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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Biographie …
    Katinka verabschiedete sich von Johannes Herzing. Er bastelte inzwischen allein an seinem Flugzeug herum. Die beiden Jungen rauften im Garten. Katinka fragte sich, wo der Kleinste war. Als sie auf ihr Rad stieg und davonfuhr, spürte sie beobachtende Blicke auf sich gerichtet. Keine neugierigen, sondern überlegene, kalkulierende Augen. Sie sah sich unwillkürlich um, entdeckte aber niemanden.
     

5. Sandkerwafieber
    Katinka war kaum aus der Dusche gekrabbelt, als Tom anrief. Sie bemühte sich, den beleidigten Tonfall aus ihrer Stimme zu tilgen, aber es gelang ihr nicht recht. Wir haben es ausgemacht, der Job geht vor, hörte sie sich selbst wie ein Mantra wiederholen.
    »Wir gehen hier das Fußballspiel ansehen«, verkündete Tom aufgeräumt. »Guckst du auch?«
    »Was für ein Fußballspiel«, fragte Katinka. Sie hatte tatsächlich keine Ahnung.
    »Wo ist deine Loyalität als Sportfan?«, fragte Tom. »Deutschland spielt gegen Italien.«
    Katinka versprach, sich das Spiel anzusehen.
    »Drück unseren Leuten die Daumen«, bat Tom. Er erzählte von gewaltigen Fortschritten bei der Arbeit. Ka-tinka spürte deutlich, wie gerne er sie davon überzeugen wollte, dass er viel schneller als sie glaubte wieder zurück sein würde. Aber die Sandkirchweih verpasst er trotzdem, dachte sie missgünstig.
    »Bamberg brodelt schon«, sagte Katinka. »Und ich habe einen neuen Fall.«
    Toms Schweigen am anderen Ende deutete auf seine Bestürzung hin, nachdem er von der Wasserleiche neben dem Festzelt gehört hatte.
    »Das ist ein schlechter Witz«, sagte er.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Katinka genervt. »Ich erzähle keine Witze, in denen Ermordete vorkommen.«
    »Halte dich auf alle Fälle an deinen Kommissar«, bat Tom.
    Katinka verdrehte die Augen. Warum nur traute ihr keiner, sie selbst eingeschlossen, zu, mit Morden, Mördern und Toten zurechtzukommen? Natürlich hatte sie heute morgen der Anblick der jungen Frau schockiert, aber nun waren etliche arbeitsreiche Stunden vergangen, sie hatte mindestens ein loses Ende in der Hand, und sie würde weiterkommen.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, Toms ploppende Kuss-imitationen noch im Ohr, überlegte sie, ob sie sich in der Pizzeria unten etwas zu essen bestellen sollte, entschied sich aber dagegen. Der Abend rief danach, auf dem Keller auszuklingen. Sie griff nach ihrem Handy und wählte Brittas Nummer. Sie ging sofort ran.
    »Britta? Hier Katinka. Was hältst du von …«
    » Spezikeller ? Unbedingt. Ich sage dir, ich lechze nach einem Rauchbier. In einer halben Stunde?«
    »Du bist ja flott entschlossen«, lachte Katinka.
    Sie suchte sich eine leichte Hose und eine Bluse im Crinkle-Look heraus. Morgen würde sie waschen müssen. Seit ihrem Umzug war sie nur damit beschäftigt gewesen, ihren Besitz in den von Tom einzusortieren und sich einen Überblick über den Inhalt ihrer Kartons zu verschaffen. Wenn sie nicht in der Hasengasse saß und über ihren Beruf grübelte.
    Sie sprang aufs Rad und sauste los. Neugierig nahm sie den Weg durch die Lange Straße. Morgen würde es losgehen. Die Buden standen schon an Ort und Stelle, Klein Venedig glänzte, gekleidet in bunte Glühbirnen, große Mondlampions grinsten aus den Fenstern vieler Häuser. Ein geschäftiges Kommen und Gehen herrschte. Wie Süchtige umkreisten Bamberger und Touristen den Ort des Geschehens, als könnten sie keinesfalls noch knappe 24 Stunden warten, bis der Startschuss fiel und die mittelalterliche Stadt in Partystimmung unterging, um fünf Tage später wieder aufzutauchen, einigermaßen erstaunt darüber, überlebt zu haben. Katinka trat trainiert in die Pedale, stieg am Stefansberg, den sie wie üblich nicht über die Eisgrube, sondern entgegen der Einbahnstraßenregelung anfuhr, ab und schob ein Stück, um zu Atem zu kommen. Die Hitze pappte wie Kleister auf dem Kopfsteinpflaster. Einer Völkerwanderung gleich strebten die Leute lachend und plaudernd den Berg hinauf. Katinka reihte sich ein und fühlte sich glücklich. Die Sommerstimmung in Bamberg war einfach unvergleichlich. Alles kochte und bebte, freute sich am Dasein und warf für ein paar Wochen jede Spur von dumpfem Provinzialismus ab. Die bevorstehende Sandkirchweih tat ein Übriges, um den Bambergern die Welt von der freundlichsten Seite zu zeigen. Bürger wie Besucher inspirierte sie und erfrischte das mitteleuropäische Blut mit beinahe lateinamerikanischer Fröhlichkeit.
    Katinka stellte ihr Rad am Zaun ab und lief den langen Weg zum

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