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Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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doch glatt an den Krahwinkel verkaufen, unmöglich. Wenn das der Jakob wüßte.«
    Karla macht sich so sanft wie möglich von ihr los. »Ich muß dann mal weiter.«
    »Du mußt mal auf einen Kaffee zu mir kommen, bißchen von den alten Zeiten plaudern. Was warst du für ein originelles Kind. Nee, wirklich originell, wolltest mir immer deinen Teddybär verkaufen. Hast dich auf eine Bierkiste gestellt und deinen Teddy angepriesen. Wie hieß der noch?« Rose versinkt in Gedanken.
    »Mollifrolli«, sagt Karla und muß schlucken. Den Namen hatte sie bis eben ganz vergessen, genau wie die Bierkisten, auf denen sie gestanden hat und das »Gehst du wohl sofort da runter« ihrer Mutter. »Ich muß jetzt wirklich weiter«, sagt sie und läuft einfach los.
    Die Quittländer erwacht erst langsam aus ihren Gedanken. Mollifrolli, genau, und dreißig Mark wollte sie dafür haben. Unvorstellbare Summe Anfang der Sechziger. Ob sie immer noch so gierig ist wie als kleines Mädchen damals?
    Rose Quittländer seufzt. Sie muß sich wohl doch was ganz eigenes ausdenken wegen dem Krahwinkel. Der Leuchter vom Kwiatkowski ist Schnickschnack. Vielleicht ...Ja, warum nicht. Das könnte gehen. Genau, da kommt ihr keiner drauf. Sie kann ja einen falschen Namen angeben, nachgehen müssen die der Sache trotzdem. Elegante Lösung, genau richtig für den Krahwinkel, kommt der nie dahinter, auch nicht der Alte.
    Erfrischt geht sie das letzte Stück bis zur Haustür, steckt den Schlüssel ins Schloß. Wieder nicht abgeschlossen! Und eine Musik dröhnt durchs Treppenhaus, daß das Geländer wackelt. Na, den Krachmachern von unterm Dach juchhe wird sie jetzt aber den Marsch blasen. Ihr ist danach. So ein, zwei Doornkaat machen Mumm. Was da passieren kann, wenn man nicht abschließt.
    Karla geht nicht nach Hause. Auf Mollifrolli muß sie dringend noch einen trinken. Am besten da, wo ihr niemand wie Jochen über den Weg laufen kann, also in keinem Fall auf der Zülpicherstraße. Mit ihrer Kindheit will sie allein sein. Da hat keiner was drin zu suchen. Sie geht am Drogeriemarkt vorbei. Warum nicht wieder der »Fährmann«? Wer sollte ihr da schon über den Weg laufen. »Ohne tabu« spielt man nur einmal in derselben Kneipe, und sie hat den Laden schließlich zuerst entdeckt.
    Tausendfünfhundert Atemzüge, und die ganze Zeit Filous Maul zuhalten. Puh, haben die mit dem Auto lange gebraucht. Nikita richtet sich hinter den gestapelten Baumstämmen auf und betrachtet die verschwimmenden roten Rücklichter des Transit, der langsam in Richtung Straße wegdieselt. Hatten eine halbe Wohnung dabei, die sie auf der Lichtung gegenüber vom Holzstapel abgeladen haben. Ein Sofa steht gemütlich zwischen zwei Tannen und saugt sich langsam mit dem Regen voll, der zwischen den Baumwipfeln herabnadelt.
    Filou macht jetzt einen Heidenlärm, muß all die Beller loswerden, die sich in ihm gesammelt haben. Nikita ist das ganz recht, sie zieht sich die Kapuze ihres Anoraks über den Kopf. »Komm, wir gehen dahinten zum Licht, ist besser.« Sie macht sich auf den Weg. Eine Viertelstunde braucht sie, dann steht sie an der Schnellstraße, in deren Mitte die Bahngleise verlaufen. Vielleicht sollte sie doch besser zurückfahren, eben legt sich eine Bahn singend in die Kurve, gleitet davon. Das Pflaster rauscht, als ein Auto vorbeifährt. Nikita wischt sich nasse Haare aus der Stirn. Regen ist nicht schön, wenn man kein Ziel hat.
    Das Rauschen und Singen der Straße wird vom Läuten einer Glocke übertönt. Von links. Nikita schaut hin. Kein Zweifel, die Kirche. Und Filou bellt wieder. Zweifelnd betrachtet das Mädchen die langsam herankommende Gegenbahn durch den Regenvorhang, dann wieder den Kirchturm, der über die Bäume links von ihr herausragt. Bahn, Kirche? Kirche, Bahn? Zehnmal schlägt die Glocke, Nikita zählt mit und ihre Knöpfe ab. Kirche kommt dabei heraus.
    »Pjotr will, daß wir kommen«, sagt sie zu Filou. Der gähnt. Nikita zerrt ihn auf den glänzenden Radweg und marschiert los, mitten durch die Pfützen, während die Bahn anhält. Im gelben Licht der Fenster sieht sie das müde Gesicht eines Mannes, er kaut Kaugummi, blickt kurz durch den perlenden Regen zu ihr hin, blickt wieder weg, weil alles so trostlos ist.
    Karla setzt sich an die Theke, bestellt Kölsch. Ob sie die »Windstärke zwölf« mal probieren soll? Nein, Schnaps und Teddybären vertragen sich nicht, entscheidet sie. Ihr ist nicht danach, sich zu betrinken. Mollifrolli ist nichts, was ihr nur weh

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