme an, du hättest in jedem Fall abgelehnt.«
    »Aber nein.« Ich ließ das Schweigen im Raum stehen.
    Wir atmeten uns gegenseitig in die Ohren, bis sie sagte: »Also. Meine Mutter ist am Dienstag wieder unten. Sie möchte dich wirklich gern sprechen. Hast du noch das Büro an der Capillo?«
    »Nein. Ich habe einen Bungalow an der Caballeria gemietet. Ich bin erst vor zwei Monaten eingezogen.«
    »Ich sag’s ihr.«
    »Gut. Das ist schön. Kein Problem.«
    »Nimm’s mir nicht übel, aber ich hoffe, du bist höflich zu ihr.«
    »Mann, Tasha, ich werde schon versuchen, mich zu benehmen. Aber es wird mir natürlich schwer fallen.«
    Ich hörte das Schmunzeln in ihrer Stimme. »Halt mir wenigstens meine Hartnäckigkeit zugute.«
    »Okay. Hab’s registriert. Du kriegst Pluspunkte dafür.«
    »Du brauchst nicht so sarkastisch zu sein.«
    »Das ist nur mein trockener Humor.«
    »Warum musst du ein solches Ekel sein? Könntest du nicht versuchen, mir auf halbem Weg entgegenzukommen?«
    »Ich weiß nicht, warum du mich unbedingt verfolgen musst.«
    »Aus demselben Grund, aus dem du mich unbedingt zurückstoßen musst. Eigensinn liegt in der Familie.«
    »Da hast du allerdings Recht. Es ärgert mich immer noch tierisch, dass Grand sich einbildet, sie hätte meine Eltern wie Dreck behandeln und dann Jahre später angetanzt kommen können, als hätte sich alles in Luft aufgelöst.«
    »Was hat denn das mit uns zu tun? Pam, Liza und ich haben weder deinen Eltern noch Tante Gin irgendwas angetan. Warum werden wir für Grand verantwortlich gemacht? Ja, sie hat

Weitere Kostenlose Bücher