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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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Haufen«, sagte sie trocken. »Inzwischen schnüffeln alle möglichen Interessenten dort herum. In erster Linie lokale Weinbauern, die ein Auge auf die Hänge geworfen haben. Es hat sich herausgestellt, dass der Boden ideal ist. Außerdem gibt es dort jede Menge Küstennebel, was eine längere Vegetationsperiode bedeutet.«
    »Wie viel Grund hat sie denn?«
    »Gut 9300 Hektar.«
    Es herrschte Schweigen, während ich zu verarbeiten suchte, was sie gerade gesagt hatte. »Das soll wohl ein Witz sein.« »Nein, ganz im Ernst.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Momentan spielt das sowieso keine Rolle, weil sie es niemals verkaufen wird. Unser Urgroßvater hat ihr das Versprechen abgenommen, dass sie es so lässt, wie es ist. Die Angelegenheit wird erst heikel, wenn sie nicht mehr ist.«
    »Hat sie denn den Nachlass nicht in einer Art Treuhandvermögen angelegt?«
    »Nein. Die meisten der alten Treuhandvermögen sind in den Dreißiger Jahren eingerichtet worden – von Leuten an der Ostküste, die schon seit Generationen Reichtum in der Familie hatten. Bei uns hier gab’s nur Rancher, bodenständige Leute, die eher dazu neigten, Kommanditgesellschaften in der Familie zu gründen. Auf jeden Fall wird nichts passieren, solange sie lebt«, schloss sie. »Und falls du dir das mit dem Drink anders überlegst, sag mir einfach Bescheid. Hast du meine Nummer noch?«
    »Ich schreibe sie mir lieber noch mal auf.«
    Als ich aufgelegt hatte, musste ich mich setzen und mir aufs Brustbein klopfen. Gegen Ende hatte ich doch tatsächlich ein paar warme Gefühle für sie entwickelt. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich die Frau am Ende noch gern haben, und wo stünde ich dann?
    Auf dem Weg zu Stacey fuhr ich kurz beim Büro vorbei, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Ich machte kurz ein Fenster auf, um ein bisschen frische Luft hereinzulassen, und sah nach, ob auf dem Anrufbeantworter neue Nachrichten waren. Nachdem ich ein paar Routinearbeiten erledigt hatte, schloss ich wieder hinter mir ab. Ich ließ den Wagen stehen und ging die fünf Blocks zu Staceys Haus zu Fuß, wo ich noch vor Con Dolan eintraf. Stacey hatte die Haustür unversperrt und das Fliegengitter offen gelassen. Ich klopfte an den Türrahmen. »Hey, Stacey? Ich bin’s. Darf ich reinkommen?«
    Er antwortete mit einem dumpfen »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.«
    Ich trat ein und schloss die Fliegentür hinter mir. Die Böden waren nackt, und an den Fenstern hingen weder Vorhänge noch Gardinen, daher schien bereits meine bloße Anwesenheit ein Echo zu erzeugen. Ich roch, dass gerade Kaffee gekocht wurde, doch ansonsten wirkte das Haus unbewohnt. Der Raum war kahl, als zöge gerade jemand ein oder aus und wäre nicht ganz fertig geworden. Die Wohnfläche des Hauses konnte kaum mehr als fünfundsiebzig Quadratmeter betragen, und das meiste davon war von meinem Standort aus zu überblicken. Das Innere war unterteilt in Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und Bad, obwohl die Tür zu Letzterem geschlossen war. Der Fußboden bestand aus Linoleum und hatte ein Muster aus miteinander verbundenen Quadraten und Rechtecken in Blau auf Grau mit einem schmalen mauvefarbenen Streifen in den Zwischenräumen. Die Balken hatten dunkle Flecken, und die Tapete an den Wänden war vergilbt. An manchen Stellen konnte ich Risse sehen, die den Blick auf drei Generationen von Wandverkleidung freigaben: eine Blümchentapete, darüber eine Lage Nadelstreifentapete, die wiederum von üppigen Bouquets verblichener Zentifolien überdeckt wurde.
    Unter den Fenstern zu meiner Rechten lag eine ordentlich als Bett hergerichtete Matratze. Ein Fernseher stand daneben auf dem Fußboden. Zu meiner Linken sah ich einen Schreibtisch aus Eichenholz und einen Drehstuhl. Viel mehr gab es nicht. Sechs identische Pappkartons waren an der Wand gegenüber aufgestapelt. Jeder von ihnen war mit Klebeband verschlossen und trug ein handgeschriebenes Etikett, das den Inhalt auflistete. Eine Tür des Wandschranks stand offen, und ich sah, dass er bis auf zwei Kleiderbügel leer war.
    Auf Zehenspitzen schlich ich zur Küchentür und spähte hinein. Um einen kleinen Holztisch gruppierten sich vier nicht zusammenpassende Stühle. Ein Pyrex-Kaffeebereiter stand auf dem Herd, unter ihm eine kleine Gasflamme. Das durchsichtige Glas zeigte ein Gebräu, das so dunkel war wie Bitterschokolade. Die Türen zu sämtlichen Küchenschränken standen offen, und viele Regalbretter waren leer. Stacey war offensichtlich

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