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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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folgte. Das Verdeck war offen, und meine Haare flogen in sämtliche Himmelsrichtungen, aber wenigstens war es kühl. Ich nahm an, wir würden zum Caliente Café fahren. Das Lokal ist ein Treffpunkt für Cops und eine richtige Spelunke – Zigarettenrauch, Bierdunst und das ständige Rattern und Pfeifen von Mixern, die Eiswürfel unter Margarita-Mix mischen, dazu schmackhafte pseudomexikanische Küche und kein erkennbares Dekor, es sei denn, man zählte die an die Wand genagelten sechs zerzausten mexikanischen Sombreros dazu.
    Am Vogelreservat angelangt, bogen wir nicht links ab, wie ich erwartet hatte, sondern fuhren unter dem Freeway hindurch und geradeaus weiter, womit wir uns im »Lower Village« von Montebello befanden. Die vierspurige Schnellstraße verengte sich auf zwei Spuren und war rechts und links gesäumt von eleganten Kleiderläden, Juwelieren, Immobilienmaklern und dem üblichen Sammelsurium von Geschäften, darunter ein Friseursalon, ein Sportgeschäft und eine exklusive Kunstgalerie. Inzwischen war es ganz dunkel geworden, und die meisten Läden waren zwar geschlossen, aber hell erleuchtet. Die Bäume waren mit winzigen weißen Glühbirnchen geschmückt, so dass ihre Stämme und Zweige funkelten wie Eis.
    Wir folgten der Geschäftsstraße bis St. Isadore, wo Cheney links abbog. Zuerst kamen wir durch eine Gegend mit dem Spitznamen »Heckenviertel«, wo Klebsamensträucher und Surinamkirschen drei bis sechs Meter hoch wuchsen und die Anwesen gegen die Straße abschirmten. Auch wenn ich mich noch so anstrengte, war mir bis jetzt nichts zu sagen eingefallen, und so hielt ich den Mund. Cheney schien das nicht zu stören, was mich hoffen ließ, dass er Smalltalk ebenso hasste wie ich. Andererseits konnten wir auch nicht den ganzen Abend ohne zu sprechen verbringen. Das würde sich allzu merkwürdig ausnehmen.
    Wir fuhren durch dunkle Straßen, während der kleine Mercedes vor sich hin brummte. Vor dem St. Isadore Hotel schaltete Cheney herunter. Das St. Isadore war früher eine richtige Ranch und stammt aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Heute ist es ein schickes Hotel mit luxuriösen Einzelbungalows, die über fünfeinhalb Hektar mit Blumenbeeten, Sträuchern, immergrünen Eichen und Orangenbäumen bepflanztes Gelände verstreut sind. Haustiere waren erlaubt. Für lumpige fünfzig Dollar pro Wauwau bekamen Hunde eigene Betten, Perrier-Mineralwasser, handbemalte Wasserschüsseln mit ihrem Namen darauf und »Zimmerservice« auf Anfrage. Ich war gelegentlich zum Essen hier gewesen, hatte aber nie selbst bezahlen müssen.
    Cheney hielt vor dem Hauptgebäude und stieg aus. Ein Parkwächter trat heran, half mir, mich herauszuschälen, und zauberte dann den Wagen weg. Wir gingen an dem eleganten Restaurant im ersten Stock vorbei und betraten das Harrow and Seraph, eine Bar mit niedriger Decke im Erdgeschoss. Die Tür stand offen. Cheney trat beiseite und ließ mich als Erste hineingehen, ehe er folgte.
    Die Wände waren aus Stein, weiß getüncht und kühl. Von den knapp zwanzig Tischen waren zu dieser Stunde noch viele unbesetzt. Eine kleine Bar verlief entlang der hinteren Wand. Zur Linken befand sich ein steinerner Kamin, in dem angesichts der sommerlichen Temperaturen kein Feuer brannte. Zur Rechten waren Banknischen angebracht, während die übrigen Tische sich den Raum dazwischen teilten. Die Beleuchtung war diskret, aber nicht so düster, dass man eine Taschenlampe gebraucht hätte, um die Karte zu lesen. Cheney steuerte mich zu einer gepolsterten Bank, an deren Rückenlehne Kissen standen, die so dick waren, dass ich sie beiseite schieben musste. Erst setzte er sich mir gegenüber, ehe er sich besann, herüberkam und neben mich rutschte. »Keine Polizeigespräche«, erklärte er. »Ich bin jetzt außer Dienst und du auch.«
    »Ich dachte, du wolltest über Reba reden.«
    »Nö. Ich will kein Wort davon hören.«
    Die Wärme seines Schenkels dicht an meinem lenkte mich nur geringfügig ab. Das ist der Vorteil, wenn man Popeline trägt – seine Leitfähigkeit in puncto Körperwärme. Als der Kellner erschien, bestellte Cheney zwei Wodka Martinis ohne Eis mit Oliven extra. Sowie der Kellner weg war, sagte Cheney: »Keine Sorge. Wir trinken nicht die ganze Zeit. Das soll nur dazu beitragen, unsere Zungen zu lösen.«
    Ich musste lachen. »Danke für die Beruhigung. Ich habe schon Schlimmes befürchtet.« Kurz ließ ich den Blick schweifen – Mund, Kinn, Schultern. Er hatte schöne Zähne, weiß und

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