Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kiosk

Kiosk

Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
Vom Netzwerk:
Und die alte Kalkleiste Krahwinkel als skrupelloser Gierhals ist auch nicht verkehrt. Da gibt’s sogar ein Superfoto von dem alten Schrumpfkopf mit der Hakennase. Von der Ehrung letzten Sommer bei der Industrie- und Handelskammer, da sieht der Krahwinkel aus wie Nosferatu.
    Die Laune des Journalisten hebt sich, vielleicht kommt er damit auf die letzte Seite. Das lokale Sahnestück. Der Kölner liest erst die Schlagzeilen auf Seite eins, dann dreht er das Blatt um, um zu erfahren, was wirklich wichtig ist in seiner Stadt, und seine Stadt geht über alles, da läßt man keine Büdchen sterben, jedenfalls nicht ohne Schlagzeile.
    »Also, ich glaub, ich hab jetzt das Wichtigste. Morgen würd ich dann mit unserem Fotografen kommen und den Kiosk aufnehmen.«
    »Davon haben Sie doch schon so oft Fotos gemacht«, wundert sich Lenchen. Ist doch Verschwendung.
    »Wir brauchen ein paar mit mehr Leben drauf.« Und mit Kwiatkowski, falls der wirklich berühmt ist.
    »Wäre gut, wenn Sie morgen dann alle da wären. So um elf. Vielleicht auch der, der das Ding da gefunden hat. Der freut sich doch bestimmt, wenn er in die Zeitung kommt.« Ein Original rundet die Sache schön ab, fehlt nur noch eine junge hübsche Mieze. Na, so was wird sich finden lassen, irgendeine will immer in die Zeitung.
    »Also, tschüs.« Er klopft auf den Tisch. »Das Wasser zahlen Sie?« fragt er im Gehen vage in die Runde. Kwiatkowski nickt, so einem will er nun wirklich nichts schuldig bleiben.
    »Ich werd dann mal«, sagt Lenchen und nimmt den letzten Schluck Rotwein im Stehen. »Will morgen was früher aufmachen, wegen der Baustelle. Die Brötchen laufen ganz gut. Vielleicht sollte ich paar heiße Würstchen anbieten.«
    Rose Quittländer erhebt sich ebenfalls. »Kommen Sie mit?« will sie von Kwiatkowski wissen. Der schüttelt den Kopf. »Muß noch ein bißchen nachdenken.«
    »Das Bier ist hier aber teurer als aus der Flasche«, gibt Rose Quittländer zu bedenken.
    »Spielt keine Rolle.«
    »Na denn, viel Glück mit Ihrem Leuchter da.« Glück wird er nötig haben, die Geschichte hat doch kein Hand und kein Fuß. Da muß sie sich wohl selber was ausdenken, um den Krahwinkel zur Räson zu bringen. Den jungen, beim alten ist doch kein Blumentopf zu gewinnen, und Rose Quittländer hat auch schon so eine Idee. Der Lena erzählt sie davon natürlich nichts. Im Gegenteil. Vor der Tür bleibt sie kurz stehen und atmet tief ein.
    »Herrliches Lüftchen. Ich glaub, ich geh noch bißchen spazieren«, sagt sie und schlägt die entgegengesetzte Richtung ein.
    Sie wird doch nicht mit einer Verräterin zurück zum Kattenbug gehen. Wollte doch tatsächlich den Kiosk verkaufen. Pah, da wär der Jakob ja mit seiner Ersten besser gefahren. Die hat das Büdchen ausgeschlagen, kurz bevor sie dann selbst verstorben ist.
    Arme Karla, zwei Todesfälle so kurz aufeinander. Aber ob das Mädchen jetzt noch einen Anspruch auf den Kiosk hat?
    Rose Quittländer, durch einen Lichtkegel auf dem Pflaster abgelenkt, schaut kurz durch eine Tür in ein türkisches Kaffee. Die Männer sitzen auf harten Stühlen mit Stahlrohrbeinen unter nacktem Deckenlicht. Die Wände sind so kahl wie der Linoleumboden. Sie trinken Kaffee und rauchen. Seltsam, was diese Ausländer sich unter Gemütlichkeit vorstellen, nicht mal Tischdecken haben sie aufgelegt.
    Wo war sie noch stehengeblieben? Ach ja, Karla. Sie könnte bestimmt einen Prozeß anstrengen. Erbschaftssachen sind ja immer eine knifflige Angelegenheit, könnte behaupten, ihre Mutter sei schon nicht mehr klar gewesen, als sie das Erbe ausschlug.
    Beim Drogeriemarkt biegt Rose in den Kattenbug ein. Da ist ja die Karla. Hat wohl eben die Bude dichtgemacht.
    »Guten Abend, Frau Quittländer, noch unterwegs?«
    »Guten Abend, Kindchen. Ja, war gerade mal um den Block, Luft schnappen.« Karla will weitergehen, Rose Quittländer faßt sie beim Arm. »Du hättest übrigens ruhig was sagen können. Ich meine, ich habe dich doch sofort erkannt, Karla.«
    »Ach so, ja, das.«
    Rose Quittländer guckt streng. »Ja, das. Und übrigens, mit diesem jungen Volk aus meinem Haus würd ich mich nicht rumtreiben, sind doch alles Filous. Tun nix und lungern nur um die Ecken.«
    Karla guckt fragend.
    »Na, diese Studenten. Das ist doch kein Umgang für dich, du bist mehr fürs Bodenständige, wie der Jakob. Das seh ich auf einen Blick. Was ein Glück, daß du bald den Kiosk übernimmst.« Sie macht eine kleine Pause und guckt. Karla sagt nichts. »Lenchen wollte

Weitere Kostenlose Bücher