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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kommen und dann sofort heimzufahren. Lewis hat ganz spontan etwas vorgeschlagen, und schon verschiebt sie ihre Rückfahrt. Ja oder nein?«
    »Nein.«
    »Ja.«
    »Lass uns nicht streiten. Im Gegensatz zu dir glaube ich nicht, dass irgendwas im Busch ist, deshalb würde ich lieber das Thema wechseln. Mein einziges Anliegen … ach, ich weiß nicht mal, was mein einziges Anliegen ist. Mein einziges Anliegen ist, dass du nicht kampflos aufgeben solltest. Mehr sage ich nicht.«
    »Gut. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich muss wieder zurück in meine Küche und zu meinen altjüngferlichen Schrullen.«
    Ich fuhr ins Büro und schloss mich dort ein. Ehrlich, es war entspannender, über Verbrechen nachzudenken als über Verliebte. Da versuchte ich doch allen Ernstes, Henry genau zu dem zu überreden, was ich Reba ausreden wollte, und keiner von beiden wollte auf mich hören. Aber warum sollten sie auch? Ich habe jede Beziehung vermasselt, die ich je hatte, also kann man nicht behaupten, dass mein Rat viel wert wäre.
    Ich öffnete das Fenster in der Hoffnung, ein wenig Durchzug zu schaffen. Das Thermometer draußen am Fensterrahmen stand auf dreiundzwanzig Grad, aber mir kam es heißer vor. Ich setzte mich, legte die Füße auf den Schreibtisch und wippte ein wenig auf meinem Drehstuhl. Missmutig musterte ich meine Umgebung. Die Fenster waren so schmutzig, dass ich kaum hinausschauen konnte. Ruß auf dem Fensterbrett. Staub auf meiner falschen Topfpflanze. Mein Schreibtisch war voller Kram, und der Abfalleimer quoll über. Nach wie vor hatte ich Kisten herumstehen, die ich seit meinem Einzug nicht ausgepackt hatte, und der war fünf Monate her. Was war ich nur für eine Schlampe.
    Ich stand auf, ging in meine winzige Küche und fischte unter der Spüle einen Eimer, einen Schwamm und eine Flasche mit einer bösartigen gelben Flüssigkeit heraus, die an Giftmüll denken ließ. Den Rest des Morgens schrubbte ich Flächen, saugte Staub, polierte, wienerte, packte aus und räumte auf. Um die Mittagszeit war ich müde, verschwitzt und durstig, aber meine Laune hatte sich gebessert. Allerdings nicht für lange.
    Es klopfte an der Tür. Ich machte auf, und draußen stand ein Kurier mit einem Umschlag in der Hand. Ich leistete die erforderliche Unterschrift, machte den Umschlag auf und entnahm ihm einen Scheck von Nord über 1250 Dollar für die Rechnung, die ich ihm am Tag zuvor geschickt hatte. Die beiliegende handschriftliche Notiz besagte, dass die 250 eine Prämie dafür sein sollten, dass ich meine Arbeit gut gemacht hatte.
    Ich war mir da nicht so sicher. Psychologisch betrachtet, verpflichtete mich die Prämie ihm gegenüber und löste erneut Warnsignale in meinem Gewissen aus, das ich mit meiner hektischen Putzerei zu besänftigen gehofft hatte. Schon wieder steckte ich mitten in meiner Debatte mit mir selbst. Sollte ich Reba sagen, was lief, oder nicht? Und, was noch wichtiger war, sollte ich ihren Vater einweihen? Seine einzige Anweisung – der ich zugestimmt hatte – war gewesen, ihn über jeden Rückfall Rebas zu unterrichten. Bis jetzt war (meines Wissens) noch nichts dergleichen geschehen, aber was würde sie tun, wenn ich ihr von Beck und Onni erzählte? Sie würde zusammenbrechen und leiden. Aber wenn ich es ihr nicht sagte und sie es irgendwie anders erfuhr – was in einer Stadt dieser Größe nicht ausgeschlossen war –, würde sie ebenfalls zusammenbrechen und leiden. Sie hatte mich gebeten, ihrem Vater nichts von Beck zu erzählen, aber Reba war nicht diejenige, die meine Rechnungen bezahlte. Siehe den eben eingetroffenen Scheck.
    Ich versuchte, auf einen übergeordneten Grundsatz zu kommen, der gelten könnte – irgendeinen Moralkodex, der mich zu einer Entscheidung führen würde. Nur leider fiel mir kein einziger ein. Dann kam ich ins Nachgrübeln darüber, ob ich überhaupt über Moral oder Grundsätze in irgendeiner Form verfügte, und fühlte mich gleich noch schlechter.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm ab. »Was?«, bellte ich wesentlich ungehaltener als beabsichtigt.
    Cheney lachte. »Du klingst gestresst.«
    »Ja, bin ich auch. Hast du eine Ahnung, in was für eine Klemme du mich gebracht hast?«
    »Tut mir Leid. Ich weiß, dass es hart ist. Könnte es etwas nützen, wenn wir noch mal miteinander reden würden?«
    »Was gibt’s da schon zu reden? Ob ich diese arme Frau verraten soll? Ob ich ihr sagen soll, dass er eine andere bumst?«
    »Ich habe dir gesagt, dass er ein übler Typ

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