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Kiosk

Kiosk

Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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sich. Ganz leise.
    Nebenan rattern die Baumaschinen, knurrt der Bagger. Der Fotograf macht dämliche Sprüche in Richtung seines Kollegen.
    »Is doch kein Bild, diese Bude mit den paar Karikaturen und der blöden Blechlaterne.« Er zeigt auf den Leuchter, der auf dem Mauervorsprung des Kiosks steht. »Und dann der ganze Staub von der Baustelle. Das in Farbe gibt nur Matsch.«
    »Schieb ab, Mann, ich sag Bescheid, wenn’s soweit ist.«
    Der Dachdecker wartet auch schon darauf, daß endlich was passiert. »Mensch, so lange kann ich der Arbeit nicht fernbleiben, is ja kein Kindergarten hier. Wann macht ihr endlich das Bild?« Eine Weile hat er mit sich gerungen, ob er mit aufs Bild will, wegen dem Leuchter und dem Krahwinkel, aber der Leuchter gehört dem Kwiatkowski, da kann ihm keiner was. In eine Geschichte übers Büdchen gehört er nun mal rein. Er weiß, was sich gehört. Probehalber nimmt er schon mal den Leuchter und wiegt ihn in der Hand. Dem Buddy fehlt für so was die Würde, der ist ja ein Depp. Er übt eine ehrfürchtig-erstaunte Miene, die er im Messingfuß des Leuchters überprüfen will, aber das Metall spiegelt nur eine sehr große, löchrige Nase wider. Ehrfurcht steht ihm nicht, beschließt er, besser, er gibt seinen Feldherrnblick. Marsialisch, wie er sagen würde, wenn er martialisch meint.
    Der Antiquar kommt aus dem Haus, sagt nichts, stellt sich dazu und bekommt von Lenchen seine Camel ohne. Gemächlich entfernt er das Glaspapier, zupft das gefaltete Stanniol auf und klopft sich eine Zigarette heraus. Das Schweigen hat ihn wieder.
    »Machste mal ein Gedeck«, bestellt der Dachdecker, jetzt, wo’s gemütlich wird. Mäusemilch und eine Flasche Reissdorf.
    Lena schüttelt den Kopf. »Nicht, wo die Zeitung dabei ist«, flüstert sie. Nachher hat sie wegen so was noch das Ordnungsamt am Hals. Die Eierkartons hat sie vorsichtshalber auch schon aus dem Fenster genommen, weil die offiziell nur aus dem Kühlschrank heraus verkauft werden dürfen.
    Irgendein Nachbar hat sie deshalb mal angeschwärzt, prompt war das Gesundheitsamt da.
    Der Dachdecker schiebt resigniert die Hände in die Taschen, zieht sie wieder raus, schlägt die Handflächen gegeneinander. »Da kommt die Quittländer, jetzt könnt ihr loslegen«, sagt er dem Journalisten. Der betrachtet skeptisch die alte Frau im weißgeblümten Kleid und mit hellem Hut auf dem Kopf. Der Fotograf hat recht, die, der rauchende Alte mit der Flattermähne und der Dachdecker, das sind wirklich nur Karikaturen. Die retten kein Büdchen, sehen ja selber halbtot aus.
    Dabei hat Rose ihr Bestes an, sie hat sich haarscharf überlegt, daß die Geschichte um den Leuchter ein kleiner Anheizer ist, der Knalleffekt kommt dann morgen – von ihr. Sie hat alles vorbereitet. Muß mir noch die Nummer von dem Journalisten geben lassen, denkt sie, wenn ich die Stimme bißchen verstelle, merkt der auch nix. Besser, ich red heut nicht zuviel. Sie grüßt stumm.
    »Hallo Rose, wie geht’s, wie steht’s?« sagt Lenchen. Wenigstens diesen stummen Streit will sie endlich beilegen, aber die Quittländer schweigt. Der Journalist schaut auf die Uhr. »Wird langsam eng für mich. Könnten Sie diesem Künstler vielleicht Bescheid sagen?« fragt er in den Kiosk hinein.
    Lenchen geht zum Telefon, wählt, horcht eine Weile. »Geht keiner ran, aber heut morgen war er schon mal kurz hier. Jetzt geht er nicht ran.«
    Kein Wunder, denn eben kommt Kwiatkowski aus Richtung der Apartmenthäuser den Bürgersteig entlang. Seine Schritte sind energisch. Rose findet, er sieht ängstlich aus. Wird sich doch nicht wegen dem Zeitungsfritzen die Hose vollmachen, das ist doch nur so ein Hemdchen mit vorlautem Maul und Dutzendgesicht. Kwiatkowski beachtet keinen, tritt rasch ans Fenster. »Ist sie jetzt da?«
    Lenchen schüttelt den Kopf, greift in die Kasse, holt den Zettel heraus. »Das habe ich eben gefunden.«
    Der Journalist grüßt verbindlich. »Dann können wir ja loslegen. Super. Sie stellen sich am besten alle vor den Kiosk. Und nicht zuviel lächeln, ist ja ’ne ernste Sache.«
    Kwiatkowski liest:
    »Hallo Lena,
    Habe mir Lohn für fünf Tage genommen, hoffe, das stimmt. Verkaufen Sie an Krahwinkel oder nicht, ganz wie Sie wollen. Ich will nichts von dem Geld. Tut mir leid, daß Sie das gedacht haben. Deswegen war ich nicht hier, aber man kann die Vergangenheit wohl nicht nachholen wie eine Klassenarbeit.
    Danke für alles.
    Karla.«
    Der Journalist holt den Fotografen. Der findet immer

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