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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Spezikeller hinauf. Grinsend erinnerte sie sich an Tom, der seinen Berliner Freunden stets präzise erklärte, weshalb man in Bamberg AUF den Keller ging. Die Brauer hatten in alten Zeiten, als es noch keine Kühlhäuser gab, ihr Bier in stollenartigen Kellern im Berg gekühlt. Draußen, auf dem Berg und damit auf dem Keller, trank man heute noch das Bier. Ach, Tom. Für einen Moment dachte sie an ihren Freund ohne Groll, einfach nur ein wenig traurig, weil sie am allerliebsten mit ihm hier an der Hecke entlangflaniert wäre, in der Vorfreude auf ein echtes Rauchbier.
    Mit Britta versprach der Abend allerdings auch unterhaltsam zu werden. Sie hatte einen Tisch im romantischen Teil erobert, von wo aus man Michaelsberg und Dom sehen konnte.
    »He, Katinka!«
    Britta stand wie ein Baum auf ihrem Klappstuhl und winkte. Sie trug einen knöchellangen, silbrig schimmernden Rock und ein grünes Shirt.
    »Wie hast du das denn geschafft!«, rief Katinka schon von weitem. »Ein freier Tisch?«
    »Du kennst doch den alten Mensa-Trick«, erklärte Britta und lachte trocken.
    »Du meinst, die Konservenfabrik?«
    »Exakt. Zwei!«, brüllte sie dem Kellner zu, der sich mit einem Tablett voller Bierkrüge zwischen den Tischreihen durch das Getöse schob. Noch ehe Katinka sich setzte, standen zwei Seidla Rauchbier bereit.
    »Ich erinnere mich ausgesprochen gut«, erklärte Katin-ka und nahm den ersten Schluck. »Du hast deine Ferienjoberfahrung aus der Konservenfabrik eingebracht.«
    »Kreativ eingebracht«, grinste Britta und stippte eine Zigarette aus der Schachtel. »Man musste nur laut rausposaunen, was sich alles aus der Erbsensuppe rausklauben lässt, bevor die Maschine die Dose zumacht. Grashalme, verweste Spinnen, Fingerkuppen, Mäuse …«
    »Hör auf!«, lachte Katinka. »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass du den anderen Kellerbesuchern hier das Bier madig gemacht hast.«
    »Das war eine Touristengruppe aus Japan, die hätten mich gar nicht verstanden«, antwortete Britta. »Hast du Fortschritte gemacht?«
    »Ein paar. Ich kann noch nichts Genaues sagen. Jedenfalls gibt es Anzeichen«, Katinka zögerte, »dass Claudia Herzing lesbisch ist.«
    »Wie bitte?«
    »Britta, bitte, ich sollte das nicht sagen, versprich mir …«
    »Klar, wir unterhalten uns hier rein privat«, sagte Britta. Sie fuchtelte mit den Armen, um den Kellner auf sich aufmerksam zu machen. »Essen will ich auch noch was.«
    »Und was steht morgen im FT?«
    »Unglücksfall am Vorabend der Sandkirchweih«, antwortete Britta. »Keine Panik. Ich beziehe mich nicht auf Informationen von Dir, die ich sowieso nicht habe.«
    Katinka war sicher, sich auf Britta verlassen zu können. Sie kannten sich ewig, vertrauten sich gegenseitig fast alles an. Dennoch surrte die Gedankenwespe böswillig um Katinkas Kopf: »Smsmsm, Vertrauliches gibt man nicht weiter.«
    »Also zwei Bratwürste mit Brot und Kraut für mich. Und du, Katinka? Katiiiinka!«
    »Dasselbe!«
    »Sehr fantasievoll«, knurrte Britta. »Erzähl: Wie kommst du auf so was?«
    »Ich habe einen Liebesbrief von ihr an eine Frau gefunden.«
    »Und du bist sicher …«
    »Es ist absolut eindeutig. Das ist keine ›beste Freundin‹. Oder würdest du mich mit ›Liebste‹ anreden?«
    »Eher nicht«, gab Britta zu. Sie steckte sich die nächste Zigarette an.
    »Ich frage mich, ob jemand aus ihrem reichhaltigen Bekanntenkreis etwas weiß oder ahnt. Wie kann sie das geheim halten?«
    Britta schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Ein Pärchen kam auf der Suche nach einem freien Platz in ihre Richtung. »Ist hier noch frei?«, fragte die Frau hoffnungsvoll.
    Katinka öffnete den Mund, aber Britta sagte: »Sorry, aber da kommen noch drei Leute.«
    Das Pärchen zog enttäuscht ab.
    »Britta! Du bist fies!«
    »Wie sollen wir uns über deinen Fall unterhalten, wenn andere am Tisch sitzen? Im Flüsterton?«
    Katinka schnappte sich die rote Zigarettenschachtel und zielte damit spaßhaft auf Brittas Kopf.
    »Reden wir über was anderes als über die Arbeit«, bat sie.
    »Aber die Sache ist spannend!«
    »Mehr weiß ich ja noch nicht«, gab Katinka zu bedenken.
    Britta wiegte den Kopf hin und her: »Die perfekte Ehefrau, Mama, Lehrerin, das soziale Gewissen des Bamberger Umlands, Chorsängerin und ... was macht sie sonst noch alles?«
    »Sie ist bei ›Amnesty International‹ dabei. Aber die meisten Bekannten, von denen ich die Telefonnummern habe, sind nicht erreichbar gewesen.«
    »Klar. Sie sind entweder in

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