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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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unterschlagen?«
    »Natürlich nicht. Ich habe mein eigenes Geld, oder zumindest hatte ich damals welches.«
    »Wenn das stimmt, warum sind Sie dann im Gefängnis gelandet?«
    »Die Unstimmigkeiten sind bei einer Buchprüfung aufgeflogen, und er musste irgendeine Erklärung für das fehlende Geld finden. Er hat gedacht, sie würden mich nicht so hart rannehmen. Eine Bewährungsstrafe oder so, Sie wissen schon.«
    »Das erscheint mir aber weit hergeholt. Sie waren schon einmal wegen eines geplatzten Schecks in Haft. Aus der Sicht des Richters war das einfach noch mal dasselbe in Grün.«
    »Na ja, es könnte wohl so ausgesehen haben. Beck hat getan, was er konnte, um die Strafe milde ausfallen zu lassen. Er hat dem Staatsanwalt gesagt, dass er keine Anzeige erstatten will, aber ich glaube, es ist wie in Fällen häuslicher Gewalt – wenn einen das System erst mal in der Mangel hat, hat man praktisch keine Wahl mehr. Es klafft eine riesengroße Lücke, dreihundertfünfzigtausend Scheine fehlen, und er hat keine Erklärung dafür.« »Was ist denn aus dem Geld geworden?«
    »Nichts. Er hat es auf die hohe Kante gelegt, es auf einem Konto im Ausland eingezahlt, damit seine Frau nicht rankommt. Woher hätte er denn wissen sollen, dass der Richter ein so harter Hund ist? Vier Jahre? Mein Gott. Er war geschockter als ich.«
    »Tatsächlich.«
    »Das ist mein Ernst. Er hat sich total mies gefühlt und einen Riesenstreit mit dem Staatsanwalt angefangen, aber das hat zu nichts geführt. Dann hat er an den Richter geschrieben und ihn um Milde gebeten, aber auch da war nichts zu wollen. Er hat mir versprochen, dass er seinen Anwalt Berufung einlegen lässt –«
    »Berufung? Was reden Sie denn da? Beck war überhaupt nicht berechtigt, Berufung einzulegen. So funktioniert das Justizsystem nicht.«
    »Oh. Na, dann habe ich vielleicht was falsch verstanden. Es war jedenfalls irgendwas in der Richtung. Er hat gesagt, dass er dafür verantwortlich ist und die Schuld auf sich nehmen will, aber da war es schon zu spät. Er hatte mehr zu verlieren als ich. Von welcher Seite ich die Sache auch betrachtet habe, solange er frei war, konnte er sich darum kümmern, das restliche Geld beiseite zu schaffen. Außerdem hat er sämtliche Risiken getragen. Wenn schon irgendjemand zahlen musste, dann lieber ich als er.«
    »Und so sind Sie auf die Idee gekommen«, sagte ich, wobei ich mich bemühte, mir die Skepsis nicht anhören zu lassen.
    »Genau. Ich meine, ich weiß nicht mehr genau, wer es als Erster erwähnt hat, aber ich war diejenige, die darauf bestanden hat.«
    »Reba – ich möchte nicht kritisch klingen, also fahren Sie nicht gleich aus der Haut – aber es sieht ganz danach aus, als hätte er Sie reingelegt. Kommt es Ihnen nicht auch so vor?«
    Das war eine harte Nuss für sie. »Glauben Sie wirklich, dass er das tun würde?«
    »Er hat das hier getan«, erwiderte ich und zeigte auf die Fotos. »Sie sind diejenige, die es da unten aushalten musste, tagaus, tagein, die ganzen letzten zweiundzwanzig Monate lang. Unterdessen vögelt Beck hier rum. Stört Sie das nicht? Mich stört es.«
    »Natürlich stört es mich, aber es ist nicht gerade etwas Neues. Er ist ein Weiberheld. Das habe ich schon immer gewusst. Es bedeutet nichts. Er ist eben so. Aber auf Onni bin ich sauer, weil sie mehr Loyalität oder Anstand oder irgendwas in der Richtung hätte aufbringen müssen.«
    »Sie wissen doch nicht mal, wann es angefangen hat. Vielleicht hat er schon etwas mit ihr gehabt, als die angebliche Unterschlagung ans Licht gekommen ist.«
    »Danke. Ganz reizend. Wenn ich Onni erwürgt habe, lasse ich sie Tage und Uhrzeiten bestätigen.«
    »Ich hoffe, das ist jetzt eine Hyperbel.«
    »Was immer das heißen soll«, entgegnete sie. »Allerdings ist mir immer noch nicht klar, was das alles mit dem FBI zu tun hat. Warum rennt dieser Typ quer durch die Stadt und schießt Fotos von Beck? Und warum bringt er sie mir? Wenn er Ärger machen will, warum zeigt er sie dann nicht Tracy?«
    »Das kann ich Ihnen erklären«, sagte ich, während ich im Geiste den FBI-Agenten verfluchte, der uns mit seiner Voreiligkeit reingeritten hatte. Ich zögerte und überlegte, ob ich den nächsten Schritt tun sollte. Noch war Zeit, einen Rückzieher zu machen. Es war, als stünde ich auf einem Zehn-Meter-Brett und würde auf die Wasseroberfläche hinunterblicken. Wenn du springst, dann spring gleich. Es wird nicht leichter, wenn du länger wartest. Ein dünner Angstschweiß

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