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Kirchwies

Kirchwies

Titel: Kirchwies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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von diesem Besuch erfahren. Soll sie ruhig auf seine Assistentin in der Amtsstube eifersüchtig sein und ihm ihretwegen Szenen machen.
    Es ist schon dunkel geworden. Der Garten ist rundherum dezent beleuchtet. Thea ist in einem überlangen Oberteil mit exotischen Vögeln erschienen und einem weißen Rock von der Größe eines mittelbreiten Gürtels.
    »Warum kommst du zu mir?«, fragt er sie.
    »Weil du so arrogant bist, aber so gütige Augen hast«, antwortet sie.
    Sie würden zukünftig alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen treffen, um nicht ertappt zu werden, nehmen sie sich vor. Thea besitzt seit ihren Ausbildungsjahren ein Studentenappartement in Rosenheim, was keinem bekannt ist. Es liegt in einer gottverlassenen Gegend am Rand der Äußeren Münchener Straße. Wenn er sie da bald wieder besuchen würde, bräuchte er eine Stunde Anfahrt, wäre zwei, drei Stunden mit ihr zusammen und würde dann aufbrechen, um für eine weitere Stunde nach Kirchwies unterwegs zu sein.
    Wie soll ihnen da irgendjemand auf die Schliche kommen?
    Mit den Zähnen reißen sie sich die Kleider vom Leib und lieben sich. Vierzehn Tage später ist Thea tot.
    Campari kannte ihn schon, den Knoten im Magen. Wie oft schon hatte er ihn damals in München während seiner aktiven Zeit als Kriminaler gespürt. Und doch war es jetzt, als sei’s das erste Mal. »Oh Gott, Thea!«, sagte er ungewollt laut.
    Sie hatten ihren Standort auf eine Bank in Frau Stadtmüllers Garten verlegt, die hinter Rosenstauden und einer Sammlung bizarrer Figuren fast verborgen war. Fritzi blickte ihn aus fragenden Augen an. Frauen haben oft treffende Intuitionen. Doch anmerken ließ sie sich nichts.
    »Hier hab ich noch etwas«, sagte sie unvermittelt und zog drei weitere Fotos hervor. »Diese drei waren nicht in dem Umschlag. Sie lagen unter den anderen einfach so in der Schublade. Hier.«
    Sie hielt ihm eine Farbaufnahme hin, die sichtlich nicht mehr ganz frisch war. Sie zeigte eine hochschwangere Thea, die verliebt zu einem großen, blonden Sportlertyp mit kluger Brille hochsah. Sie klebte förmlich an ihm. Campari vermied es, ungläubig den Kopf zu schütteln.
    »Und dann das hier.« Fritzi reichte ihm das nächste Foto.
    Darauf war Thea mit einem kleinen Jungen abgebildet. Beide sahen mit zerzausten Haaren fröhlich, fast ausgelassen in die Kamera. Im Hintergrund war aufgewühltes Meer zu sehen.
    »Sie scheint ein Kind zu haben«, sagte Campari nachdenklich. »Einen Jungen.«
    »Und hier das dritte.«
    Hier war der Junge etwas älter. Er und Thea sahen sich sehr ähnlich, hatten dieselben Augen, die gleiche Mundpartie und waren zweifellos Mutter und Sohn.
    »Du warst doch mit ihr befreundet«, sagte Campari. »Hast du das nicht mitbekommen, dass Thea ein Kind hat?«
    Fritzi schüttelte den Kopf. »Nein. Wer weiß, vielleicht hat sie auch zwei? Oder drei? Die Frage ist, wo halten sie sich auf?« Ihre Augen leuchteten auf. »Spielt das eigentlich eine Rolle in unserer Ermittlung? Tut das was zur Sache?«
    Campari hielt ihr das erste Foto hin und zeigte auf den Mann. »Mehr noch als die Kinder: dieser Mann. Vielleicht der Vater. Vielleicht ein Verdächtiger.«
    »Wie wär’s«, fragte Fritzi hastig, »wie wär’s, wenn wir die Frau Stadtmüller noch einmal befragen? Kann doch durchaus sein, dass sie etwas gesehen hat. Dass sie den Mann oder die Kinder kennt.«
    Sie stellten fest, dass sich Frau Stadtmüller in ihrem Rollstuhl unter der offenen Haustür geparkt hatte. Hatte sie mitgekriegt, was gesprochen worden war?
    »Nein, nein«, war ihre entschiedene Antwort. Die Stricknadeln wirbelten wieder. »Ein Kind hab ich nie in ihrer Umgebung gesehen. Aber sie war ja erst seit nicht einmal vier Wochen meine Nachbarin. Außer Guten Morgen und Grüß Gott haben wir auch kaum ein Wort gewechselt. Ich hab mich schon gewundert, ob die mich nicht mag oder was. Aber einmal hab ich ihr was auf die Entfernung zugerufen, und dann war sie wie verwandelt. Nur meinen Namen hat sie sich nicht merken können. ›Grüß Gott, Frau Dorfmüller, Frau Stadthuber, Frau Weißnichtwas‹.« Frau Stadtmüller riss den Mund auf und drosch auf das unschuldige Strickzeug ein. Offensichtlich war es ihre Art, zu lachen.
    Es war wohl wie beim Fußball, dachte sich Fritzi. Es brauchte mehrere Angriffe, um einen Treffer zu erzielen. »Diesen Bub, haben Sie den schon einmal gesehen?« Fritzi hielt der Stadtmüller die Fotos hin. »Oder diesen blonden Mann hier?«
    Frau Stadtmüller beugte sich mühsam

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