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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Stilettos waren geblieben. Sie war groß und schlaksig, hatte pechschwarzes Haar, hervorstehende Schlüsselbeine und lange, dünne Arme. Im Gegensatz dazu besaß sie Brüste von geradezu sperrigen Ausmaßen – Brüste, die Rückenschmerzen verursachen und einen BH mit so festen Trägern erfordern, dass sie einem dauerhafte Striemen in die Schultern schneiden, die aussehen wie Felsspalten. Nicht dass ich mit einem solchen Schicksal geschlagen wäre, aber ich habe entsprechende Klagen von anderen Frauen gehört. Unvorstellbar, dass man solche Dinger freiwillig mit sich herumschleppte. Mistys Augen waren groß und grün, doch unter ihnen lagen dunkle Schatten, die nicht einmal das dicke Make-up verbergen konnte. Ich schätzte sie auf über vierzig, konnte aber nicht genau sagen, ob sie nun Anfang oder Ende vierzig war.
    »Joy sagt, Sie sind eine Freundin von Reba.«
    Mir war unklar, wie man sich unter Stripperinnen korrekt begrüßte, und so stand ich auf und schüttelte ihr die Hand. »Kinsey Millhone. Ich komme aus Santa Teresa.«
    »Genau wie Reba«, bemerkte sie. »Wie geht’s ihr denn immer so?«
    »Ich hatte gehofft, das könnten Sie mir sagen.« »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Ich habe Reba seit Jahren nicht gesehen. Sind Sie auf Urlaub in Reno, oder worum geht’s?«
    »Ich bin auf der Suche nach Reba.«
    Eine von Mistys Schultern wanderte in einem angedeuteten Zucken nach oben. »Soweit ich zuletzt gehört habe, ist sie im Gefängnis. California Institution for Women.«
    »Nicht mehr. Sie ist am zwanzigsten dieses Monats entlassen worden.«
    »Ehrlich? Mann, schön für sie! Ich muss ihr mal schreiben. Die reale Welt ist ein richtiger Schock, wenn man nicht mehr daran gewöhnt ist«, erklärte sie. »Ich hoffe, sie schafft es.«
    »Die Chancen stehen schlecht. Zuerst hat sie sich ganz gut gehalten, doch in letzter Zeit ist es nicht mehr so toll gelaufen.«
    »Tut mir Leid, das zu hören, aber warum kommen Sie zu mir?«
    »Nur so eine Idee.«
    »Seltsame Idee. Ich arbeite erst seit einer Woche hier. Es ist mir ein Rätsel, wie Sie mich gefunden haben.«
    »Mit der Ausschlussmethode. Reba hat mir erzählt, dass Sie als Tänzerin arbeiten. Mit einem Namen wie Ihrem war es dann nicht weiter schwer.«
    »Ach, kommen Sie. Wissen Sie, wie viele Striplokale es in Reno gibt?«
    »Fünfunddreißig. Das ist das dreizehnte, in dem ich es versucht habe. Muss meine Glückszahl sein. Können wir ein bisschen plaudern?«
    »Worüber? Ich fange in zwei Minuten an zu arbeiten, und ich brauche noch Zeit, um meine Mitte zu finden. Solche Auftritte sind hart, wenn man nicht klar im Kopf ist.«
    »Ich halte Sie nicht lange auf.« Vorsichtig nahm sie Platz, und ich fragte mich unwillkürlich, ob sich der hölzerne Sitz an ihrem nackten Hintern nicht kalt anfühlte. Besonders angenehm konnte das Gefühl nicht sein, aber sie schrie weder auf, noch äußerte sie sonst irgendwie Unbehagen. »Stochern Sie nur im Nebel, oder wollen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich dachte nur, falls ich von ihr höre, kann ich ihr ja Bescheid sagen – vorausgesetzt, es ist nichts Unanständiges.«
    »Ich habe gehört, sie soll in Reno sein. Ich würde sie gern dazu überreden, nach Kalifornien zurückzukommen, ehe sie es sich mit ihren Bewährungsauflagen komplett verscherzt.«
    »Ist nicht mein Bier, was sie sich verscherzt. Oder bei wem.«
    »Ich habe gehört, Sie waren zusammen in einer Zelle.«
    »Sechs Monate ungefähr. Ich bin vor ihr rausgekommen – wie man sieht.«
    »Sie hat mir erzählt, dass Sie in Kontakt geblieben sind.«
    »Warum auch nicht? Sie ist nett, und es macht Spaß, mit ihr zusammen zu sein.«
    »Wann haben Sie zuletzt von ihr gehört?«
    Gespieltes Nachdenken. »Muss letztes Weihnachten gewesen sein. Ich habe ihr eine Karte geschickt und sie mir.« Sie sah sich um. »Tut mir Leid, wenn ich das hier abbrechen muss, aber diese Musik ist mein Stichwort.«
    »Falls sie sich bei Ihnen meldet, richten Sie ihr bitte aus, dass ich in Reno bin. Ich muss sie dringend sprechen.« Ich hatte bereits den Namen des Motels, die Telefonnummer und meine Zimmernummer auf einen Zettel geschrieben, den ich ihr nun reichte, während sie sich erhob.
    Sie nahm den Zettel, obwohl sie nichts hatte, wo sie ihn hätte unterbringen können, es sei denn, sie steckte ihn sich in den Hintern. »Und wer bezahlt Sie?« »Rebas Vater.«
    »Schöner Job. So was Ähnliches wie eine Kautionsjägerin, was?«
    »Es ist mehr als ein Job. Ich

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