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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gerade – seit jeher eine Schwäche von mir. Dunkle Haare bedeckten die Wölbung seiner Unterarme.
    Er musterte mich mit aufgestütztem Ellbogen, das Kinn auf der Handfläche ruhend. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Welche?«
    »Beim Mittagessen. Ich habe dich nach Dietz gefragt.«
    »Ah. Hm, mal sehen, ob ich darüber objektiv sprechen kann. Er verschwindet immer wieder in der Versenkung. Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, war im März letzten Jahres. Wo er sich seitdem rumgetrieben hat, weiß ich nicht. Erklärungen sind nicht sein Ding. Vermutlich könnte man es die Friss-oder-stirb-Beziehungsschule nennen. Ich habe ihm Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, aber er hat nicht zurückgerufen. Möglicherweise hat er mich verlassen, aber woher soll ich das wissen?«
    »Würde es eine Rolle spielen, wenn dem so wäre?«
    »Ich glaube nicht. Vielleicht wäre ich gekränkt, aber ich würde es überleben. Ich finde es zwar rüpelhaft, mich sitzen zu lassen, aber so ist das Leben.«
    »Ich dachte, du warst verrückt nach dem Kerl.«
    »War ich auch, aber ich wusste, was er ist.«
    »Und zwar?«
    »Ein emotionaler Herumtreiber. Aber der Punkt ist, dass ich ihn mir trotzdem ausgesucht habe, also muss es mir irgendwie entsprochen haben. Jetzt ist das anders. Ich kann nicht mehr in diese Phase zurückgehen. Es ist aus und vorbei.« So ähnlich, fiel mir gerade ein, hatte Cheney das Ende seiner Ehe beschrieben.
    Er sann über das nach, was ich gesagt hatte. »Du warst einmal verheiratet?«
    Ich hielt zwei Finger in die Höhe. »Beide Male hat es mit Scheidung geendet.«
    »Und was gibt’s über diese beiden Herren zu erzählen?«
    »Der erste war Polizist.«
    »Mickey Magruder. Ich habe von ihm gehört. Hast du ihn verlassen oder er dich?«
    »Ich ihn. Ich habe Mickey falsch eingeschätzt und ihn verlassen, weil ich ihn in einer Sache für schuldig gehalten habe. In Wirklichkeit war er aber unschuldig. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen deswegen.«
    »Warum?« »Ich bin nicht mehr dazu gekommen, mich bei ihm zu entschuldigen, bevor er gestorben ist. Ich hätte die Sache gerne geklärt. Ehemann Nummer zwei war Musiker, und zwar Pianist, sehr begabt. Außerdem chronisch untreu und ein pathologischer Lügner mit dem Gesicht eines Engels. Es war ein Schlag, als er mich verlassen hat. Ich war vierundzwanzig und hätte es wahrscheinlich kommen sehen müssen. Später habe ich mitgekriegt, dass er schon immer mehr an anderen Männern interessiert war als an mir.«
    »Und warum sehe ich dich nicht mit anderen Männern? Hast du dir Männer abgewöhnt?«
    Beinahe hätte ich eine schnippische Bemerkung gemacht, doch ich verkniff es mir gerade noch rechtzeitig. Stattdessen sagte ich etwas anderes. »Ich habe auf dich gewartet, Cheney. Ich dachte, das weißt du.«
    Er sah mich an und versuchte zu ergründen, ob ich mich über ihn lustig machte. Ich erwiderte seinen Blick und versuchte abzuschätzen, was er mit meiner Äußerung anfangen würde. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was als Nächstes geschehen würde. Es gab so viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen, so viel dummes Zeug, das aus seinem Mund kommen könnte. Ich flehte innerlich: Verdirb es nicht … bitte, bitte, ruinier nicht alles … was auch immer es ist …
    Es gibt zwei Dinge, die ich an Männern hasse:
    1)         Wenn sie mir sagen, dass ich schön sei, was ein
bescheuerter Manipulationsversuch ist und nichts mit mir zu tun
hat.
    2)         Wenn sie mir in die Augen sehen und anfangen, über meine
»Widerstände« zu reden, weil sie wissen, dass ich »verletzt«
worden bin.
    Cheney tat Folgendes: Er legte seinen Arm auf die Rückenlehne und fasste nach einer Haarsträhne oben auf meinem Kopf. Er musterte sie aufmerksam und mit ernster Miene. In dem Sekundenbruchteil, ehe er zu sprechen begann, hörte ich einen gedämpften Laut, wie wenn sich Gasdüsen entzünden, nachdem man ein Streichholz drangehalten hat. Wärme zog mein Rückgrat hinauf und löste sämtliche Verspannungen in meinem Nacken. Er sagte: »Ich mache dir mal einen richtigen Haarschnitt. Hast du gewusst, dass ich Haare schneiden kann?«
    Ich ertappte mich dabei, wie ich auf seinen Mund starrte.
    »Nein. Das wusste ich nicht. Was machst du denn sonst noch alles?«
    Er lächelte. »Tanzen. Tanzt du?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Macht nichts. Ich kann’s dir beibringen. Du lernst es schon.«
    »Würde ich gern. Und was noch?«
    »Ich

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