Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
sagte sie ausweichend. Sie reihten sich in den Strom der Leute. Die Abenddämmerung tauchte den Fluss, die Brücken, die Fischerhäuser in ein sanftes, zartes Licht. Zu idyllisch, um echt zu sein, überlegte Katinka. Sie hatte Hunger. Der Steckerlfisch roch verführerisch, aber sie zog Melissa unter der Unteren Brücke durch. Am Alten Kanal warteten schon die Schwimmer. Ihre Fackeln waren noch nackt und kahl. Von dem DLRG-Boot war nichts zu sehen.
    »Wann geht’s los?«, fragte Melissa aufgeregt.
    »Wir warten auf Florian. Er fährt das Begleitboot. Normalerweise nehmen die keine Außenstehenden mit, aber er ist ein guter Kumpel von Tom und macht eine Ausnahme.«
    Eine Menge Schaulustige drängten sich am Geländer. Die Schwimmer, trotz der Hitze in Neopren-Anzügen, glitten ins Wasser. Von Klein Venedig her tuckerte ein Motorboot heran. Die Außenbeleuchtung war schon eingeschaltet.
    »Da sind sie!«, wies Katinka flussabwärts. Melissa zappelte neben ihr herum. Einer der Schwimmer hatte ein Walky Talky bei sich, aus dem krächzend Anweisungen ertönten.
    »Fackeln anzünden«, kommandierte er. Nach und nach entflammten die Schwimmer ihre Fackeln. In dem dunklen Wasser flackerten die Lichter gespenstisch. Der Fluss warf irisierende Spiegelungen an die Kaimauer. Die Menge am Ufer raunte hingerissen.
    »Wow«, entfuhr es Melissa.
    Katinka hätte sich der romantischen Stimmung gerne hingegeben, aber sie hatte noch eine andere Aufgabe vor sich. Das Motorboot glitt heran.
    »Florian!«, rief sie.
    »Hallo Katinka!«, antwortete Florian. Er steuerte das Boot. Die Katzenaugen seiner DLRG-Jacke funkelten. Neben ihm saßen noch eine Frau und ein Mann im Boot. Es kam nahe an die Mauer heran. An einem Eisenring befestigte die Frau die Halteleine.
    »Kommt rüber«, sagte Florian.
    »Los!« Katinka stieß Melissa an. »Du zuerst.«
    Melissa kletterte über das Geländer und sprang ins Boot. Florian zwinkerte Katinka zu. »Willkommen an Bord!«, sagte er zu Melissa. Seine massige Gestalt verdeckte ihr die Sicht, während er ihr eine Schwimmweste reichte. Katinka schob sich hinter die anderen Schaulustigen, die gebannt zwischen dem Boot und den wartenden Schwimmern hin- und herblickten. Er drehte sich um, und Katinka winkte ihm zu, während sie hinter die anderen Zuschauer zurücktrat.
    »So, dann geht’s weiter.«
    Die Leine wurde gelöst.
    »Macht euch bereit!«, rief Florian den Schwimmern zu.
    »Katinka!«, kreischte Melissa. Sie sprang auf und brachte das Boot gewaltig ins Schwanken.
    »Vorsicht, setzen Sie sich lieber wieder hin«, sagte der zweite DLRG-Mann. Melissa starrte wütend zum Ufer, wo sich Katinka hastig an den Besuchern vorbei zur Kapuzinerstraße schob.
    »Das zahle ich dir heim«, rief Melissa, aber im Startschuss für die Schwimmer ging ihr Protest unter. Katinka war sicher, dass Melissa schnell ihren Zorn verdaut haben würde. Die Ablenkung durch das Spektakel auf dem Fluss war einfach zu gut, geradezu wie gemacht für ihre Schwester. Außerdem wusste Katinka sie bei Florian in Sicherheit. Er hatte versprochen, sie unter seine Fittiche zu nehmen, bis Katinka zurückkam.
    Nun konnte es losgehen.
     
    Vom Berggebiet aus sah Bamberg hinreißend aus. Tief unten flackerten die Lichter der Sandkirchweih. Durch die warme Nachtluft drangen Musikfetzen zu ihr herauf. Die Altenburg lag hell erleuchtet, auch Dom und Michaelsberg waren angestrahlt: das ehemalige Benediktinerkloster in sattem Ocker, der Dom in kaltem Grün. Katinka ging schnell und entschlossen den schmalen Weg hinauf. Jetzt, da keine heiße Sonne vom Himmel brannte, tat ihr die Bewegung gut. Sie hatte die Abkürzung vom Kaiser-Heinrich-Gymnasium aus genommen. Ein wenig unheimlich war ihr die Dunkelheit zunächst vorgekommen. Immer wieder hielt sie inne, um zu lauschen. Sie war sich sicher, dass niemand ihr folgte. Wie auch. Selbst wenn sie beschattet würde – durch das Menschengewimmel in der Stadt an ihren Fersen zu bleiben, schien ihr beinahe unmöglich. Zudem war es inzwischen völlig dunkel. Sie kannte den Weg durch die Felder gut, manchmal joggte sie hier sogar mit Tom. Die Altenburger Straße lag links von ihr, die Straßenlaternen schickten ein beruhigendes gelbes Licht in die Nacht.
    Beim Gedanken an den völlig finsteren Weinbergweg wurde ihr ein wenig mulmig zumute. Aber sie musste einfach nachsehen. Ein merkwürdiger Fall, dachte sie. Eine Menge Leute kurven über die Bildfläche – aber ein wirklich überzeugendes Motiv ist nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher