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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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verbockte.
    Ein Parkgehilfe brachte Rebas BMW. Beck steckte dem Mann an Rebas statt ein Trinkgeld zu, ehe er sich umwandte und ein zweiter Parkbediensteter seinen Wagen hinter ihrem abstellte. Als Reba eingestiegen war, nahm sie einen Lippenstift heraus, trug eine frische Schicht auf und überprüfte das Ergebnis im Rückspiegel. Sie entdeckte Beck hinter sich, winkte ihm und warf ihm eine Kusshand zu. Dann startete sie den Wagen und bog nach rechts auf die Coastal Road ab. Ich warf einen Blick nach hinten und sah Beck gerade noch hinter uns herausfahren. Er bog nach links ab, in Richtung der West Glen Road. Sowie er außer Sichtweite war, bremste Reba, wendete und raste ihm nach.
    »Was haben Sie denn vor?«, fragte ich.
    »Ich will Ihnen sein Haus zeigen.«
    »Und was interessiert mich das? Um diese Uhrzeit? Es ist dunkel.«
    »Es dauert nicht lang. Es liegt nur eine Meile die West Glen runter.« »Es ist Ihr Wagen, also können Sie tun, was Sie wollen, aber machen Sie sich meinetwegen keine Umstände.«
    Ich konnte ihre Stimmung nicht einschätzen. Zuerst hatte ich gedacht, sie hätte nur mit Beck geflirtet, um Onni auf die Palme zu bringen. Jetzt wartete ich darauf, dass wir beide unsere Beobachtungen in Bezug auf Onnis Reaktion austauschten, vor allem darüber, dass sie so sauer davongerauscht war. In dieser Phase des Abends hatte Beck wirklich seinen Charme sprudeln lassen, und Reba war seinem Zauber erlegen. Ich fand es beunruhigend, wie gewandt er sie wieder in seine Umlaufbahn gezogen hatte und die gleiche unsichtbare Anziehungskraft auf sie ausübte wie die Erde auf den Mond. Gerade als ich mir eingebildet hatte, wir hätten sie auf unsere Seite gezogen, hatte Beck sie zurückgeholt.
    Wir bogen rechts auf die West Glen ein. Beck war jetzt außer Sichtweite, da mehrere Kurven zwischen seinem und unserem Wagen lagen. Selbst wenn er unsere Scheinwerfer hinter sich bemerkte, würde er sich wahrscheinlich nichts Besonderes dabei denken. Wir erreichten ein gerades Straßenstück und sahen ihn etwa vierhundert Meter vor uns fahren. Seine Bremslichter leuchteten auf, als er das Tempo drosselte und nach rechts abbog. Sein Wagen verschwand außer Sicht. Reba beschleunigte, verkürzte unseren Abstand und bremste dann ebenfalls ab. Sie spähte über mich hinweg und zum Fenster auf der Beifahrerseite hinaus, als wir an einem ummauerten Anwesen vorbeifuhren. Ich erhaschte einen Blick auf ein massives Steinhaus in einem Märchenland voller Lichter.
    Etwa fünfzig Meter nach der Einfahrt zu seinem Haus hielt sie am Straßenrand. Sie löschte das Licht, stellte den Motor ab und stieg aus. »Kommen Sie mit oder nicht?«, fragte sie, ehe sie die Tür leise zudrückte.
    »Klar. Um elf Uhr abends bin ich immer für einen Spaziergang zu haben«, erwiderte ich und stieg auf meiner Seite aus. Sie hatte ihre Tür extra leise zugemacht, und so knallte ich meine ebenfalls nicht ins Schloss. Falls das hier eine Art Einsatz mit Fahndung und Zugriff werden sollte, dann war es unsinnig, Beck auf unsere Anwesenheit aufmerksam zu machen. Ich schloss zu Reba auf, und gemeinsam marschierten wir auf der finsteren Straße zurück. Nachdem wir eine halbe Stunde in einer verrauchten Bar verbracht hatten, rochen wir garantiert wie zwei Zigarettenkippen auf der Suche nach Frischluft. In diesem Teil von Montebello war es finster – es gab weder Straßenlampen noch Gehsteige, noch vorbeifahrende Autos. Begleitet wurden wir vom Zirpen der Grillen und dem Duft der Eukalyptusbäume. Vor Becks Einfahrt blieb sie stehen.
    Durch die Eisentore bot sich mir der volle Panoramablick. Die efeubewachsene Steinfassade sah so würdevoll aus wie ein Kloster. Darüber erhob sich ein Mansardendach in Fachwerkbauweise, während sich eine lange Reihe von erleuchteten Sprossenfenstern die Vorderfront entlangzog. Ich schätzte das ganze Anwesen auf ein bis zwei Hektar. Auf der einen Seite sah man einen Tennisplatz und auf der anderen einen Swimmingpool. Reba ging zur rechten Seite des Tors und drängte sich zwischen der Hecke und einem Steinpfosten hindurch, wo trotz der dichten Büsche eine Lücke das Durchkommen erlaubte. Ich folgte ihr und quetschte mich durch ein Drehkreuz aus Ästen, das mir fast das T-Shirt vom Leib riss. Reba schritt mit gelassener Vertrautheit weiter über den Rasen. Offenbar war sie sicher, dass es weder Bewegungsmelder mit Flutlicht noch auf Angriff trainierte Hunde gab. Ich hatte Angst, die automatische Rasensprenganlage (mit ihren

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