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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sogar so hingedreht, dass er es für seine eigene Idee gehalten hat. Wie ich zu Rosie gesagt habe: ›Das war das Ei des Kolumbus!‹«
    »William, ich kann nicht fassen, dass du das fertig gebracht hast!«
    »Ich auch nicht. Der Gedanke ist mir in einem lichten Moment ganz spontan in den Sinn gekommen. Ich fand Henry so selbstzufrieden. Er braucht einen Anreiz, und auf die Art könnte es klappen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass mir der Plan gefällt. Ich finde ihn hinterhältig.«
    Leicht bestürzt runzelte er die Stirn. »Warum sagst du das? Er und Lewis waren schon immer eifersüchtig aufeinander. Es wundert mich, dass du das nicht bemerkt hast.«
    »Natürlich habe ich es bemerkt. Man müsste schon hirntot sein, um das nicht mitzukriegen. Das Problem ist nur, dass Henrys Reaktion genau ins Gegenteil umgeschlagen ist. Er bemüht sich nicht etwa intensiver um Mattie. Er zieht sich zurück.«
    »Henry ist ein ganz Schlauer. Er hat immer noch einen Trumpf im Ärmel.«
    »Da habe ich aber etwas anderes gehört. Er hat gesagt, dass er es ablehnt, einen Konkurrenzkampf anzufangen. Er findet es geschmacklos, also räumt er das Feld.«
    »Lass dich von diesem Trick nicht einwickeln. Das habe ich schon mehr als ein Dutzend Mal miterlebt. Er und Lewis haben es auf dieselbe hübsche Maid abgesehen, und das Turnier beginnt. Es lässt sich sogar noch besser an, als ich gehofft hatte. Du weißt ja, dass Lewis Mattie dazu überredet hat, noch einen Tag zu bleiben. Du hättest sehen sollen, wie Henry da das Gesicht verzogen hat. Es war zwar ein Schock für ihn, aber er erholt sich schon wieder. Auch wenn es vielleicht einen gewissen Aufwand erfordert, trägt er bestimmt am Ende den Sieg davon.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Seit gestern nicht mehr. Warum?«
    »Als ich gestern Abend nach Hause gekommen bin, war ihr Auto weg, und sein Haus lag im Dunkeln.«
    »Bei Rosie war er nicht. Das kann ich dir versichern. Du weißt ja, dass Lewis Mattie eingeladen hat, mit ihm ins Kunstmuseum und hinterher mittagessen zu gehen.«
    »William, ich habe direkt daneben gesessen.«
    »Dann musst du ja auch ihre Reaktion gesehen haben. Sie war Feuer und Flamme für die Idee, und das ist Henry nicht entgangen. Wahrscheinlich hat er sich für gestern Abend etwas ganz Besonderes für Mattie und sich einfallen lassen.«
    »Das glaube ich nicht. Als ich mit Henry gesprochen habe, war er zu nichts zu bewegen.«
    William winkte ab. »Am Ende gibt er bestimmt nach. Er lässt sich niemals von Lewis ausstechen.«
    »Hoffentlich hast du Recht«, erwiderte ich zweifelnd.
    Wir öffneten jeder unsere Tür, stiegen aus und verabschiedeten uns. Ich hätte gerne noch etwas gesagt, doch es kam mir klüger vor, das Thema fallen zu lassen. Er war sich seiner Sache ja sehr sicher. Vielleicht würde Henry doch wieder zu kämpfen beginnen, und Williams Einmischung würde sich als »das Ei des Kolumbus« erweisen, wie er es ausgedrückt hatte. Ich sah ihm nach, wie er pfeifend und stockschwenkend auf Rosie’s Tavern zuging. Als ich durchs Tor trat, hob ich Henrys Nachmittagszeitung auf, die noch auf dem Weg lag.
    Henrys Hintertür stand offen. Ich rang kurz mit mir, dann ging ich hinüber und klopfte an die Fliegentür. »Bist du da?«
    »Ja. Komm rein.«
    Das Deckenlicht war aus, und obwohl es draußen eigentlich noch hell war, wirkte der Raum düster. Henry saß mit seinem gewohnten Glas Whiskey in der Hand im Schaukelstuhl. Die Küche war pieksauber, die Armaturen glänzten, und die Arbeitsflächen waren blitzblank. Der Backofen war aus, und auf dem Herd standen weder Töpfe noch Pfannen. Es roch nach nichts. Das war völlig untypisch für Henry. Keine Spur von seinem täglichen Backprojekt, keine Essensvorbereitungen im Gang.
    »Ich habe deine Zeitung mitgebracht.«
    »Danke.«
    Ich legte sie auf den Küchentisch. »Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Von mir aus. Im Kühlschrank steht noch eine halbe Flasche Wein, falls du Interesse hast.«
    Ich nahm ein Weinglas aus dem Schrank und holte die wieder verkorkte Flasche Chardonnay aus der Kühlschranktür, Dann goss ich mir ein Glas ein und sah zu ihm hinüber. Er hatte sich nicht geregt. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Ah. Das ist schön. Die Küche sieht nämlich ein bisschen trist aus. Vielleicht mache ich mal Licht.«
    »Wie du willst.«
    Ich ging zur Wand und drückte auf den Schalter, was aber auch nichts brachte. Das Licht wirkte so trübe und matt wie Henrys Benehmen. Ich setzte mich und

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