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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wenigen Lokale, die beides bieten. Überdies gibt es von halb zwölf bis zwei Uhr Mittagessen für einen kleinen Kreis von Gästen, die bei informellen Geschäftsessen und diskreten Affären einen ruhigen und intimen Rahmen bevorzugen. Die Wände sind mit grauem Veloursleder bezogen, und auf dem Boden liegt ein dicker, grauer Teppich, der einem das Gefühl vermittelt, über eine Matratze zu gehen. Selbst tagsüber ist es drinnen so finster, dass man am Eingang kurz stehen bleiben muss, damit sich die Augen anpassen können. Die Nischen sind geräumig und mit schwarzem Leder gepolstert, und sämtliche Außengeräusche sind nur noch gedämpft zu vernehmen. Cheney nannte der Bedienung seinen Namen – Phillips, drei Personen.
    Er hatte also reserviert.
    »Mann, du bist aber von dir überzeugt«, sagte ich. »Wie hast du so sicher sein können, dass ich ja sagen würde?«
    »Ich habe noch nie erlebt, dass du was zu essen abgelehnt hättest, schon gar nicht, wenn du eingeladen wirst. Fühlst du dich nicht bemuttert?«
    »Doch, irgendwie schon.«
    »Übrigens hat Vince angerufen, um zu sagen, dass es bei ihm später wird. Er meinte, wir sollen ruhig schon bestellen.«
    Den ersten Teil des Tischgesprächs bestritten wir mit Themen, die nichts mit Reba Lafferty zu tun hatten. Wir tranken Eistee und stocherten an unseren Sandwiches herum, was für mich ungewöhnlich ist. Ich bin es gewohnt, schnell zu essen, aber Cheney schien es zu genießen, sich Zeit zu lassen. Wir plauderten über seinen und meinen Beruf, die Etatkürzungen bei der Polizei und deren Auswirkungen. Wir hatten ein paar gemeinsame Bekannte bei der Polizei, unter anderem Jonah Robb, den verheirateten Mann, mit dem ich während einer der immer wiederkehrenden Trennungsphasen von seiner Frau Camilla »gegangen« war.
    »Wie geht’s Jonah denn so?«, erkundigte ich mich. »Sind die beiden gerade zusammen oder getrennt?« Ich ließ die letzten Eiswürfel in meinem leeren Glas klirren, und wie auf ein Stichwort erschien der Hilfskellner und schenkte mir nach.
    »Getrennt, soweit ich weiß«, antwortete Cheney. »Sie haben ein Kind bekommen. Oder vielmehr, Camilla hat es bekommen. Den Gerüchten zufolge ist der Kleine nicht von ihm.«
    »Ja, aber er ist trotzdem hin und weg von dem Jungen«, erwiderte ich. »Er ist mir vor ein paar Monaten begegnet und wäre vor Stolz über das Baby fast geplatzt.«
    »Und was ist mit den zwei Töchtern? Weiß der Henker, wie sich das auf die beiden Mädchen auswirkt.«
    »Das ist Camilla egal. Ich wünschte nur, sie würden sich wieder zusammentun und endlich Ruhe geben. Wie oft haben sie sich jetzt schon getrennt?«
    Cheney schüttelte nur den Kopf.
    Ich musterte ihn. »Und wie läuft’s bei dir? Was macht das Eheleben?«
    »Das ist vorbei.«
    »Vorbei?«
    »Du kennst doch das Wort ›vorbei‹? Heißt so viel wie ›beendet‹.« »Tut mir Leid, das zu hören. Wann ist das denn passiert?«
    »Mitte Mai. Es ist mir ja peinlich, das zuzugeben, aber wir waren nur fünf Wochen verheiratet, also eine Woche weniger, als wir uns gekannt haben, ehe wir nach Vegas gedüst sind.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Sie ist wieder nach L.A. gezogen.«
    »Das ging aber schnell.«
    »Wie wenn man ein Heftpflaster abreißt. Besser, man bringt es schnell hinter sich.«
    »Hast du was daraus gelernt?«
    »Da habe ich meine Zweifel. Ich hatte es einfach satt, mich tot zu fühlen. Bei unserer Arbeit gehen wir zwar in der realen Welt Risiken ein, aber hier drinnen weniger«, sagte er und tippte sich dabei auf die Brust. »Was ist Liebe schon anderes als ein Risiko?«
    Ich musterte meinen Teller, der voller Kartoffelchipsbrösel war. Ich leckte an meinem Zeigefinger, erwischte ein Häufchen davon und legte es mir auf die Zunge. »Du überforderst mein Fassungsvermögen. Irgendwie bin ich zurzeit umgeben von Leuten, die auf dem falschen Dampfer sind. Reba Lafferty ist auch eine davon.«
    Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und hielt sein Glas am Stiel fest. »Dann lass uns mal über sie reden.«
    »Was gibt’s da zu reden? Sie ist zerbrechlich. Es kommt mir nicht richtig vor, ihr Daumenschrauben anzulegen.«
    Ein Anflug von Ärger zog über sein Gesicht. »Die und zerbrechlich. Sie ist doch diejenige, die sich aus freien Stücken mit ihm eingelassen hat. Jetzt stellt sich heraus, dass er in mehr als nur einer Hinsicht ein Schwein ist. Es wäre besser, wenn sie wüsste, was läuft.«
    »Du tust es aber nicht ihr zuliebe. Du tust es

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