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Kirchwies

Kirchwies

Titel: Kirchwies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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fragte er den Bauern. »Hast was gegen deinen Burgermoasta?«
    Der Bene machte ein erstauntes Gesicht und schob den Hut zurück. »Wieso? Wie kimmst jetzt da drauf? Bloß, weil ich dir a Frag gstellt hab?« Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet.
    Was ging hinter dieser Stirn vor? Tat er nur so unschuldig, oder war er es? Er musste dem Bene Zeit lassen, das spürte Campari. Nicht mit der Axt vorgehen, sondern Fingerspitzengefühl zeigen. »Die Kirche im Dorf lassen« kam ihm in den Sinn. Doch im selben Augenblick verwarf er den Gedanken wieder. »Was hast gfragt?«, sagte er so gedankenverloren wie möglich.
    »Ob ihr wegen dem Mord scho was rauskriagt habts.«
    Der Bürgermeister hob die Schultern. »Wia ma’s nimmt«, sagte er. »A bisserl wos geht allerweil.« Versonnen kratzte er sich mit einer Hand am Hals. Die andere hielt das Fahrrad. »Sag amoi, tätst du des hören, wenn der Scheiberl in der Nacht mit dem Auto vorbeikimmt?«
    »Der Scheiberl? Mit dem Auto? Koaner fährt hier mit dem Auto, des woaßt doch du am allerbesten. Alle heilige Jahr zieht er seinen Blechfrack ausm Schuppen, um zum Flugplatz zu fahrn. Aber des is selten und außerhalb vom Dorf.« Damit beäugte der Benedikt den Campari wie ein misstrauischer Raubvogel und fragte langsam: »Warum? Habts ihr den Herrn gar im Verdacht? Es hat ja oiwei ghoaßn, dass der was mit der … der … Frau, die, wo umbracht worden is, hat. Also i moan, sie war zwar seine Masseurin oder so was, aber es hoaßt halt, da war mehr.«
    Campari bekam augenblicklich schlechte Laune, wenn er daran dachte, dass seine Thea auch noch andere Männer gehabt hatte.
    »Woaßt wos, Burgermoasta«, sagte der Bene unvermittelt. »Mogst ned a Brotzeit? Oder wenigstens a Schnapserl?«
    Campari war versucht, Ja zu sagen. Hunger war bei ihm ein ständiger Gast, und ein Schnaps wäre auch nicht zu verachten.
    Doch er winkte ab, hob die Hand zum Abschied, schob sein Fahrrad an und schwang das Bein umständlich über den Sattel. Er musste seiner Arbeit nachgehen. Alles andere war Zeitvergeudung und Geschwätz.
    Der Hauptverdächtige wartete schon.

Zweiter Teil

eins
    »Ja, freilich kenn ich die Thea Brommel«, sagte Anton Scheiberl. »Ohne ihre manuelle Therapie wäre ich ein Krüppel.«
    Der Scheiberl Anton war stinkreich. Die einen sagten, er sei mit seinem Unternehmen bankrottgegangen wie der Schlecker und hätte sein Vermögen vorher in die Schweiz gebracht. Die anderen wussten aus sicherer Quelle, dass er dick im Waffenhandel steckte und es sich deshalb leisten konnte, die meiste Zeit in Kirchwies zu verbringen und zu faulenzen.
    Fest stand, dass er ungeheuer viel Land, etliche wertvolle Immobilien und eine ganze Reihe von Flugzeugen besaß. Die Fliegerei schien überhaupt sein Hobby zu sein. Irgendwer hatte die verleumderische Geschichte verbreitet, er vermiete seine Flugzeuge hauptsächlich an die östliche Mafia. Eines seiner Landgüter im Osten sei zum ausschließlichen Weidegrund eines im Untergrund lebenden ukrainischen Mafiabosses geworden. Anton Scheiberl sollte daraufhin erklärt haben, er habe von alledem keine Ahnung. Für die Vermietung der Flugzeuge beschäftige er einen Manager, und mehr als die Hälfte seines Besitzes sei Brachland. Er könne unmöglich lückenlos darüber informiert sein, was draußen in der Pampa vor sich gehe.
    »Manuelle Therapie.« Campari war nicht recht klar, worin der Zusammenhang zwischen »manuell« und »Therapie« bestand. Er ließ es sich erklären. Doch er blieb vorsichtig. In diesem Augenblick ein Wörtchen zu viel, und schon konnten Zweifel auftreten.
    »Jede Woche war sie bei mir, manchmal sogar zweimal. Astrein, sag ich Ihnen. Astrein.«
    »An welchen Tagen kam sie denn so?«
    »Am Dienstag in der Früh. Und manchmal am Freitag spät.«
    »Sagen Sie … wie viel haben Sie ihr bezahlt? Wird das von Ihrer Privatversicherung erstattet?«
    »Ich bin selbstverständlich gesetzlich versichert. Und die Kasse vergütet so was nicht. Ich hab’s ihr aus eigener Tasche gegeben.«
    »Wie viel?«
    »Achtundsechzig Euro für eine Behandlung. Aber …«
    »Aber?«
    »Sie hat zwei Hunderter gekriegt, wenn sie noch was extra gemacht hat.«
    »Extra?«
    »Na ja, Sie wissen schon.« Scheiberl machte eine eindeutige Bewegung mit der Hand. »Massieren halt.«
    Campari war geschockt. Doch er durfte es sich nicht anmerken lassen. Bilder aus seinen eigenen Treffen mit Thea überschlugen sich in seinem Kopf.
    Er räusperte sich, glättete

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