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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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erwiderte sie. »Außerdem rede ich gar nicht von Rache. Ich rede von Abrechnen. Das ist etwas anderes.«
    »Ist es nicht.«
    »Doch. Rache ist, wenn Sie mir etwas antun, und ich Sie dann quäle, bis Sie Ihren eigenen Tod herbeiwünschen. Abrechnen stellt das Gleichgewicht im Universum wieder her. Sie töten ihn, ich töte Sie. Dann sind wir quitt. Worum sonst geht’s bei der Todesstrafe? Es ist nichts anderes als Abrechnen. Wie du mir, so ich dir. Du tust mir weh, also tu ich dir weh. Wir sind quitt, und die Welt ist wieder in Ordnung.«
    »Warum rechnen Sie nicht ab, indem Sie ihn beim Finanzamt verpfeifen?«
    »Das wäre geschäftlich. Es geht aber um etwas Persönliches zwischen ihm und mir.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie wollen.«
    »Er soll sagen, dass ihm Leid tut, was er mir angetan hat. Ich habe für ihn zwei Jahre meines Lebens geopfert. Aber jetzt besitze ich etwas, was er haben will, also soll er darum bitten.« »Das ist doch idiotisch. Dann setzt er eben eine zerknirschte Miene auf und entschuldigt sich. Was spielt das schon für eine Rolle? Sie wissen genau, wie er ist. Mit Typen wie ihm können Sie keine Geschäfte machen. Sie werden immer betrogen.«
    »Das wissen Sie nicht.«
    »Doch. Reba, würden Sie bitte auf mich hören? Bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bietet, macht er Sie fertig.«
    Ihre Miene war verschlossen. »Holen Sie jetzt vielleicht mal Ihren Wagen? Ich warte hier auf Sie.«
    Ich machte den Mund zu und schloss die Augen. Warum sollte ich mit ihr streiten, wenn sie sich bereits entschieden hatte?
    »Soll ich Ihnen mit dem Garagentor helfen?«
    »Es geht schon.«
    Ich kehrte ins Büro zurück. Nachdem ich die Hintertür von innen abgesperrt hatte, ging ich den Flur entlang und löschte alle Lichter. Ich nahm meine Tasche, ging vorn raus und sperrte auch dort ab. Einen Moment lang blieb ich stehen und musterte die dunkle Straße. Sämtliche Autos in Sichtweite gehörten Nachbarn – es waren Fahrzeuge, die ich schon öfter gesehen hatte und auf Anhieb identifizieren konnte. Ich stieg in meinen Käfer und ließ den Motor an, dann fuhr ich um die Ecke und in die kleine Gasse vor den Garagen.
    Reba hatte das Garagentor geschlossen und das Vorhängeschloss wieder angebracht. Nun zog sie die Beifahrertür auf, legte den Koffer auf den Rücksitz und stieg ein. Ich fasste nach hinten und holte meine Jeansjacke nach vorn. »Hier. Ziehen Sie die an, bevor Sie sich noch erkälten.«
    »Danke.« Sie schlüpfte in die Jacke und legte ihren Sicherheitsgurt an.
    »Wohin?«
    »Zur nächsten Telefonzelle.«
    »Warum rufen Sie nicht von meinem Büro aus an, wo wir schon mal hier sind?« »Ich möchte Sie nicht in die Sache hineinziehen.« »In was hineinziehen?« »Fahren Sie einfach zu einer Telefonzelle.«

31
    Reba wollte, dass ich den Anruf bei Beck übernahm. Wir hielten an einer Telefonzelle vor einem Supermarkt. Der Laden war eine leuchtende Insel, deren eiskaltes Neonlicht sich im glänzenden Lack der zehn oder zwölf Wagen spiegelte, die auf dem Parkplatz davor standen. Es war der Laden, in dem ich meine wöchentlichen Einkäufe tätigte, und ich sehnte mich aus vollem Herzen danach, Milch und Eier zu kaufen und nach Hause zu fahren.
    Reba legte eine Hand voll Münzen und einen Zettel mit Becks Privat- und Büronummer auf das Metallbord unter dem Telefon.
    »Versuchen Sie es erst bei ihm zu Hause. Wenn Tracy rangeht, glaubt sie vielleicht, er hat eine Freundin.«
    »Hat er ja. Sie heißt Onni.«
    »Wahrscheinlich weiß sie von Onni. Ich meine eine neue. Legen wir sie ruhig mal kräftig aufs Kreuz, wenn sich die Gelegenheit bietet.«
    »Das ist aber nicht nett. Ich dachte immer, Frauen sollen nett sein.«
    »Darauf würde ich an Ihrer Stelle nicht wetten.«
    Ich nahm den Hörer ab. »Und was soll ich jetzt zu ihm sagen?«
    »Sagen Sie ihm, er soll sich in einer Viertelstunde mit uns am East-Beach-Parkplatz treffen. Sowie er uns Marty gibt, kriegt er seinen Computer.«
    Ich drückte mir den Hörer an die Brust. »Bitte tun Sie das nicht. Ich flehe Sie an. Was soll ihn daran hindern, sich das verdammte Ding einfach zu schnappen? Sie haben ja nicht mal eine Waffe.« »Natürlich habe ich keine Waffe. Ich bin vorbestraft. Ich darf keine Waffe tragen«, entgegnete sie, als empfände sie schon allein den Gedanken als kränkend.
    »Und was, wenn Beck eine hat?«
    »Er hat keine Knarre. Außerdem sind wir dort in der Öffentlichkeit. Jeder, der den Cabana Boulevard entlangfährt, sieht uns.

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