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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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fußgefährdenden Sprühköpfen) würde auf einmal losgehen und uns in einem künstlichen Wolkenbruch bis auf die Haut durchnässen.
    Neben dem Haus spannte sich ein Schutzdach über die Einfahrt und diente als überdachter Gehweg, auf dem Bewohner und Gäste trockenen Fußes zu ihren Autos und wieder zurück gehen konnten. Reba mied den Hauseingang und bezog Position zwischen zwei viereckig beschnittenen Büschen auf der anderen Seite. Die Buchsbäume waren so geformt, dass sie eine Nische vom ungefähren Umfang einer Telefonzelle bildeten, also groß genug, dass wir uns beide hineinkauern konnten. Ein breiter Streifen Finsternis schirmte uns ab.
    Schweigend warteten wir. Ich liebe nächtliche Beschattungsaktionen, solange nicht meine Blase nach Erleichterung schreit. Wer hat schon Lust, sich in die Büsche zu hocken, wo die hoch eingestellten Scheinwerfer jedes vorbeifahrenden Autos die Halbkugeln deines wie Perlmutt schimmernden Hinterteils anstrahlen können? Rechnet man noch die Wahrscheinlichkeit hinzu, sich auf die eigenen Schuhe zu pinkeln, ist der Begriff »Penisneid« nicht mehr allzu schwer zu verstehen.
    Ein Paar Scheinwerfer tauchte am unteren Ende der Einfahrt auf, und ein mechanisches Summen begleitete das langsame Aufgehen der schmiedeeisernen Tore. Eine schwarze StretchLimousine kam in Sichtweite, fuhr langsam die Einfahrt entlang und näherte sich dem Haus mit der Gesetztheit des ersten Wagens in einem Trauerzug. Der Fahrer hielt unter dem Vordach und löste die Verriegelung der Kofferraums, der wie von selbst aufzuspringen schien.
    Wie auf ein Stichwort ging das Verandalicht an, ehe sich die Haustür öffnete. Beck sprach über die Schulter mit jemandem, trug drei große Koffer heraus und stellte sie auf die Veranda. Bei laufendem Motor stieg der Chauffeur in Smoking und Mütze aus und ging nach hinten, wo Beck mit dem Gepäck wartete. Der Fahrer hob die Koffer einen nach dem anderen in den Kofferraum, schlug den Deckel zu und öffnete die hintere Tür der Limousine. Beck blieb stehen und blickte zum Haus, während seine Frau auf die Veranda heraustrat. Sie hielt kurz inne, wohl um das Schnappschloss zu überprüfen, ehe sie die Tür hinter sich zuzog. »Ist das alles?«
    »Ja, alles bestens. Die Koffer sind hinten drin.«
    Sie ging zum Wagen und schlüpfte auf den Rücksitz. Beck folgte ihr. Der Fahrer schloss die hintere Tür, kehrte nach vorn zurück, nahm seinen Platz am Steuer wieder ein und schlug seine Tür ebenfalls zu. Ein leises Ploppen ertönte, als er die Handbremse löste, und schon glitt die Limousine die Einfahrt entlang und auf die Straße hinaus. Auf dem beleuchteten Nummernschild stand ST LIMO-1, was besagte, dass es sich um Wagen Nummer eins des Santa Teresa Limousine Service handelte. Die Tore schwangen auf, der Wagen verschwand, und die Tore schlossen sich hinter ihm wieder.
    Neben mir ließ Reba ihr Dunhill-Feuerzeug aufflackern, und die Flamme wärmte kurz ihr Gesicht, ehe sie den ersten langen Zug an einer frischen Zigarette nahm. Sie steckte Zigarettenschachtel und Feuerzeug ein und stieß eine lange Rauchfahne aus. Ihre Augen waren erstaunlich groß und dunkel, und ihre Lippen zogen sich in einem zynischen Grinsen nach oben. »Dieser verlogene Drecksack. Wissen Sie, wann es mir klar war? Haben Sie bemerkt, wie er plötzlich ganz kurz stehen geblieben ist, als er mich gesehen hat? Das hat alles gesagt. Ich war die Letzte, die er sehen wollte.«
    »Zumindest haben Sie es geschafft, Onni in die Suppe zu spucken. Sie war wirklich stinksauer auf ihn.«
    »Das will ich hoffen. Aber jetzt sollten wir schleunigst von hier verschwinden, ehe irgendein Hilfssheriff vorbeifährt. Beck sagt ihnen nämlich immer Bescheid, wenn er verreist. Sie sind sehr aufmerksam ihm gegenüber.«
    »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s blendend. Wie lange wird es dauern, mit den Typen vom FBI einen Termin auszumachen?«
    Als ich um fünf vor halb zwölf meine Wohnung betrat, blinkte das Lämpchen am Anrufbeantworter, ein winziger roter Leuchtpunkt im Dunkeln. Ich machte das Deckenlicht an, stellte meine Tasche auf die Arbeitsfläche und die Einkaufstüten auf den Fußboden. Dann trat ich an den Schreibtisch und sah auf das Blinklicht herab, als wäre es eine Nachricht im Morse-Code. Entweder war es Cheney oder nicht. Den Anruf hatte ich bereits als Tatsache wahrgenommen, also musste ich auch herausfinden, von wem er kam. Falls Cheney nicht angerufen hatte, hatte das nicht unbedingt etwas

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