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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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Jeeps, um einen Halt zu haben, zuckte aber immer wieder vor Schmerz zusammen, wenn ihm die Stöße in sein lädiertes Kreuz fuhren.
    Das Gras zu beiden Seiten war struppig. Zu unserer Linken erhob sich eine Anhöhe, die nach oben hin flach auslief und eine Tafel bildete, auf der mehrere schwere Maschinen standen. Ein Großteil des restlichen Grundes war gerodet und terrassiert worden, weite Geröllfelder ohne jede Auflockerung durch Grün. »Das ist der Steinbruch«, erklärte Johanson im Brüllton, um das Klappern und Quietschen des fahrenden Jeeps zu übertönen.
    Ich beugte mich vor und richtete meine Kommentare an seinen Hinterkopf. »Ehrlich? Das sieht ja aus wie eine Kiesgrube. Ich hatte mir hohe Kalksteinwände vorgestellt.«
    »Andere Art von Steinbruch. Das hier ist Tagebau. Im Grayson- Steinbruch wird Kieselgur abgebaut. Da, ich hab eine Probe. Schauen Sie sich’s mal an.« Mit einem Auge auf der Straße bückte er sich, nahm einen Stein vom Fußboden des Jeeps und reichte ihn mir über die Lehne nach hinten. Der Stein war rau, kalkweiß und etwa so groß wie eine Brotscheibe mit unregelmäßigen Rillen in der Rinde. Ich gab ihn Lieutenant Dolan weiter, und er wog ihn wie ich in der Hand, da er verblüffend leicht war.
    »Was haben Sie gesagt, ist das?«, fragte ich.
    »Kieselgur.«
    Ich merkte, wie mir ein unbehaglicher Schauer über den Rücken lief, als er mit seiner Erklärung fortfuhr. »Kieselgur ist eine Ablagerung, die hauptsächlich aus den kieselsäurehaltigen Panzern von Kieselalgen besteht. Das ganze Gebiet hier lag in grauer Vorzeit unter Wasser. Demzufolge, wie man’s mir erklärt hat, haben sich die Meerestiere von Kieselalgen ernährt, die es hier in Kolonien gegeben hat. Jetzt wird es pulverisiert und als Schleifmittel oder manchmal auch als Absorptionsstoff benutzt.«
    Stacey erhob die Stimme über das Knirschen der Reifen. »Ich hab’s früher immer genommen, um Bier zu filtern, wenn ich zu Hause welches gebraut habe.«
    Die Straße begann anzusteigen, und der Jeep kämpfte sich bergauf, bis wir schließlich um eine Kurve fuhren und das alte Haus in Sichtweite kam – wuchtig, verfallen, ein viktorianisches Überbleibsel in Bedrängnis. Es war nicht zu übersehen, dass der Bau einst prächtig gewesen war, doch nun schlängelte sich von allen Seiten Unkraut und Buschwerk heran, überwucherte den Garten und begrub den zerbrochenen Holzzaun unter sich. Jahrelange Vernachlässigung hatte die Nebengebäude baufällig werden lassen, sodass jetzt nur noch die rohen Steinfundamente sowie da und dort Stöße umgestürzter und verfaulender Balken übrig geblieben waren.
    Das Haus selbst war ein zweistöckiger weißer Holzbau, flankiert von je einem einstöckigen Anbau auf beiden Seiten. Es gab vier Veranden, die Schatten und geschützte Belüftung boten, sodass Türen und Fenster bei jedem Wetter offen gelassen werden konnten. Eine Veranda zog sich über die Vorderseite des Hauses, über ihr eine zweite. Eine kleine Aussichtsplattform saß auf dem Dach. Die zahlreichen in Paaren angeordneten Fenster waren schmal und dunkel, und viele der Scheiben wiesen jene Art von gezackten Löchern auf, die Steinewerfer verursachen, wenn sie einen Treffer landen.
    Johanson gestikulierte zu dem Haus hin, verringerte aber kaum das Tempo. »Steht schon seit Jahren leer. Ich wohne im Gärtnerhäuschen auf der anderen Seite der Scheune«, brüllte er.
    Ich wandte unwillkürlich den Blick ab, als wir am Haus vorbeifuhren und auf mehrere Gebäude zuhielten, die an einer schattigen Stelle weiter vorn standen. Scheune, Geräteschuppen, Gewächshaus. Es gab Laubengänge aus Weinstöcken, die so knorrig waren wie Stricke. Verwitterte Holztische standen unter den Spalieren. Ich hatte das Gefühl, als bliese es mir kalt den Nacken hinab.
    Johanson hielt vor einem windschiefen Holzhäuschen. Dahinter konnte ich eine grob gezimmerte Scheune sehen, die sich zur einen Seite neigte, und noch weiter hinten folgten endlose Holzzäune mit drei Querlatten. Ich beugte mich erneut vor und legte Johanson eine Hand auf die Schulter. »Entschuldigen Sie, aber was haben Sie gesagt, wer der Besitzer ist?«
    Er stellte den Motor ab, bevor er sich umwandte. »Mrs. Le-Grand. Eigentlich sollte ich Mrs. Kinsey sagen, um ganz genau zu sein. Sie ist Witwe, muss mittlerweile über neunzig sein. War mit Burton Kinsey verheiratet, dem Mann, der den Steinbruch von ihrem Dad gepachtet hat. Er hat sein Vermögen mit der Grube gemacht, obwohl das

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