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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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für dich.«
    »Was spielt das für eine Rolle? Sie muss es erfahren. Oder bist du anderer Meinung?«
    »Und was, wenn die Erkenntnis zu viel für sie ist?«
    »Wenn sie ausrastet, kümmern wir uns darum.« Sein Blick wanderte zu einem Punkt über meiner Schulter. Ich drehte den Kopf und sah einen Mann, den ich für Vince Turner hielt, links von mir näher kommen. Cheney schlüpfte aus der Nische, und die beiden gaben sich die Hand.
    Vince Turner war ein kräftiger Mann Mitte vierzig. Er hatte ein rundes Gesicht, schütteres Haar und trug einen braunen Regenmantel. Das Metallgestell seiner randlosen Brille war verbogen. Er trug eine Schultasche aus braunem Leder mit sich herum, mit der er in der sechsten Klasse als hoffnungslos out gegolten hätte. Jetzt wiesen ihn der abgeschabte Griff und die Schnallen an den beiden Außentaschen als selbstsicher aus.
    Cheney machte uns miteinander bekannt. Turner schälte sich aus seinem Regenmantel und warf ihn über die Banklehne, ehe er Platz nahm. Sein Anzug war schlammbraun, die Jacke hinten verknittert. Seine Hose hatte vom langen Sitzen Akkordeonfalten, die sich vom Zwickel her ausbreiteten. Er lockerte die Krawatte und steckte ihre Enden in die Hemdtasche, vielleicht, damit sie nicht in sein Essen rutschten.
    »Haben Sie schon gegessen?«, fragte Cheney.
    »Ich habe mir unterwegs im Auto einen Burger gegönnt, aber ich könnte einen Drink vertragen.«
    Cheney winkte dem Kellner, der kurz darauf mit einer Speisekarte zurückkehrte.
    Turner winkte ab. »Maker’s auf Eis. Einen doppelten.«
    »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«
    »Nein danke. Und Sie, Cheney?«
    »Ich brauche nichts.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    Sowie der Kellner verschwunden war, griff Turner nach seinem in die Serviette gewickelten Besteck, rollte es auf und legte sich ein Gedeck zurecht. An der rechten Hand trug er einen schweren Verbindungsring aus Gold und Granat, doch es war unmöglich, den Spruch zu entziffern, der sich um den Stein herumwand. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, während seine blassen Augen kalt wirkten. Er richtete die Griffe seines Messers, des Löffels und der beiden Gabeln aus und sah dann auf die Uhr.
    »Ich weiß nicht, wie viel Ihnen Lieutenant Phillips über mich erzählt hat. Es ist jetzt Viertel nach eins. Um zehn vor drei sitze ich in einem Flieger von hier nach LAX und dann weiter nach Washington D.C., wo ich mich mit einer Gruppe von Steuerfahndern und Leuten von der Drogenbehörde treffe. Damit bleibt uns etwa eine Stunde, um unser Anliegen zu besprechen, also komme ich gleich zur Sache. Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben, melden Sie sich bitte. Sonst spreche ich weiter, bis ich fertig bin. Ist das akzeptabel?« Er nahm eine weitere winzige Adjustierung an seinem Besteck vor.
    »Ist mir recht«, antwortete ich. Ich fand es leichter, seine Hände zu beobachten, als ihm in die Augen zu schauen.
    »Ich bin sechsundvierzig Jahre alt und arbeite seit 1972 bei der Ermittlungsabteilung der Steuerbehörde. Bei meinem ersten Auftrag war ich Assistent des Mannes, der die Ermittlungen gegen Braniff Airlines wegen Waschens illegaler Wahlkampfspenden von Firmen geleitet hat. Braniff hat damals genau wie American Airlines gelegentlich Hilfe vonseiten der Regierung gebraucht und begonnen, über Maurice Stans Gelder an den Ausschuss für die Wiederwahl Nixons zu leiten. Erinnern Sie sich an Stans?«
    Er blickte lang genug auf, um mich nicken zu sehen.
    »Nachdem ich mich bei Watergate ausgetobt hatte, habe ich Geschmack am Aufdecken finanzieller Manipulationen gefunden. Ich war nie mit einer Frau oder Kindern gesegnet. Meine Arbeit ist mein Leben.« Er sah an seiner Jacke hinunter und zupfte einen winzigen Fussel ab. »Vor einem Jahr, im Mai 1986, hat der Kongress in einem seltenen Moment der Vernunft Gesetz Nummer 99-570 erlassen, das Geldwäschekontrollgesetz, und uns damit den Hammer in die Hand gegeben, mit dem man auf Leute eindreschen kann, die gegen das Gesetz über das Bankgeheimnis verstoßen. Die Bankengemeinschaft bekommt die Auswirkungen bereits zu spüren. Über lange Zeit hinweg haben die Banken in diesem Land die Meldebestimmungen als Banalität abgetan, aber damit ist es vorbei. Viele Übertretungen, die früher als minder schweres Delikt galten, sind jetzt zu Verbrechen erhoben worden, auf die hohe Haftstrafen, Geldstrafen und Bußgelder stehen. Die Crocker National Bank musste 2250000 Dollar zahlen, die Bank of America 4750000 und Texas Commerce Bancshares

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