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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Gleichschritt mit ihm in den bereitstehenden Aufzug zu steigen. Marty wedelte mit den Armen und versuchte sich loszumachen. Es wäre ihm vielleicht sogar gelungen, wenn ihm nicht der andere Mann die Beine weggetreten hätte. Marty fiel auf den Rücken und konnte sich gerade noch die Arme vors Gesicht schlagen, um den brutalen Tritt abzuwehren, der auf ihn zukam. Der Schuh traf mit einem feuchten, satten Geräusch auf und hieb Marty einen klaffenden Riss in die Wange. Der andere Mann drückte auf den Knopf. In dem Moment, bevor die Türen zugingen, sah mir Marty in die Augen.
    »Marty?«, sagte ich.
    Die Türen schlossen sich, und die Stockwerksanzeige wanderte nach oben.
    Zwei andere Leute in der Halle drehten sich um, um zu sehen, was los war, doch da schien alles schon wieder ganz normal zu sein. Der gesamte Vorfall hatte kaum fünfzehn Sekunden gedauert. Reba langte mit aufgerissenen Augen bei mir an. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. »Wir müssen sofort von hier verschwinden.«
    Gebannt vom Anblick des Pfeils, der sich inzwischen bis zum achten Stock bewegt und dort angehalten hatte, schlug ich auf den Aufwärts-Knopf. Angst überschwemmte meine inneren Organe mit so viel Säure, dass es mir fast den Brustkorb zerfressen hätte. Zwei Aufzüge weiter gingen die Türen auf. Ich packte Rebas Arm und drehte sie zur Halle um. »Verständigen Sie den Wachdienst des Hotels, und sagen Sie ihnen, dass wir Hilfe brauchen.«
    Sie zerrte an meinen Fingern, ehe sie den Ellbogen hob und nach oben ausschlug, um meinen Griff abzuschütteln. »Schwachsinn. Lassen Sie mich los. Marty muss da allein durch.«
    Ich hatte keine Zeit für eine Auseinandersetzung. Ich schob sie, als könnte ich ihr für die ganze Strecke zur Rezeption Antrieb geben, ehe ich in den wartenden Aufzug stieg und die Acht drückte. Ich war alles andere als überzeugt davon, dass sie tun würde, was ich gesagt hatte. Mein Herz hämmerte, während das Adrenalin durch meinen Organismus strömte wie bei einem Drogenflash. Ich brauchte einen Schlachtplan, allerdings wusste ich nicht, worauf ich mich gefasst machen musste. Während der Aufzugfahrt durchwühlte ich meine Umhängetasche, obwohl ich im Grunde wusste, dass sich darin keine Waffen befanden. Keine Pistole, kein Taschenmesser und kein Pfefferspray.
    Die Aufzugtüren öffneten sich im achten Stock. Ich trat in den Flur und eilte zu dem t-förmigen Schnittpunkt, wo sich der lange und der kurze Korridor trafen. Dort hing ein Schild, dem ich entnahm, welche Zimmernummern sich zur Linken und welche sich zur Rechten befanden, doch wurde ich kaum schlau daraus. Ich redete mit mir selbst, eine Litanei aus Flüchen und Anweisungen. Irgendwo links von mir ertönte ein erstickter Schmerzensschrei, und jemand fiel polternd gegen eine Wand. Ich rannte in die entsprechende Richtung und überflog im Laufen die Zimmernummern. Der Flur wirkte klaustrophobisch auf mich. Er war nilgrün gestrichen und hatte eine niedrige Decke aus vier dicken ausgeschnittenen Schichten, die stufenförmig von einer in der Mitte angebrachten Beleuchtungsschiene weg verliefen, aus der trübes künstliches Licht strömte. Etwa alle sieben Meter kamen kannelierte Nischen, wie ich sie bereits von der Halle aus im Zwischengeschoss gesehen hatte. In jeder Nische umstanden zwei schwarz lackierte Holzstühle einen runden Glastisch, auf dem eine Vase mit frischen Blumen prangte. Ich nahm mir einen Stuhl und hielt ihn vor mich, während ich weiter in einem Tempo nach Zimmer 817 suchte, das mich an gewisse Träume erinnerte: Ich konnte mich nicht fortbewegen. Ich ging, kam aber irgendwie nicht voran.
    Die Tür zu Martys Zimmer stand einen Spaltbreit offen. Ich trat sie auf, doch die beiden Kerle waren bereits am Gehen und zerrten Marty zwischen ihnen mit sich. Unablässig sagte ich mir Schnapp-dir-einen-schnapp-dir-einen-schnapp-dir-einen, und so entschied ich mich für den Typen zu meiner Rechten und versetzte ihm einen brutalen Hieb, indem ich ihm die Stuhlbeine ins Gesicht rammte. Ich traf ihn mit voller Wucht. Er stieß einen animalischen Laut aus, doch der Schlag schien ihm nichts anhaben zu können. Er griff nach dem Stuhl und versuchte ihn mir aus den Händen zu winden. Ich sah seine Faust auf mich zukommen, tief und schnell, ehe sie mich mit einem lähmenden Schlag in den Solarplexus traf, der mich auf dem Hintern landen ließ. Der saure Geschmack von aufgestoßenem Kaffee stieg mir mit einem überwältigenden Übelkeitsgefühl in

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