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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sich die Zunge blutig beißt, um nicht sämtliche Gardinenpredigten mitsamt dem mahnend erhobenen Zeigefinger abzuspulen.
    Ich hielt den Mund, obwohl mir das einige Anstrengung abverlangte. Sie schwieg gnädigerweise, vielleicht weil sie spürte, wie ich darum ringen musste, meine Meinung für mich zu behalten.

28
    Reba drehte am Autoradio, bis sie einen Sender fand, der nicht klang, als käme er vom Mars. Wir hörten Country-Western-Musik, während ich mit den immer gleichen drei Fahrzeugen Fangen spielte, und zwar mit einem Pick-up mit Campingaufbau, einem Wohnmobil und zwei Studenten in einem Möbelwagen. Immer wieder überholte mich einer von ihnen, dann der nächste, bis wiederum ich einen von ihnen überholte. Es war eine Art Auto-Bockspringen, bei dem wir in unregelmäßigen Abständen übereinander hüpften. Im Hinterkopf grübelte ich andauernd darüber nach, ob wir verfolgt wurden, doch ich konnte mir nicht vorstellen, wie Beck oder Salustio es geschafft haben sollte, uns aufzuspüren.
    Als der Highway 395 auf den Highway 14 traf, fuhren die Jungs in dem Möbelwagen geradeaus weiter, während wir auf dem Highway 14 blieben, der weiter in südwestlicher Richtung verlief. Schließlich gelangten wir auf den San Diego Freeway und fuhren weiter nach Süden. Mittlerweile war das Wohnmobil verschwunden, und den Pick-up mit dem Aufbau sah ich auch nicht mehr. Trotzdem blieb ich nervös.
    Es war kurz vor drei, als ich am Sunset Boulevard den Freeway verließ, links abbog und der Straße in östlicher Richtung durch Bel Air und nach Beverly Hills folgte. Reba spielte den Steuermann und nannte mir die Straßennamen, obwohl das im Grunde gar nicht nötig war. Ein paar Blocks hinter der Doheny kam das Hotel Neptune in Sicht, ein Hochhaus im Art-déco-Stil, das mit seinen sich nach oben verjüngenden Stufen wie ein entfernter Abklatsch des Empire State Building wirkte. Im Los Angeles Magazine hatte ich einen Artikel über das Haus gelesen. Das Grundstück war kürzlich erweitert worden und umfasste nun auf beiden Seiten eine große Landparzelle, die den Bau eines prunkvollen Eingangsbereichs und zusätzlicher Parkplätze für die Hotelgäste ermöglicht hatte. Ein Namenswechsel sowie die mit Millionen von Dollar umgesetzte Renovierung hatten das alte Hotel wieder interessant gemacht. Inzwischen galt es als angesagtes Quartier für Rockstars, Schauspieler und staunende Touristen, die hip wirken wollten.
    Ich bog in die großzügige halbrunde Zufahrt ein und reihte mich hinter zwei Stretch-Limousinen, einem Rolls-Royce, einem Mercedes und einem Bentley als Sechste in die Schlange ein. Es war Eincheckzeit. Ein Parkgehilfe und zwei oder drei livrierte Pagen wuselten um jeden Wagen herum, halfen den Gästen beim Aussteigen und luden unzählige Gepäckstücke aus Kofferräumen auf messingglänzende Gepäckwagen. Ein Portier in Livree und weißen Handschuhen pfiff ein Taxi herbei, das links um mich herum einen Haken schlug und vor dem Eingang hielt. Zwei wie Penner gekleidete Hotelgäste setzten sich eilig hinein, und der Wagen fuhr davon.
    »Das ist ja der Wahnsinn hier. Soll ich nicht einfach schnell reinspringen?«, meinte Reba.
    »Vergessen Sie’s. Ich lasse Sie nicht aus den Augen.«
    »Oh, Herrgott noch mal«, fauchte sie. »Was denken Sie denn – dass ich durch den Hinterausgang verschwinde und Sie hier sitzen lasse?«
    Da ich genau das dachte, sparte ich mir die Antwort. Als wir an der Reihe waren, reichte ich dem Parkmann die Autoschlüssel, während Reba ihm ein strahlendes Lächeln schenkte und ihm einen gefalteten Geldschein in die Hand drückte. »Hey, alles klar? Wir sind in ein paar Minuten wieder da.«
    »Ihr Wagen steht für Sie bereit.«
    »Danke.« Mit wackelnden Brüsten marschierte sie ins Hotel und schwenkte ihre schlanken Beine in den roten Shorts. Der Typ war so hin und weg von ihrem Anblick, dass er fast die Autoschlüssel fallen ließ. Innen erwies sich das Hotel als wilde Mischung aus dunkelgrünem Marmor und Spiegeln, Wandleuchtern, Kandelabern und eingetopften Palmen. Der Teppich wies verschiedene Grün- und Blautöne sowie stilisierte Wellen auf, was Teil des nautischen Mottos war. Wie zu erwarten, war der römische Gott Neptun in einer Reihe massiver Basrelief-Tafeln aus vergoldetem Stuck präsent, auf denen er seine Kalesche über die Wogen lenkte, seinen Dreizack schüttelte, um die Fluten herbeizurufen, und eine Jungfrau vor einem Satyr rettete. Künstliches Licht schien aus einer

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