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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Fünfundsiebzig-Liter-Mülltonne geendet«, erklärte Vince.
    »So«, sagte Cheney einen Moment später. »Und wer redet jetzt mit Reba? Sie, ich oder Kinsey?«
    Es herrschte Schweigen, während wir alle drei auf die Tischplatte starrten. Schließlich hob ich die Hand. »Ich habe bessere Chancen als ihr.«
    »Gut. Lassen Sie uns ein paar Tage Zeit. Sobald ich aus Washington zurück bin, organisiere ich ein Treffen mit unserem FBI-Kontaktmann und dem Justizministerium. Der Zoll wird vermutlich auch mit von der Partie sein wollen. Wenn wir wissen, wie wir vorgehen, holen wir Sie zu einem Briefing, schätzungsweise Anfang nächster Woche. Danach würden wir gern mit ihr sprechen.«
    »Sehen Sie zu, dass Sie das Ganze wasserdicht kriegen. Ich freue mich nicht gerade darauf, ihr die Nachricht zu überbringen.«
    »Keine Sorge. Wir instruieren Sie rechtzeitig.«
    Cheney setzte mich um zwei an meinem Büro ab. Die Nachmittagstemperatur stieg weiter, ein kompletter Widerspruch zum morgendlichen Wetterbericht, der gemäßigte dreiundzwanzig Grad versprochen hatte. Vince Turner hatte sich ein Taxi gerufen, das ihn zum Flughafen brachte, damit er seinen Flug erreichte. Ich hatte gehofft, Cheney würde mich absetzen, ohne noch einmal auf Reba Lafferty oder Beck zu sprechen zu kommen, doch als ich ausstieg, hielt er mir einen braunen Umschlag hin. »Ich habe Kopien für dich machen lassen.«
    »Und was soll ich mit denen anfangen?«
    »Was du willst. Ich fand nur, du solltest auch einen Satz haben.«
    »Herzlichen Dank«, sagte ich und nahm den Umschlag entgegen.
    »Ruf mich an, wenn du mich brauchst.«
    »Verlass dich drauf. Das tu ich.«
    Ich wartete, bis er um die Ecke gebogen und das Geräusch seines kleinen roten Mercedes in der schwülen Nachmittagsluft verklungen war. Erst dann betrat ich mein Büro, in dem es abgestanden und tot roch. Durch den Vorraum ging ich zu meinem Schreibtisch, wo ich die Tasche auf den Besucherstuhl warf und mich mit dem Umschlag hinsetzte. Nachdem ich mir mit ihm Luft zugefächelt hatte, öffnete ich die Klammer und nahm die Abzüge heraus. Die Bilder waren genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte – Beck und Onni, wie sie aus verschiedenen Hotels kamen, er mit dem Arm um ihre Schulter, die beiden Händchen haltend, Onni mit dem Kopf auf seiner Schulter und dem Arm um seine Taille, beide eng aneinander geschmiegt und im Gleichschritt. Die arme Reba. Ihr stand ein böses Erwachen bevor. Ich zog die Schreibtischschublade auf und warf den Umschlag hinein. Mir graute schon, wenn ich nur an die erbärmliche Aufgabe dachte, ihr die Nachricht zu überbringen. In der Hoffnung, mich abzulenken, tat ich etwas, was ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gemacht hatte. Ich ging zu Fuß die vier Blocks von meinem Büro ins Zentrum von Santa Teresa und sah mir nacheinander zwei Filme an, einen davon sogar zweimal. Immerhin entkam ich damit sowohl der Hitze als auch der Realität.

12
    Als ich bei mir zu Hause eintraf, war Matties Wagen verschwunden, und Henrys Küche lag im Dunkeln. Ich wusste nicht, was ich daraus schließen sollte. Die Temperatur lag ungefähr bei achtundzwanzig Grad, was zu dieser Tageszeit Seltenheitswert hatte. Es war noch hell, und die Gehsteige schimmerten von der aufgestauten Hitze. Die Luft war drückend und vollkommen reglos, dazu herrschte eine Luftfeuchtigkeit von schätzungsweise 95 Prozent. Eigentlich hätte es regnen müssen, aber es war Mitte Juli, und die Trockenheit würde uns vermutlich bis Ende November erhalten bleiben. In meiner Wohnung war es heiß und stickig. Ich setzte mich auf die Verandatreppe und fächelte mir mit der zusammengefalteten Zeitung Kühlung zu. Zwar haben die meisten südkalifornischen Häuser eingebaute Sprinkler, aber nur wenige verfügen über zentrale Klimaanlagen. Ich würde einen Ventilator aus dem Schrank kramen und auf meiner Schlafgalerie aufstellen müssen, ehe ich mich aufs Ohr legen konnte.
    In Nächten wie diesen strampeln sich kleine Kinder aus Nachthemden und Schlafanzügen heraus und schlafen in der Unterwäsche. Meine Tante Gin hat immer geschworen, dass mir kühler wäre, wenn ich mich im Bett um 180 Grad drehte, also die Füße aufs Kopfkissen und den Kopf auf die am Fußende verknäulten Decken legte. Sie war erstaunlich liberal, diese Frau, die mich aufgezogen hat, nachdem sie nie eigene Kinder geboren hatte. In diesen seltenen kalifornischen Nächten, in denen es zu heiß zum Schlafen war, erlaubte sie mir, die ganze Nacht

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