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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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„Also, was machst du jetzt?“
    Bahn unterbrach seine Wanderschaft. „Ist doch klar. Warten. Was denn sonst?“
     
     
    Das Klingeln des Telefons unterbrach die Unterhaltung. Jemand wünsche Bahn zu sprechen, erklärte Fräulein Dagmar. Waldhausen reichte ihm den Hörer.
    Kommissar Küpper war am anderen Ende der Leitung. Er rief aus der Traditionsgaststätte Stollenwerk gegenüber der Annakirche an und lud Bahn auf ein Kölsch ein. Bahn willigte spontan ein. „Gibt’s was Besonderes?“
     
     
    „Nein, nur so“, antwortete der Bernhardiner. Der könnte der Vater von Waldhausen sein oder doch dessen älterer Bruder, dachte Bahn. Der sagt mir auch nicht immer alles. Und dennoch vertraute er Küpper grenzenlos.
     
     
    Schnell hatte Bahn die wenigen Meter von der Pletzergasse zur Oberstraße zu Fuß zurückgelegt. Küpper hatte schon ein Getränk für ihn bestellt, das prompt geliefert wurde, als Bahn an einem der rustikalen Holztische neben Küpper Platz genommen hatte.
    Selbstverständlich, wie Bahn nicht anders erwartet hatte, hatte Küpper doch ein Anliegen. „Haben Sie etwas über Kirmes-Schmitz erfahren?“, wollte er von Bahn wissen.
    Der Journalist runzelte die Stirn und griff zum Glas. „Was soll ich Ihnen warum sagen?“
    „Alles!“
    „Damit haben Sie meine Frage nach dem Warum nicht beantwortet, Herr Kommissar.“
     
     
    Küpper mußte unwillkürlich lächeln. „Du bist schon ein Aas, Helmut.“ Er nahm einen kräftigen Schluck. „Wir treten auf der Stelle und kommen nicht weiter. Hinweise auf den Unfallfahrer oder das Unfallauto haben wir immer noch nicht. Fest steht nur, daß es sich nicht um einen Kleinwagen gehandelt haben kann bei der Schwere der Verletzungen von Schmitz.“ Wieder griff Küpper zur Kölschstange. „Jetzt müssen wir uns wohl einen anderen Ansatz für unsere Ermittlungen suchen.“
     
     
    Doch der Bruder von Waldhausen, dachte sich Bahn. Bereitwillig schilderte er dem Kommissar seine bisherigen Ergebnisse, die allesamt in die Sackgasse geführt hätten. „Du bist also auch nicht weiter als wir?“
    „Richtig“, pflichtete Bahn bei. „Das mit dem Briefkasten habt ihr doch auch ermittelt, oder?“ Küpper schaute ihn erstaunt an. „Nein. Wieso?“
    „Weißt du denn nicht, daß sich in der Nähe der Todesstelle ein Briefkasten befindet? Wahrscheinlich wollte Kirmes-Schmitz dort den Brief einwerfen. Er hat es nur nicht mehr bis dahin geschafft. Er war zu langsam.“
    „Und das Auto zu schnell. Der muß mit einem Affenzahn auf deinen Freund zugerast sein.“ Auch das hätte die Obduktion ergeben. „Dann war es also volle Absicht?“ Bahn blickte Küpper fragend an.
    „Wahrscheinlich.“
    „Dann war es Mord?“
    „So sieht es aus, Helmut.“
    „Und was willst du jetzt unternehmen, Herr Kommissar?“
    „Was schon? Abwarten natürlich“, antwortete Küpper lakonisch.
    „Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Das macht Kirmes-Schmitz auch nicht wieder lebendig.“
    Doch der Bruder!
    Den Hinweis auf den Briefkasten fand Küpper interessant. „Wenn ich das früher gewußt hätte“, murmelte er nachdenklich. „Da hat Wenzel Bockmist gebaut.“
    Das macht der doch immer, dachte sich Bahn grinsend. „Hätte es denn etwas geändert?“
    „Vielleicht.“
    „Oder auch nicht.“ Bahn erhob sich. „Du bezahlst!“
    Drei Kölsch, wie immer bei ihren kurzen, informellen Treffen, waren für beide genug. Sie machten sich wieder auf den Weg zurück in die Büros.
     
     
    Am Abend, als er in Giselas Armen von der Arbeit und dem Gespräch mit Küpper berichtete, fiel Bahn das Versäumte ein. „Ich habe vergessen, ihn über den zweiten Briefumschlag zu informieren.“ Er wollte aus dem Bett steigen und zum Telefon greifen. „Laß es“, schnurrte seine Freundin, „so wichtig ist das auch nicht.“
    Bahn ließ sich bereitwillig überzeugen. „Du hast recht.“ Er kroch zurück unter die Decke in ihre Arme. So wichtig war es wirklich nicht.

De „Arme Paul“
     
     
     
    Die Annakirmes sorgte schon für Diskussionsstoff, Tage bevor sie eröffnet wurde und die Schausteller ihre Geschäfte auf dem Platz aufgebaut hatten. Auf Grund einer Beschwerde eines einzelnen Bürgers, der von Berlin in die Langenberger Straße gezogen war und der sich durch das Kirmestreiben in seiner Nachtruhe gestört fühlen könnte, verfügte der Kölner Regierungspräsident neue Schlußzeiten für den Rummel. Bislang hatte es auf der Annakirmes immer ein offenes

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